EXHUMED   CEPHALIC CARNAGE   INHUME  
21.10.2003 @ Arena

Da dieser Herbst ja wahrlich vor Konzerten nur so strotzt, kriegen eben nicht alle Bands die begehrten Freitag- oder Samstag-Termine und so lud die Arena in Kooperation mit Herrn Wank an einem Dienstag zum netten Beisammensein bei Gerstentee und tendentiell unentspannter Musik.

Wochentag hin oder her, es hatte sich eine beschauliche Runde in der kleinen Halle des Erdberger Etablissements eingefunden, wo INHUME angesichts der mittlerweile doch recht herbstlichen Temperaturen ein kollektives Aufwärmen vornahm. Oder eher vorzunehmen versuchte. Die Niederländer wirkten zwar ausgesprochen motiviert und fetzten ihre schnellen Death/Grind-Kracher ins Auditorium, das jedoch trotz wiederholter Aufforderung seitens der beiden Sänger – naja, die Bezeichnung Tierstimmenimitatoren wäre wahrscheinlich eher angebracht – irgendwie nicht so wirklich mitmachen wollte. Die moderaten Publikumsreaktionen waren ob der sehr engagierten Performance der sechs lärmenden Herren auf der Bühne nicht ganz nachvollziehbar, da sich INHUME wirklich ordentlich ins Zeug legten und es auch an Bewegung auf der Bühne nicht mangeln ließen. Besonders der Sänger, der für die Kategorien tief bis (manisch) hoch zuständig war, gebärdete sich sehr wild und zeigte Martial Arts-Ambitionen, während sich sein gurgelnder Kollege eher im Hintergrund hielt. Was genau die Herren an den Saiteninstrumenten für Kunststücke absolvierten blieb aufgrund des verwaschenen Sounds eher unklar, sie schienen dabei allerdings ziemlich viel Spaß gehabt zu haben und bangten recht beschwingt. Es ist schon klar, dass Death/Grind nicht unbedingt differenziert sein muss, aber irgendwie kann eine Klangkulisse samt Gesang und (mehr oder weniger) dazugehörigen Drums auf Dauer nicht wirklich viel. Was die Ambitionen anbelangt, haben INHUME sicher Potenzial zu begeistern, aber am heutigen Abend blieben sie in ihrer Rolle als Opener ein bisschen hängen, das aber wenigstens überzeugend!

Was die musikalische Marschrichtung und die Sache mit der Geschwindigkeit anbelangt, war das Publikum jetzt bestens für CEPHALIC CARNAGE vorbereitet. Die Landsleute von EXHUMED wurden mit sichtlichem Wohlwollen von den gut und gern 100 zahlenden Gästen begrüßt und schickten sich an, das Haus ein bisschen zu rocken. Das Problem bei der Sache war allerdings, dass die Anlage anfangs da nicht so ganz mitspielen wollte. Den Frontmann der Truppe – der von der Optik her auch gut und gerne ein Wiener Magistratsbeamter hätte sein können – war zu Beginn so gut wie gar nicht zu hören und auch mit der Ausgewogenheit der anderen Instrumente war's nicht weit her. Glücklicherweise änderte sich das nach den ersten Nummern und somit stand dem allgemeinen Frohsinn nichts mehr im Weg. Und recht fröhlich ging's dann auch zu – sowohl auf, als auch vor der Bühne! Der von INHUME zuvor vergebens geforderte Moshpit bildete sich bei CEPHALIC CARNAGE ganz von selbst, angestachelt von der hochenergetischen Performance der fünf Musiker, die wiederum ob der guten Stimmung noch ein bisschen mehr Gas gaben. Zwar nicht minder schnell und brutal, aber doch um ein Eck transparenter als der Opener konnte sich der facettenreiche "Hydro Grind" der Amis ohne weiteres hören lassen. Zu einem durchaus humoristischen Seitenhieb auf die Black Metal-Fraktion geriet der Song "Black Metal Sabbath", für den sich das Quartett mit sehr origniellen Masken extra "verkleidete". Nur zu gern ließ man sich nach dieser kleinen Einlage dann vom begeisterten Publikum noch zu einer Zugabe überreden.

Da die Stimmung nun auf ihrem Höhepunkt war, mochte man meinen, dass EXHUMED nun leichtes Spiel haben würden. Doch leider kam's auch hier anders. Zumal war auch beim Headliner der Sound alles andere als optimal, was aber viel mehr störte war der ausufernde Vier-Mann-"Moshpit", der von Lied zu Lied mehr Raum in der sowieso schon nicht gerade großen Halle beanspruchte. Die Rücksichtslosigkeit und die tendenziell auf Gesichtshöhe gehaltenen Ellbögen vor der Bühne kosteten das Quartett auf der Bühne pro Lied mehr und mehr Publikum. Das ist insofern schade, weil die Amerikaner trotz des wahrlich nicht angemessenen Sounds eine solide Performance liefterten. Nicht ganz so umtriebig und agil wie die Mannen von CEPHALIC CARNAGE, aber mindestens so motiviert wurde geknüppelt, gekreischt und gegrunzt. Während ihre Landsleute zuvor schon mal die Geschwindigkeit wechselten, marschierten EXHUMED generell im High-Speed-Tempo dahin und wussten auch das technische Level des Abends durchaus zu halten. Der von der befreundeten Band UPHILL BATTLE für die Tour ausgeborgte Drummer Danny Walker machte seine Sache ausgesprochen gut und professionell und durfte sich sogar durch ein Solo extra hervortun. Auch der Mann am Tieftöner kam zu nicht alltäglichen Solo-Ehren. Wie bereits erwähnt arbeitete aber der Sound an diesem Abend leider gegen die vier Brutal Deather: zu breiig und undifferenziert, das Schlagzeug zu präsent und nur eines der insgesamt drei Mikros auf hörbarem Niveau. Nichtsdestotrotz spielten EXHUMED über eine Stunde lang und ließen sich abschließend sogar noch einmal vor den Vorhang bitten.

Fazit: Eine sehr nette Knüppelnacht, die allerdings einen deutlich besseren Sound verdient gehabt hätte. Leider hat meine DigiCam bei CEPHALIC CARNAGE zu spinnen begonnen und wollte erst wieder damit aufhören, als ich alle bisher gemachten Fotos löschte, weshalb die INHUME-Fotos leider dran glauben mussten.
Die Sache mit dem Moshpit bei EXHUMED ist insofern sehr ärgerlich, da für einen Wochentag doch nicht wenige Leute gekommen waren und das derart unnötig aggressive Verhalten einiger weniger Fans die tolle Stimmung von CEPHALIC CARNAGE zunichte machte; was den Headliner einige interessierte Zuseher kostete, die sich dann lieber doch in Richtung Bar verabschiedeten. Von sowas sollte man sich natürlich nicht die Stimmung verderben lassen, aber man sollte meinen, dass alles irgendwo seine Grenzen hat.


FOTOS + E-CARDS


Christoph
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Beitrag vom 08.11.2003
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