ALKBOTTLE   ANTISMART  
05.12.2003 @ Spinnerei

Nach der doch etwas überraschenden zügig vollzogenen Reunion vor nunmehr zwei Jahren, sollte es die Herren von ALKBOTTLE also auch endlich wieder einmal zwecks Konzertdarbietung ins Land ob der Enns verschlagen. Nach unzähligen Gigs im ganzen oberösterreichischen Zentralraum vor dem Split und einer Show nach dem Comeback in jener Brauerei in St. Martin, wo das bandeigene Bier gebraut wird, stand erstmals die 24.000 Einwohner zählende und im Süden der Landeshauptstadt Linz angesiedelte Stadt Traun auf dem Spielplan der Meidlinger Rocker, die seit rund sechs Jahren mit der Spinnerei über eine ansehliche Location verfügt, in welcher beispielweise erst kürzlich die LETZTE INSTANZ gastiert hatte. Als ich den Ort des Geschehens erreichte, deutete dichtes Fanaufkommen im Foyer und im angrenzenden Lokal auf ein bestens besuchtes Konzert hin, was sich später auch bewahrheiten sollte, und nicht sonderlich verwunderte, denn schließlich waren ALKBOTTLE nie ein rein Wiener oder gar Meidlinger (12. Wiener Gemeindebezirk) Phänomen, sondern sie rekrutierten ihre Fanbasis stets aus dem gesamten österreichischen Staatsgebiet.

Als Supportact waren ANTISMART aus Braunau (OÖ) engagiert worden, die sicherlich zu den besten und beständigsten Melodic Punkrock-Bands hierzulande zählen dürfen, und auf musikalischer Ebene am ehesten bei Vorbildern der US-Punk-Szene á la NOFX oder auch europäischen Pendants wie OF NO AVAIL ihre Inspirationen beziehen. Agierte man viele Jahr hindurch als Trio, wurde in diesem Jahr das Line-Up um einen zusätzlichen Gitarristen ergänzt, der sich den wohl witzigsten Künstler- und Spitznamen zugelegt hat, den ich jemals gehört habe: Er nennt sich nämlich (vermutlich nach dem gleichnamigen Tier im Film/Buch „Die unendlichen Geschichte“) Fuchur. Ebenfalls in diesem Jahr wurde eine neue Mini-CD mit dem Titel „Just A Few Minutes Of A Wasted Studio Session“ produziert, die stilistisch und qualitativ nahtlos an ältere Werke wie „Caroline“ (2001) anknüpft, aber freilich auch die Weiterentwicklung der Band in den letzten beiden Jahren dokumentiert, und selbstverständlich dem Publikum gesondert vorgestellt werden sollte. Aber auch älteres Material wie „22“ wurde zum Besten gegeben, und die Performance verdiente auf alle Fälle das Prädikat gelungen, wenngleich einige zu sehr auf den Headliner fixierte Fans es nicht lassen konnten, schon während der Darbietung der Vorgruppe nach ALKBOTTLE zu rufen.

Danach verhallten diese Rufe aber schlussendlich, denn das Warten hat eine Ende: ALKBOTTLEs erstes Gastspiel in der Spinnerei war angebrochen, und diese wurden willkommen geheißen wie verlorene Söhne. Begünstigt durch einen klaren Sound konnte eigentlich nichts mehr schief gehen und die Stimmung in den vorderen Reihen hätte eigentlich auch besser nicht sein können. Mit schier endlosen „Bottlebuam, Bottlebuam“-Rufen feuerte man die Band noch zusätzlich an. Leider war das exzellente Feedback und die Bereitschaft zu entsprechenden Bewegungen seitens der Audienz bestimmt zu einem Gutteil auch auf den Alkoholkonsum der Anwesenden zurückzuführen, was an gerade bei einer ALKBOTTLE-Show nicht als verwerflich dargestellt werden sollte, wenn nicht doch einige wenige deutlich über das Ziel schießen würden, wie sich wenig später zeigen sollte.

Vorerst aber bot die Meidlinger Kultband dem Publikum exakt das, nach dem dieses lechzte. Nämlich zahlreiche Klassiker aus dem umfangreichen Songrepertoire der Band, darunter auch zahlreiche Überraschungen, und natürlich Wiener Schmäh der derben Art, und natürlich auch jede Menge Action auf der Bühne. Passend zum Krampustag trug man nämlich Krampusmasken und Sänger Romand Gregory verteilte Gaben aus dem Sack an besonders artigen Fans. Wie bereits angedeutet, bewies das Wiener Quintett durchaus ein Herz für ihre besonders treuen Fans, welche die Band nicht zum ersten Mal live on stage bewunderten, so dass man nicht einfach die bekanntesten Songs runterspiele, um sich danach, um es im Wiener Jargon zu formulieren, über die Häuser zu hauen, sondern gezielt Songperlen ausgepackt, und dargeboten, die der echte Fan in dieser Form nicht unbedingt erwarten durfte: So zum Beispiel „Loss de Bock an“, „Nua zua“ oder auch „De Gier is a Hund“.

Aber auch jene Anhänger, die nicht unbedingt jedes Werk von ALKBOTTLE ihr eigen nennen, wurden bestens bedient, denn was folgte, waren natürlich Hits am laufenden Band: „Blader, fetter lauter & bissl mehr“; „No Sleep Till Meidling“ oder „Wir san auf kana Kinderjausn“, „Batterie“; “Fliesenlegen“ und natürlich auch „Fanta Light“ (AC/DC „Thunderstruck“) und so weiter.

Als Gregory den Song „Schiff`n“ (Original: „Schifoan“ von W. AMBROS) ansagte, kam es zum Eklat, da jemand ohne ersichtlichen Grund einen Schuh (!) auf die Bühne schoss, der den Sänger mitten ins Gesicht traf, was zur Folge hatte, dass ein Stück dessen Schneidezahnes absplitterte und der Sänger natürlich notgedrungen die Bühne verlassen musste. Dass es sich hierbei um eine riesengroße Dummheit der dafür verantwortlichen Person, die höchstwahrscheinlich dem übertriebenen Alkoholkonsum dieser zuzuschreiben ist, handelte, welche natürlich des Saales verwiesen wurde, braucht wohl nicht explizit erwähnt werden. Während der Rest der Band eine Instrumentalnummer anstimmte, regierte das vorher äußerst enthusiastische Publikum doch zunehmend unruhig, da man gar einen Konzertabbruch befürchtete. Für Sänger und Entertainer Gregory wohl ein doppeltes Dilemma, da man als Hauptakteure einer Band wie ALKBOTTLE – ähnlich wie bei Kabarettisten - ja fast schon zwanghaft permanente Lebensfreude und Heiterkeit ausstrahlen muss, und somit auf der Bühne jede Form von schlechter Befindlichkeit zu übertauchen hat, um überhaupt ernst genommen zu werden.

Und hier konnte Gregory seine Professionalität und seine langjährige Bühnenerfahrung voll ausspielen, denn als er nach einer kurzen Pause wieder auf die Bühne zurückkehrte, lies er sich nicht wirklich etwas anmerken, und nach dem Hinweis, man solle doch bitte keine weiteren Gegenstände auf die Bühne befördern, setzten die Herren ihr Programm fort, das überraschenderweise, wenn man von „Lauter wie die Sau“ und „Pippi auf Trip“ absieht, ganz ohne Songs des großartigen 1997er Werkes „Trivialalkbottle“ auskommen musste. Als einer der absoluten Höhepunkte der Show aus humoristischer Sicht kann jedenfalls getrost der Mittelteil des Evergreens „Geh scheiß`n“ genannt werden, während diesem startete Gregory nämlich mittels seiner aufgesetzten Krampushörner, die er quasi als Sender missbrauchte, eine Konversation mit einem gewissen „Schurli“, besser bekannt unter dem Namen George W. Bush (Der zweite Vorname des US-Präsidenten steht laut Gregory nicht für Walker, sondern in Anspielung auf Bushs Zeit als Alkoholiker für Whiskey), und die Fanschar durfte den Titel dieses Songs, der eben einer Aufforderung gleichkommt, lautstark übermitteln.

Nachdem das „Schuhattentat“ die Stimmung im Publikum etwas gedämpft hatte, konnten die Fans wieder aus der Reserve gelockt werden, und der Stimmungspegel somit wieder gehoben werden. Und übliche Mitsingspielchen wie das Erlernen des „Meidlinger Ls“ oder das unvermeidliche „Autobus“ rundeten den beachtlichen Gig ab. Im Zugabenblock durften dann auch zwei neue Stücke bestaunt werden, darunter die neue Single „6 Bier“, die im Februar erscheinen wird, ehe die unverzichtbare Bandhymne „Alkbottle (Jo des san mir)“ dem Treiben eine Ende setzte.



Hutti
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Beitrag vom 19.12.2003
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