LOXODROME    DEFY    BOREAS      
25.10.2003 @ Fred Sega

Am Vorabend des Nationalfeiertages, an dem unser werter Herr Bundespräsident zum vorletzten Mal in seiner Karriere eine medienwirksame Rede an die Nation richten durfte, ehe er sich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet, sollten ein weiteres Mal drei hochtalentierte Bands aus der Umgebung sowie aus der Steiermark den letzten Zweiflern mit akustischen Argumenten davon in Kenntnis setzen, dass die Alpenrepublik neben zahlreichen besuchenswerten naturellen und architektonischen Sehenswürdigkeiten auch eine stattliche Anzahl fähiger Nachwuchsformationen mit Potenzial beherbergt, die drauf und dran sind, auch internationalen Ansprüchen gerecht zu werden.

Als erste Formation betraten BOREAS die Bühne des Fred Segas. Obwohl sich die Band erst im Spätsommer 2001 formierte, können diese bereits auf eine beachtliche Anzahl von absolvierten Gigs in ihrer Bandbiographie hinweisen, und bereits 2002 erblickte eine CD mit dem Titel „Nebula“ das Licht der Welt. Der Begriff BOREAS kommt übrigens aus dem Griechischen und steht für „rauher Nordwind, der Sturm und Kälte bringt“. Daraus könnten Unkundige vermutlich schließen, es würde sich um eine Black-Metal-Band handeln, die sich an den großen Vorbildern aus dem hohen Norden orientierend, dem Schwarzmetall der ursprünglichen Art hingibt. Und: Das schauerlich in schwarz/weiß gehaltene Cover ihrer bereits erwähnten CD nährt diesen Verdacht noch zusätzlich. Doch weit gefehlt: Zwar sind BOREAS eindeutig dem Metalgenre zugehörig, aber eine detaillierteren Zuordnung fällt schon bedeutenden schwerer. Die Jungs selbst versehen ihre Musik übrigens mit der Stiletikette „released metal“, was leider nicht wirklich weiter hilft, wenn man den Versuch startet, ihre Musik näher zu beschreiben. Nun, ich behaupte mal ganz salopp, dass Parallelen zur Musik von VOIVOID oder auch jener der Grazer GENERAL BOMB MACHINE stellenweise nicht ganz abwegig erscheinen, obwohl deren Kompositionen zwar um eine Spur anspruchsvoller, aber insgesamt ähnlich abgefahren klingen. Da aber BOREAS offensichtlich (unter anderem) auch Einflüsse aus der Sparte Gothic/Death Metal in ihren Sound integrieren und bevorzugt mit Keyboardsounds experimentieren, ergibt sich unterm Strich eine recht eigenständige, aber auch gewöhnungsbedürftige Mischung. An diesem Abend hatten BOREAS dem Anschein nach mit Soundproblemen zu kämpfen, die den Beginn ihrer Show etwas hinauszögerten, aber schlussendlich schaffte man es doch, dem Publikum musikalische Eindrücke aus ihrem Schaffen zu vermitteln, wobei man dabei vor allem neue Stücke zum Zuge kamen, und mit dem Titelstück „Nebula“ nur ein Song ihrer letzten CD zum Einsatz kam. Alles in allem eine ungewöhnliche, aber durchaus gelungenen Show der jungen Band aus Pettenbach (OÖ).

Es folgten DEFY aus Altenmarkt (Steiermark), die mir persönlich vorher nur vom Namen her geläufig waren, deren Anfänge allerdings schon bis in das Jahr 1997 zurückgehen. Ihren Sound würde ich nach dem ersten Höreindruck als Metalcore beschreiben, der phasenweise an PRO PAIN erinnert, aber durch Keyboardparts, Death-Grunts und nicht zuletzt durch eingängig gehaltene Refrains entschieden an Facettenreichtum und damit Eigenständigkeit gewinnt. Geboten wurden neben einigen Stücken ihrer letzten Veröffentlichung „From The Inside Out“ („Dead Animal“; „Damned To Die“) auch bereits einige Hörproben ihrer kommenden CD. DEFY hinterließen definitiv nicht nur bei meiner Wenigkeit einen durchaus positiven Gesamteindruck.

Als letzte Band durften LOXODROME eine gute Stunde lang versuchen, das doch überdurchschnittlich zahlreich erschienene Publikum mittels ihrer wohlklingenden Kompositionen in ihren Bann zu ziehen. Die fünfköpfige Band aus dem Almtal darf übrigens als Paradebeispiel dafür genannt werden, dass sich konsequentes Handeln und ein aufopferungsvoller Einsatzwille auf lange Sicht bezahlt macht, und zwangsläufig zu einer deutlichen qualitativen Verbesserung des Sounds sowie einer bedeutenden Erhöhung des Bekanntheitsgrades führen muss. Wer LOXODROME in den letzten zwei, drei Jahren mehrmals live gesehen hat, wird mir wohl beipflichten, dass es der New-Metal-Formation aus Pettenbach, die vor einiger Zeit mit Christoph Hüttner einen neuen Drummer in ihr Bandgefüge aufnahm, immer besser gelingt, sich kontinuierlich zu steigern und dabei auch ihren Stil bedeutend weiterzuentwickeln, was sowohl ihre Liveperformance als auch das Songwriting anbelangt, und somit zu einer auch einem beachtlichem Niveau agierenden Band reifte. Auch auf quantitativer Ebene scheint das Quintett in Bezug auf das Komponieren in den letzten Jahren alles andere als untätig gewesen zu sein, denn man konzentriert sich bei Gigs längst nicht mehr auf das Material der 2001er CD „Willed“, sondern kann aus einer umfangreichen Ansammlung von neuen Stücken auswählen, die das durchaus gute Material von erwähnter CD dank vielschichtigerem Songaufbau und vor allem weitaus variablerer Gesangsarbeit locker überflügeln können. Auch die Audienz schien von Stücken wie „Survival Of The Sickest“, „Torn“, „Club For Society“ oder dem mitreißenden „I`m Your Radio“ äußerst angetan, und konnten mit absoluter Sicherheit von der Klasse der Band nachhaltig beeindruckt werden. Die Herren von LOXODROME arbeiten übrigens bereits intensivst an ihrem ersten Longplayer, der eigentlich einen bedeutenden Schritt auch in kommerzieller Sicht nach vorne zur Folge haben sollte.


Hutti
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Beitrag vom 03.11.2003
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