POISON THE WELL   CULT OF LUNA  
17.08.2003 @ Chelsea

Einen sehr heissen Abend haben sich POISON THE WELL ausgesucht, um uns endlich auch einmal in Wien zu beglücken. Der Fünfer aus dem Süden Floridas war zwar schon einige Male in Europa, aber Österreich wurde bis jetzt permament ausgelassen. Umso gespannter bin ich was mich an diesem Abend erwarten wird, da ja mit CULT OF LUNA auch ein hochkarätiger Support engagiert wurde.

Bereits um 20:00 haben sich mehrere Leute vor und im Chelsea versammelt, und die ersten Befürchtungen von menschlicher Überfüllung und zu wenig Atemluft machen sich breit. Und ich sollte Recht behalten, doch dazu später. Mit einiger Verspätung eröffnen die schwedischen CULT OF LUNA gegen 21:30 den Abend und walzen mit ihrem düsteren, depressiven und vor allem brachial langsamen Sound alles nieder was ihnen in die Quere kommt. Von der ersten Minute an ist klar - auf der Suche nach Rythmenwechsel, Blastbeats oder ähnlichem ist man hier vergeblich! Zäh und qualvoll frisst sich der räudige Sound aus leicht verstimmten Gitarren, schmerzvollem Geschrei, noisigen (manchmal leicht deplazierten) Effekten, und Songstrukturen jenseits der 10-Minuten Marke in die Gehirnwindungen des Hörers und raubt ihm somit auch den letzten Funken Lebenswillen.
Die Temperatur nimmt unnatürliche Ausmasse an, und spätestens ab dem Zeitpunkt, als jemand die "geniale" Idee hat die gute, alte Nebelmaschine zum Einsatz zu bringen, ist auch das letzte bisschen Sauerstoff aus dem Chelsea entwichen. Die tropische Hitze, der zu enge Raum und vor allem die monotone Brachial-Dampfwalze namens CULT OF LUNA haben eine erdrückende Wirkung, und man kann förmlich die Erleichterung in den Gesichtern sehen als nach ungefähr 30 Minuten (entspricht 4 Songs!) CULT OF LUNA ihr Set beenden und die seitlichen Ausgänge geöffnet werden.
Versteht mich bitte nicht falsch, das schwedische SloMo-Sixpack hat einen ausgezeichneten Gig abgelegt, aber in so einem Moment gibt es einfach nichts schöneres als den Schritt ins Freie und Frischluft einzuatmen!

Die Verschnaufpause will gut genutzt sein, denn kurze Zeit später betreten POISON THE WELL die Bretter die den Tod bedeuten um uns ihr brandneues Album "You Come Before You" zu präsentieren.
Sofort fällt auf dass sich der Stil des Fünfers aus Florida stark verändert hat. POISON THE WELL begannen als Nachfolgeband von AN ACHRE LOST und brachten anno 97 auf dem belgischen Label Goodlife-Records eine 5-Song-10"/MCD namens "Distance Only Makes The Heart Grow Fonder". Fröhnte man damals noch dem Emo beeinflussten Metalcore, hat man sich in der Zwischenzeit in eine, nennen
wir es Metalcore beeinflusste New-Metal Band gewandelt. Aufgrund dieser Stilentwicklung und sicher auch deshalb, weil man ein neues Album am Start hat, werden uns in der äusserst kurzen Spielzeit von knappen 30 Minuten hauptsächlich Stücke neuren Datums vors Gesicht geknallt. Kein einziger Song der "Distance..."-10"/MCD, nicht einmal der Klassiker "Grain Of Salt", Zwei Stücke vom Nachfolger und erstem offiziellen Longplayer "The Opposite Of December", und der Rest vom neuen Album und seinem Vorgänger "Tear from The Red". Zumindest war das das einzige was aus dem teilweise doch recht krachendem Sound herauszuhören war. Technisch viel ausgereifter, immer auf der Gratwanderung zwischen wütend stampfenden Mosh-parts und atmosphärischen Teilen bringen die fünf Herren aus Florida den Raum im wahrsten Sinne des Wortes zum Kochen. Mindestens ein Drittel zuviel Besucher machen die ganze sache schon recht unangenehm, vor allem da man ab dem Torbogen der den Raum teilt überhaupt nichts mehr sieht, ausser dem was die Kamera aufnimmt und auf den Fernseher im Eck überträgt. Deprimierend wenn die Hälfte der Besucher keine 15 Meter von der Bühne entfernt ist und sich das Spektakel trotzdem im Fernseher ansehen muss. Das verdarb so manchem Besucher die gute Laune. Nach einer knappen halben Stunde hatte das lustige Treiben ein Ende und es wurde draussen weitergeschwitzt. POISON THE WELL lieferten eine ausgezeichente
Show ab, und ich würde sie mir sofort noch einmal ansehen, aber nicht in dieser Location. POISON THE WELL sind eine Band die schon einige Besucherzahlen zusammenbringt, da ist das Chelsea auf jeden Fall der falsche Ort dafür. Wenn man bedenkt dass aufgrund der vielen Besucher sich viele Leute es vorort sofort wieder anders überlegt haben und einfach draussen blieben, hätte man sich
ruhig die Szene oder die Arena als geeignete Location für dieses Konzert überlegen könne. Voll wäre es dort allemal geworden.


FOTOS + E-CARDS


Reanimahellfuck
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Beitrag vom 19.08.2003
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