THERION   TRISTANIA   TRAIL OF TEARS - WIEN  
06.11.2004 @ Planet Music

Es war ein viel versprechender Samstagabend, dieser sechste November. Das Line Up dieser Metalnacht hätte nicht besser die herbstliche Stimmung unterstreichen können. Kalt und trist sind die zwei Schlagwörter, welche sowohl das Wetter als auch die Musik gut beschreiben. Dennoch zählt die erste Meldung, die diesen Abend die Runde machte, zur negativen Sorte. OLD DEAD TREE, eine heimische Band, die den Reigen eigentlich eröffnen sollte, haben kurzerhand und anscheinend ohne guten Grund abgesagt. Zumindest wusste niemand so recht warum es zu dieser Kürzung im Line Up kam und ich konnte mich auch trotz lästiger Fragerei nirgends schlau machen.

So kam es, dass die Norweger TRAIL OF TEARS nahezu überpünktlich (fünf Minuten vor dem regulären Beginn der Show) diesen Abend als Opener fungieren durften. Die beiden Sänger (einmal „cleaner“ Gesang und einmal „Growling“) waren von der ersten Minute an bemüht, Stimmung in das gut gefüllte Planet Music zu bringen. Die Setlist bestand aus sechs Songs, die Hälfte davon vom am 31. Jänner erscheinenden vierten Longplayer „Free Fall Into Fear“. Die neuen Stücke glänzten vor allem durch ihre immense Härte. Der Drummer machte durch diverse Blastbeat Attacken auf sich aufmerksam. Als TRAIL OF TEARS ihren letzten neuen Song mit den Worten „this is the hardest song from us ever“ vorstellten, ging ein Ruck durch die Menge. Es wurde gebangt und brav mitgeklatscht, wenn es die Mannen auf der Bühne verlangten. Alles in allem ein gelungener Gig, bei welchem die Norweger der Rolle als Opener mehr als gerecht wurden. Ich bin schon gespannt, ob TRAIL OF TEARS die Power ihrer Songs auch auf CD derart eindrucksvoll vermitteln können.

Als nächstes standen ihre Landsmänner TRISTANIA am Plan. Mittlerweile hatten sich auch die (wenigen) restlichen Zuschauer von der Bar zur Bühne hin begeben. Die sieben Musiker rund um Goldkehlchen Vibeke Stene und den dazu grunzenden Kjetil Ingebrigsten hatten das Publikum gleich beim Opener auf ihrer Seite. So ergab sich eine wirklich gute Stimmung und TRISTANIA zeigten all ihre Facetten: da steuerte der Gitarrist ab und an ein paar cleane Vocals dazu bei, spielte Ingebrigsten beim dritten Stück mit der akustischen Gitarre und unterstrich so einmal mehr diese wundervolle melodiöse depressive Gothic–Hymne, deren Name mir nicht mehr einfallen will. Auf den Einsatz von Cello, Geige und Chor (vom Band) wurde ebenso wenig verzichtet wie auf einen Song aus dem beliebten „Beyond The Veil“-Album. Außerdem hatte man als Vorgeschmack auf die demnächst erscheinende CD auch einen brandneuen Track mit im Gepäck. So zockten TRISTANIA locker acht Songs herunter und erfreuten sich am positiven Feedback vom dankbaren Publikum. Daumen hoch für einen mehr als nur gelungenen Gig!
An dieser Stelle möchte ich einmal das Planet Music für ihre kurzen Umbauzeiten und den auf die Minute genau eingehaltenen Zeitplan loben. Hier wird wirklich ganz tolle Arbeit geleistet.

So kam es, dass pünktlich um 22 Uhr THERION auf den Brettern standen. Doch leider gab es beim Opener einige Probleme mit dem Sound, sodass man gut ein Drittel des Liedes nur in Zimmerlautstärke genießen konnte. Doch diese Probleme waren schnell behoben und der Sound wurde von Stück zu Stück besser. Seltsam, denn bei den vorigen Bands hat es diesbezüglich überhaupt keine Mängel gegeben. Doch die Schweden ließen sich davon nicht beeindrucken und legten ein fast zweistündiges Set hin, welches es in sich hatte. Hier kam jeder THERION-Fan auf seine Kosten, was man an den Reaktionen im Publikum merkte: ekstatische Headbanger-Orgien waren die Folge. Vor allem die in deutscher Sprache vorgetragenen Ansagen von Chris zwischen den Songs ließen das Eis zwischen Band und Zuschauer ziemlich schnell schmelzen. Überrascht war ich von der Tatsache, dass man nur wenig Material vom aktuellen Album „Lemuria/SiriusB“ präsentierte. „Typhon“ ist ein Song, der mir auf die Schnelle einfällt. Doch THERION hatten das Publikum im Griff und wechselten gekonnt zwischen schnellen und melancholischen Titeln. Die Bühne schien aus allen Nähten zu platzen, da es sich bei den Schweden bekanntlich nicht gerade um eine drei–Mann–Band handelt. Nichts desto trotz gab man 120 Prozent Einsatz und spielte auch die größten Hits wie „Rise Of Sodom“ oder „To Mega Therion“. Außerdem gab es auch eine Premiere zu bejubeln: zum ersten Mal wurde „In Remembrance“ live gespielt! Ebenfalls eine Rarität war das seit 1996 nicht mehr live gespielte „Nemesis“. Nach 18 Songs verschwand die Band zum ersten Mal und spielte wenig später mit „Gods Of The Shadows“ und „To Mega Therion“ die ersten zwei Zugaben. Als man sich zum zweiten Mal verabschiedete, um schließlich noch einen Song drauf zu geben, staunten die Metalheads in Wien. Als letzte Zugabe wurde ein MOTÖRHEAD-Coversong zum Besten gegeben. Schließlich kam zu „Iron Fist“ spät aber dennoch sogar ein kleiner Kreis moshender Leute auf – und das beim Konzert einer Gothic Band!

THERION haben bewiesen, wie vielseitig und unterhaltsam man sein kann und bescherten ihrem Publikum eine unvergessliche Nacht.


Gunther
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Beitrag vom 12.11.2004
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