DISSECTION   WATAIN   GODDAMNED X    SANGUIS    DARKFALL   
20.11.2004 @ Planet Music

Am 20. November 2004 war es soweit und etwas, auf das wohl einige Herrschaften lange gewartet hatten, ging im Wiener Planet Music über die Bühne: Jon Nödtveidt, seineszeichens Hirn hinter einer der einflussreichsten Bands im melodischen Death/Black Metal-Sektor hielt fast zehn Jahre nach seinem letzten Österreich-Konzert wieder Einzug. Ungeachtet der Probleme im Vorfeld, die sich um seine Person und den Grund seines sieben Jahre langen Verweilens hinter nicht nur sprichwörtlich schwedischen Gardinen rankten, fand sich doch eine beachtliche Schar ein. Nichtzuletzt, da der Mann im Gefängnis landete, bevor viele der Anwesenden Band kannten oder die Gelegenheit hatten sie live zu sehen.

Nun war es an den Steirern DARKFALL, die seit mehr als zwei Jahren das erste Mal in Wien live spielten, das Publikum anzuheizen und den Abend zu eröffnen. Umso verwunderlicher war es, dass das normalerweise doch recht verschlafene Wiener Publikum sich ein wenig von den fünf animieren ließ. Angesichts der Tatsache, dass die Band in der Vergangenheit gut angekommen ist, aber auch wieder nicht so verwunderlich. Die Band präsentierte sich gegenüber dem letzten Auftritt mit verändertem Line Up, das heißt mit einem zweiten Gitarristen, ohne Keyboard und mit neuem Drummer. Die Live Pause und die Line Up-Wechsel haben der Band sichtlich gut getan, da die Sache frischer denn je wirkte und vor allem der Neue hinter der Schießbude weit mehr Druck machte als sein Vorgänger. Als Opener gab es einen neuen Song auf den „Chapter of Denial“, eine der Hymnen vom letzten Album, folgte. Da der Song über einen recht hohen Bekanntheitsgrad verfügt und mit dementsprechendem Gejubel aufgenommen wurde, kann von einem taktisch klugen Zug geredet werden.
Das neue Material, bei dem ich gemäß der Ankündigung auf der Bandhomepage das volle Thrash-Brett erwartet hatte, ging zwar vielmehr bzw. nachwievor Richtung Schwedenund gelegentlich in Richtung einiger Amibands wie AS I LAY DYING, als in eine thrashige Schiene, wusste aber trotzdem zu gefallen! So wie sich die Sache angelassen hat, so ging es dann auch weiter und man kann in Summe von einem gelungenen Comeback reden.

Die ebenfalls aus der Steiermark stammenden SANGUIS folgten dann, jedoch schafften sie es nicht die Stimmung zu halten. Die längere Live-Auszeit in Wien änderte nichts daran, dass seitens der Band null Begeisterung aufkam. Ebenso lahm – und man kann es daher auch nicht übel nehmen – verharrte daher das Publikum. Es wurden schließlich in der Folge Songs der beiden Alben „Chaosgate Guardians“ und „Infernum Infinitum“ runterzockt, die Bewegung blieb Zeit des Gigs minimal. Bei langsameren Passagen kam stellenweise ein wenig Stimmung auf, legte sich aber rasch wieder, wurde das Gaspedal durchgetreten. Es war zu merken, dass SANGUIS zwar gut aufeinander eingespielt sind, jedoch sprang irgendwie der berühmte Funke nicht über. Ich habe die Band jedenfalls schon bereits in weit besserer Form gesehen – Gitarrist Azazel hatte Probleme mit der Hand, wie ich hörte, was ein Grund für fehlende Spielfreude sein könnte. Ein Gespräch mit der Band nach der Show bestätigte, dass der Eindruck auf Seiten der Bühne kein anderer war. Das nächste Mal dann wieder…

GODDAMNED X spielten im Gegensatz zu den zwei Bands zuvor, binnen zwei Wochen das zweite Konzert in Wien, waren aber dafür im Vergleich zum letzten Gig vor DISMEMBER sichtlich nicht verkatert… Dementsprechend agiler und energiegeladener war dann auch die Performance. Die Optik war nicht so statisch wie bei SANGUIS davor und auch die Laune war angemessen gut. Da die Songs der aktuellen Mini-CD „Marching Through The Inferno“ durchaus livetauglich sind, konnte man die Leute auch tatsächlich in Bewegung bringen. Das Publikum ließ sich jedenfalls wieder animieren, Reaktionen jenseits müden Applauses zu zeigen. Das erhoffte W.A.S.P.-Cover blieb leider erneut aus und „Kleinigkeiten“ wie die Tatsache, dass man die Lead-Gitarre stellenweise kaum hörte, störten zwar durchaus, wurden aber im Großen und Ganzen durch den Auftritt relativiert. Eins noch: wie Kollege Christoph angemerkt hat, ist Drummer Schuarl einer der am coolsten anzusehenden, weil scheinbar fröhlichsten, Schlagzeuger, da sein Dauergrinser beim Fellverdreschen einfach einmalig ist – schaut euch die Bilder an!

Die Schweden WATAIN hielten dann das Banner rohen und roots-orientierten Black Metals hoch. Ob es am Sound, oder der müden Darbietung lag, dass mich nicht die Begeisterung packte, obwohl ich mich für Klänge der alten Schule normalerweise begeistern kann, kann ich nicht sagen. Ich ließ mir aber von Anwesenden, die mit dem Material der Band vertraut sind, sagen dass es am Auftritt selbst und nicht am Material der Band lag, dass das Ganze nicht überzeugen konnte. Die zwei vergangenen Wien-Konzerte, die im TüWi und der Zu-Ga-Be stattgefunden hatten, seien jedenfalls weit überzeugender gewesen. Nichtsdestotrotz konnte ich mich während des Auftritts von WATAIN auf den Headliner einstimmen, da die Bühnenperformance zwar relativ langweilig, die Atmosphäre aber irgendwie passend düster war. Werd ich mir mal auf Konserve zu Gemüte führen…

Über DISSECTION selbst sollte bereits alles gesagt worden sein, für den Auftritt an diesem Abend ist wohl eine angemessene Laudatio notwendig. Nachdem die Umbaupause rasch über die Bühne gegangen war, erschallte das Intro „At the Fathomless Depths“ und mit „Black Horizons“ vom Debut wurde der Gig eröffnet. Anfänglich war fast nur Schlagzeug (heftigst getriggert), Gesang und ein klein wenig Gitarre zu hören. Mit der Zeit drehte sich der Spieß dann um und die Drums wanderten im Lautstärkeverhältnis nach hinten und den Melodien und Hymnen der Band wurde Platz gemacht.
Von Photos auf der Bandhomepage war bereits bekannte, dass Mainman Jon von einem schmächtigen Männchen zu einem glatzköpfigen, auftrainierten Hühnen geworden ist. Ebenso fiel rasch auf, dass die introverte Performance der Vergangenheit abgehörte und er deutlich auf das Publikum zuging und poste was das Zeug hielt. Mit „Frozen“ gab´s dann gleich einen zweiten Song vom Erstlingswerk, bevor „Night´s Blood“, der Song, der normalerweise auf das Intro folgt, an der Reihe war. Der Sound war mittlerweile sehr klar geworden und da die Sache nicht übermäßig laut war, stand dem hörtechnischen Genuss nichts im Wege. Die beiden neuen an der zweiten Gitarre und am Bass wirkten so, als wäre ihnen verboten worden, sich mehr zu bewegen als Frontman Jon, besonders der verbissene Blick, des Männchens an der zweite Gitarre wirkte neben dem offenen und publikumsorientierten Auftreten von Jon Nödtveidt recht amüsant. (Siehe auch Bilder…) Der Neue an der Schießbude prügelte die Songs tight runter und für alle, die es nicht wussten, es handelt sich dabei um denjenigen, der auf DARK FUNERALs „Vobiscum Sathanas“ sowie der darauffolgenden Tour Drums gespielt und damals auf den Namen Alzazmon gehört hat.
Mit „Maha Kali“, dem Titeltrack der neuen EP, wurde nur ein neuer Song gespielt, Der Song wirkte live, wenn ihm auch die Härte des alten Materials fehlte, von der Harmonieführung wie ein typischer DISSECTION-Song. Schwächer als der Rest kam er trotzdem rüber. Wer gelangweilt war, wurde dann mit „Soulreaper“, einem besonderen Zuckerl, belohnt. In der Melange war mit „No Dreems Breed In Breathless Sleep“ wieder ein Song von „The Somberlain“ an der Reihe. Bevor die Band das erste Mal von der Bühne ging, wurden jedoch die vier ausständigen Songs vom „Storm Of The Light´s Bane“-Album runtergezockt und erwartungsgemäßg wurde „Where Dead Angels Lie“ besonders frenetisch bejubelt.
Als Anfang des ersten Zugabenblocks wurden mit „Heaven's Damnation“ und „In The Cold Winds Of Nowhere“ zwei weitere Songs vom Debut serviert. Mit dem TORMENTOR-Cover „Elisabeth Bathory“ und dem Titelsong des Erstlingswerk verabschiedete man sich erneut. Als letze Zugabe gab es nach weit über eineinhalb Stunden „A Land Forlorn“ und dann war der Spuk vorbei. Für alle, die nicht dabeisein konnten, sei noch erwähnt, dass für nächstes Jahr weitere Konzerte angekündigt wurden.


FOTOS + E-CARDS


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Beitrag vom 02.12.2004
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