CENTAO   TOTER ROTER FISCH  
02.07.2004 @ OK-Zentrum für Gegenwartskunst

Von 24. Juni bis 4. Juli wurde in Oberösterreich das internationale Theaterfestival „Schäxpir“ abgehalten. Neben unzähligen Aufführungen wurde auch ein musikalisches Rahmenprogramm in Form einer „Nightline“ initiiert, wobei man mit dem Obergeschoss (Mediendeck) des OK-Zentrums für Gegenwartkunst auch mit einem prächtigen Ambiente quasi über den Dächern von Linz aufwarten konnte.

An jenem Abend sollten insgesamt drei heimische Formationen um die Gunst des Publikums wetteifern.
Als Opener konnten TOTER ROTER FISCH gewonnen werden, die meines Erachtens zu Unrecht nach wie vor als Insidertipp gehandelt werden müssen. Zu Unrecht deshalb, da diese Linzer Band in mehrerlei Hinsicht einiges auf den Kasten hat, und es sich somit verdient hätte, auf mehr Resonanz seitens potenzieller Fans zu stoßen. Eine Gruppe mit derartig unkonventionellem Namen greift naturgemäß auch bei der Selbstdefinierung ihres Stils auf denkbar ungewöhnliche Begriffe zurück: Pionierrock. Es erscheint wohl nachvollziehbar, dass diese Bezeichnung für Außenstehende durchaus als irreführend und zu allgemein gehalten wahrgenommen werden kann, daher starte ich den Versuch einer groben Zuordnung: Ich würde behaupten, deren musikalische Ausrichtung tendiert in etwa in Richtung Deutschrock und artverwandte Genres, wobei TOTER ROTER FISCH ihre musikalischen Fühler auch in andere Richtungen des Musikkosmoses (Funk, Blues etcetera) ausstrecken, und beispielsweise auch zeitgenössischer Musik durchaus aufgeschlossen zu sein scheinen. So gesehen erweist sich der Begriff Pionierrock wiederrum doch auch als passend. Besonders die den Gesamtsound merkbar aufwertenden Keyboardanteile sowie die Gesangsarbeit, die Können und Leidenschaft in sich vereint, sowie die deutschsprachigen Texten, die aus dem Leben gegriffene Themen behandeln, verleihen dem Ganzen eine individuelle Note, und kreieren zudem eine äußerst wohltuende Atmosphäre, die einem raschest in ihren Bann zieht. Selbst die Verletzung ihres Bassisten, der gerade noch rechtzeitig für diesen Gig aus dem Linzer UKH entlassen wurde, und diese Show sitzend in einem Liegestuhl absolvieren musste, konnte der Klasse der Show auch nur annähernd etwas anhaben oder der Stimmungen einen Abbruch tun.

CENTAO sollte als nächster Act die Bühne entern, und dieser Darbietung haftete etwas Besonderes an, da die Jungs bedingt durch Besetzungswechsel (Bass und Schlagzeug) eine Zwangspause von einem knappen Jahr, was Livegigs anbelangt, einzulegen hatten. Dieses lange Abstinenz vom Livesektor liesen sich die Jungs aber keinesfalls anmerken, denn nach einem langgezogenen Soundcheck präsentierten sich CENTAO in alter Frische und in gewohnter, bestechender Form. Auch das Publikum konnte zumindest teilweise zu entsprechendem Feedback animierte werden, denn CENTAO ließen nichts anbrennen und servierten eine homogene Mischung, in der sowohl altbekannte New/Alternative Metal-Kracher in rauen Mengen („Release Me“ und weiter)genauso wie taufrischer Stoff („I Want To Run“; „Alive“ etcetera) zum Einsatz kamen, die den eingeschlagenen Weg sowohl qualitative als auch stilistisch konsequent weiterverfolgen. Mit CENTAO darf also von nun an wieder verstärkt gerechnet werden. Die Show der letzten auftretenden Band, der oberösterreichischen Hip Hop-Formation HINTERLAND, widmete ich mich aus Zeitgründen nicht mehr, aber nichtsdestotrotz bleibt dieses Konzert als absolut gelungener Event in meinem Gedächtnis verankert.


Hutti
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Beitrag vom 28.07.2004
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