KEANE   STARSAILOR  
14.11.2003 @ Planet Music

STARSAILOR wollen geliebt werden, keine Frage. "I need to be loved, I need to be loved" heißt es nicht nur beschwörend in "Good Souls" auf dem 2001 veröffentlichten Debütalbum "Love Is here" des Quartetts aus dem Norden Englands. Sänger und Gitarrist James Walsh legte im Lauf des Konzerts im Wiener Planet Music jedenfalls eine Freundlichkeit und Publikumsnähe an den Tag, die ihresgleichen wahrscheinlich lange sucht und den Erstverdacht noch weiter verstärkte. Walsh, der aussieht wie ein freundlicher, rasierter und gutgelaunter Vincent Gallo, betont zwischen den Liedern nicht nur einmal, wie es ihn freut, in ein so gutgelauntes Publikum zu blicken, das sich offensichtlich sehr gut amüsiert. Gesten wie jene, auf offener Bühne Autogramme zu schreiben (von Walsh so praktiziert), sind im Rockgeschäft aber auch nicht wirklich üblich.

Als unüblich würde ich auch das Line Up des Supports - KEANE - bezeichnen, fehlte dem Trio (bestehend aus Sänger, Schlagzeuger und Keyboarder) immerhin jegliches Saiteninstrument. Dennoch wussten Sie mit ihrer hitparadentauglichen Musik durchaus zu gefallen und wurden dementsprechend auch wohlwollend aufgenommen.

Dennoch: Der Abend gehörte STARSAILOR, brachte der Erfolg ihres Erstlingswerkes immerhin nicht nur eine große Anhängerschaft und einige ablehnende Stimmen (wie jene der Gallagher-Brüder, die STARSAILOR zwecks Territoriumsverletzung gerne und häufig attackieren), sondern auch eine große Erwartungshaltung für die zweite Platte mit sich. Noch dazu, wo sich Produzenten-Legende Phil Spector nach langer Schaffenspause bereit erklärte, den vier Briten bei den Aufnahmen unter die Arme zu greifen. Tatsächlich hatte Spector aber nur bei zwei Tracks des im September erschienenen Nachfolgers "Silence is Easy" die Finger im Spiel. Spector wurde kurze Zeit später verhaftet, nachdem in seinem Haus eine Frau tot aufgefunden wurde – was Noel Gallagher angeblich so kommentierte: "When I heard somebody had been shot at Phil Spector's house, I thought freaking heck, I hope it's the singer out of STARSAILOR." Walsh & Co. ziehen es übrigens vor, Aussagen solchen Niveaus unkommentiert im Raum stehen zu lassen ...

Live wurde fast das gesamte Material der beiden Alben authentisch, schnörkellos und dennoch schmackhaft präsentiert. Musikalisch kaum mit Sondereinlagen versetzt, hatte man das Gefühl, dass der Sänger die beiden Alben einfach mal so direkt eingesungen haben muss. Nie hatte man den Eindruck von Unsicherheit oder Stimmschwierigkeiten - nein: alles klang nahezu identisch so wie bei den Studioaufnahmen. Fad könnte man behaupten, aber dieses Bild trügt.

Die fast puristische Bühnenshow war reines Mittel zum Zweck - der Darbietung des Eigentlichen: kreative, melodiöse Songs, dargeboten von einer gut aufeinander eingespielten Combo (stoisch Bassist James Stelfox, gut in seinem Bontempi-Bau verschanzt und meist mit dem Rücken zum Publikum Keyboarder Barry Westhead und ebenso fast unsichtbar platziert Drummer Ben Byrne). Einzig die an das Publikum gerichtete Frage, ob dieses U2 oder den verstorbenen Songwriter Tim Buckley, der als große Inspirationsquelle für die Band angesehen werden darf, bevorzugen würde, beantwortet Walsh gleich selbst mit einer Akustik-Version von "Where the streets have no name", vorgetragen allerdings in bester Buckley-Manier.

Nach knapp 90 Minuten entlassen die Sternensegler ihr Publikum mit dem eingangs erwähnten "Good Souls". In diesem heißt es "One good day of the week and I'll be up again – one good day of the week I'll be higher than the government". Der gute Tag dieser Woche war für die STARSAILOR-Fans wohl eindeutig der Freitag.


Cecon/Gassner
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Beitrag vom 26.11.2003
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