L´ÂME IMMORTELLE   SAMSAS TRAUM  
08.10.2004 @ Szene

Als Support von L’ÂME IMMORTELLE (exklusiv nur in Wien) enterte zuerst der vielerwartete Poet Alexander Kaschte, besser bekannt als Mastermind von SAMSAS TRAUM, die Bühne. Das Line-Up seiner mitgebrachten Band war eigentlich ganz gut ausgewählt, mit dabei war unter anderem der Keyboarder von WHISPERS IN THE SHADOW.
Wer das Konzert des Freizeitphilosophen vor ein paar Jahren im Planet Music mit Sängerin, Engelsfiguren und mitreißender Stimmung miterlebt hat, den wird die diesmalige Show wohl unbeeindruckt zurückgelassen haben. Doch auch wenn Alex diesmal die Fleißaufgaben nicht erledigt hatte, war seine Leistung und die seiner zusammengewürfelten Band sogar besser als die des Hauptacts des Abends und wurde auch mit mehr Zuhörern dafür belohnt. Das Wortgenie, das zur Weltzerstörung aufgebrochen ist, versprühte bei seinem Auftritt eine derartige Kraft, dass sich wohl kein Zuhörer seinem Bann entziehen konnte. Er singt nicht nur zur Musik, er lebt sie und macht die Hauptaussage seiner Musik von diversesten Seiten her greifbar.
Die Setlist war bunt durchmischt, zu hören waren sowohl ältere Stücke wie „Für immer“ und „Stromausfall im Herzspital“, als auch ganz neues Material vom kommenden „a.Ura und das Schnecken.Haus“-Album, darunter zum Beispiel „Sisyphos“, das den gewohnten SAMSAS TRAUM-Stil verfolgt und keinen Fan enttäuschen wird.

Nach einem guten Start des Abends mit SAMSAS TRAUM wartete ich auf einen mindestens ebenso guten Auftritt von L’ÂME IMMORTELLE, die das erste Heimspiel nach ziemlich langer Zeit bestritten. Ich wurde aber leider enttäuscht.
Theatralisch in zwei Reihen aufgestellt versammelten sich zu Beginn Thomas Rainer samt Band mit Ashley, wieder von WHISPERS IN THE SHADOW an der Gitarre, Keyboarder und Bassist, alle in Priesterkutten gehüllt rund um Frontfrau Sonja Kraushofer, bevor der Auftakt mit „Es zieht dich davon“ von der neuen Scheibe „Gezeiten“ gegeben wurde. Weiter ging’s mit „Voiceless“, bei dem Thomas seiner Partnerin die Augen verband und das ganze Lied lang blind auf der Bühne herumirren ließ (…We`re blinded by the brightest shining; And see not what`s behind; So we watch our own declining; Life, that made us far too blind…). An und für sich keine schlechte Idee der beiden, die Texte aktiv darzustellen. Vor allem bei „Masquarade“ erkannte man die Botschaft, dass Sonja, die wie eine Puppe nach Thomas’ Belieben ihre Körperstellung und den Gesichtsausdruck wechselte, die heutige „funktionierende Maschinerie“ Mensch darstellen sollte.
Allerdings kamen L’ÂME IMMORTELLE manchmal zu theatralisch und dramatisch rüber, sodass sie oft lächerlich erschienen und ihr Auftritt wie ein unprofessionelles Schauspiel wirkte. Vor allem Thomas bemühte sich zu sehr um das Image eines gotischen Grafen oder weltberühmten Rockstars (wie auch immer, bei ihm weiß man das nicht so genau…) und überschritt somit für mich in jeder Hinsicht die Grenzen von Gut und Böse. Sein Posieren und seine (zumindest auf der Bühne) übermäßig selbstgefällig wirkende Art wirft bei mir die Frage auf, wie derselbige bis jetzt fünf Alben mit sensiblen Texten füllen konnte. Hoffe, dass ihm der derzeitige Erfolg nicht allzu sehr in den Kopf gestiegen ist.
Gespielt wurden Songs quer durch die achtjährige Karriere der Band, darunter „Aus den Ruinen“, das sich live durch das ständige Wiederholen des Schlusstextteils wie auf dem Album etwas in die Länge zog sowie „Bitterkeit“, dessen Text über Tod und Verzweiflung Thomas eher verpönend als seine selbst geschriebenen Worte ernst nehmend darstellte.
Überaus schön war jedoch „Stern“ vom Album „Wenn der letzte Schatten fällt“, bei dem alle Musiker in Extase zu fallen schienen und auch Thomas seine andauernden, Nachtschicht-DJ-mäßigen Handbewegungen größtenteils unterließ. Ansonsten jedoch schienen der weibliche und der männliche Gesang, anders als auf CD, etwas aneinander zu kratzen.
Natürlich wurden auch weitere Lieder des neuen Albums vorgestellt, wie zum Beispiel „Ohne dich“, das ziemlich kraftlos wirkte, Pflichtsong-da-VIVA-tauglich „5 Jahre“, der on stage überraschend an Gefühl gewann und „Stumme Schreie“, bei dem sich erstmals der Bassist und der Gitarrist mehr als 20 cm von ihren Stellen bewegten. Ansonsten (bis auf die oben genannte Reaktion auf „Stern“) hatte man das Gefühl, dass die auserwählte Bandbesetzung insgesamt keinen, oder nur sehr spärlichen Kontakt zur Musik finden konnte, was sie sich musikalisch betrachtet aber nicht anmerken ließen.
Mit einem Trauermarsch und der anfänglichen Aufstellung in der Mitte der Bühne verabschiedeten sich L’ÂME IMMORTELLE , kehrten aber doch noch einmal zurück, um als Zugabe „Fear“ und „Life will never be the same again“ zu spielen, was sie aber meiner Meinung nach ruhig lassen hätten können, der Trauermarsch wäre ein guter, stimmungshinterlassender Schluss für eine Band gewesen, die ursprünglich im Gothic-Genre ihre Verwirklichung suchte.
Für mich haben (oder hatten) L’ÂME IMMORTELLE auf CD wirklich was drauf, live konnten sie mich jedoch nicht überzeugen, sondern brachten mich eher dazu, an der Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit ihrer Musik zu zweifeln.


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Kristina
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Beitrag vom 13.10.2004
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