NACA7   MORITURUS   GASMAC GILMORE   KNOW YOUR ENEMY  
11.09.2003 @ Szene

Die beiden Wiener Formationen MORITURUS und GASMAC GILMORE hatten sich einen recht kühlen Septemberabend ausgesucht, um in der Wiener Szene ihre Tour durch Deutschland, die Schweiz und Österreich zu beenden. Während es draußen also schon fast herbstlich zuging, wurde in der Halle alles daran gesetzt Stimmung und Temperatur zu heben.
Eröffnet wurde das musikalisch sehr bunte Treiben von den ebenfalls aus Wien stammenden KNOW YOUR ENEMY. Eine Dreiviertelstunde lang wurde den etwa 50 bis 60 Anwesenden sehr solider Hardcore mit einem deftigen Metaleinschlag geboten. Der von der Band mit „Artcore“ betitelte Stilmix groovte ordentlich und die schweren Gitarrenriffs marschierten mal flott, mal gemächlicher dahin. Leider konnte der Bass die Gitarre aus volumetechnischen Gründen nicht optimal unterstützen, wodurch der Sound vielleicht nicht ganz so voll und fett daherkam, wie ursprünglich beabsichtigt. Ein Manko, das auf der neuen CD des Quartetts „American War Award“, hoffentlich nicht auftritt - bei der Ankündigung derselben ließ es sich der Frontmann der Band natürlich nicht nehmen, Paralellen zum Datum (11.09.) zu ziehen. Die vier jungen Herren absolvierten ihre Spielzeit auf jeden Fall sehr souverän, wenn auch ein Tick mehr Eigenständigkeit nicht geschadet hätte.
Eigenständigkeit und musikalische Variabilität hatten sich dann GASMAC GILMORE auf ihre Fahnen geschrieben. Mit spielerischer Leichtigkeit vereinten die vier Akteure Metalriffs mit Latino-Rhythmen und einer ordentlichen Portion Elektronik-Samples und führten das Publikum quer durch sämtliche Musikspektren. Symptomatisch für die (sprichwörtlichen) Crossover-Ambitionen waren die beiden gebrachten Cover-Versionen: Die eine der Popikone MADONNA gewidmet und die andere eine fast schon abstruse Reggae/Metal-Interpretation von „It's My Life“, einem Lied mit dem Anfang der Neunziger ein Typ namens DR. ALBAN bekannt wurde. Der außergewöhnliche Vierer präsentierte sich technisch versiert und gut aufeinander abgestimmt, lediglich der Tontechniker machte ihnen einen Strich durch die Rechnung, indem er der Elektronik-Sektion etwas zu viel Bedeutung zumaß.
Auch sehr eigen, wenn auch nicht ganz so vielschichtig gaben sich dann MORITURUS, die nach soviel Abwechslung ein eher straighteres Programm fuhren. Das mittlerweile deutlich angewachsene Publikum nahm den „Austrian Psychometal“ der vier jungen Herren plus weiblicher Keyboard-Unterstützung durchaus wohlwollend zur Kenntnis. Die durchwegs positiven Reaktionen des Auditoriums waren der Spielfreude der Band ausgesprochen förderlich und so wirkte der über große Strecken melodische, hin und wieder aber auch sehr fetzige Metal druckvoll und beschwingt. Geschwindigkeitsmäßig hielt man sich eher im Midtempo-Bereich auf, wagte aber auch hier den einen oder anderen Ausfall. Wie schon die beiden Bands zuvor, konnte auch MORITURUS mit einem neuen Werk aufwarten und die Hörpoben aus dem mit „Spieluhrwerk“ betitelten Silberling passten von der Stimmung her einwandfrei zur ironisch-morbiden Atmosphäre der anderen gespielten Kreationen. Mit den anderen Bands hatten MORITURUS leider auch den etwas unausgewogenen Sound gemein, der vor allem in der Halle sehr stark variierte, wo das Keyboard hinten alles andere erschlug und vor der Bühne fast nichts mehr davon zu hören war.
Hatten sich zuvor bei jeder Band kontinuierlich mehr Leute eingefunden, war's beim Headliner NACA7 genau umgekehrt. Irgendwie gelang es den vier Niederösterreichern nicht wirklich, mit ihrem „Airport Hardcore“ so richtig Stimmung zu verbreiten. Woran es lag, dass die an sich recht fetzige und aufwändige Show des Quartetts am heutigen Abend so gar nicht zünden wollte, ist mir unerklärlich. Immerhin hat es die Band als eine der wenigen in Österreich in kürzester Zeit geschafft, mit ihrer Mischung aus den diversen Hardcore-Ablegern mit gewissen Metal-Anleihen beim Major Label Universal unterzukommen. An diesem Abend wirkte die Performance der vier Musiker allerdings zu perfekt - fast CD-artig. Das technisch ausgereifte und punktgenaue Set wurde vom (eigens mitgebrachten) Mann an den Lichtreglern mit einer perfekt abgestimmten Ausleuchtung versorgt und auch der Tontechniker wusste eindeutig, was er zu tun hatte - trotzdem fehlte irgendwie der Biss! Genau das schien sich auch das – für eine doch recht bekannte Band ohnehin sehr spärliche – Publikum zu denken und es dauerte geraume Zeit, bis zumindest ein bisschen Bewegung in die Anwesenden kam. Jedenfalls wurden NACA7 ihrem Ruf in den knappen 60 Minuten Spielzeit nicht wirklich gerecht, woran auch das zwischendurch eingestreute METALLICA-Cover – irgendein Song von dem mir aus gewissen Gründen nicht bekannten „St. Anger“-Album – nichts ändern konnte.

Fazit: Ein bunt gemischter Abend mit einem Headliner, der seiner Rolle leider nicht entsprechen konnte! Für das eher unterdurchschnittliche Besucheraufkommen ist wohl der darauffolgende Werktag verantwortlich zu machen. Alles in allem trotz guter eigener Performances also kein wirklich gelungener Abschluss für die Tour von MORITURUS und GASMAC GILMORE.


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Christoph
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Beitrag vom 19.10.2003
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