SHADOWCAST   OLEMUS    ANTARES   FIRESTORM    ARACNE  
19.06.2003 @ Kulturzentrum Hof

Bevor die Sommerpause auf unbarmherzige Art und Weise Konzertbesuchen jeglicher Art ein jähes, wenn auch kurzfristiges Ende bescheren sollte, durften noch einmal einige hochtalentierte heimischen sowie internationale Gruppen die Räumlichkeiten des Kulturzentrum Hofs mit Klängen der härteren Gangart beschallen. Und: Schon bei der Ankunft deutete die Menschenmenge im Innenhof des Veranstaltungszentrums in der Linzer Ludlgasse auf einen äußerst beachtliche Besucherzustrom hin. Und der erste Eindruck sollte sich nachher auch bestätigen, da sich später immerhin über 100 Besucher zum Happening einfanden.

Zu diesem Zeitpunkt hatte die erste Band ARACNE bereits zu spielen begonnen, und selbstverständlich begab man sich sofort in die Konzerthalle, wo freilich aber noch kein allzu überdimensionaler Andrang herrschte. ARACNE kommen übrigens aus Tschechien und stehen auf musikalischer Ebene für ein deftiges Konglomerat aus Death/Trash und Black Metal-Zusätzen. Das Trio mühte sich jedenfalls redlich, und die von den Jungs verabreichte erste metallische Vorspeise des Abends mundete auch gar nicht schlecht, wenngleich die Audienz, wenn man von einem Höflichkeitsapplaus absieht, kaum weitere Emotionen zeigte.

Es folgte eine der tourfreudigsten und engagiertesten Bands der Alpenrepublik: Die Rede ist von der niederösterreichischen Heavy Rock-Formation FIRESTORM, die in ihrer Bandbiografie nicht ohne Stolz auf Auftritte im Vorprogramm von Größen wie DIO oder gar JUDAS PRIEST verweisen können. Die Gehörgänge der Anwesenden wurden jedenfalls von stilistisch garantiert trendfreien und wirklich hörenswerten Songperlen wie unter anderem „Tears Of Fire“, „Final Contest“ oder dem Titelsong des kommenden Werkes, „Back From Hell“, gehörig durchgeblasen, wobei bei den „Feuerstürmern“ neben den (durchaus eigenständigen) Leadvocals von Gitarrist David Stawa auch Backing Vocals (vor allem bei den Refrains) eine nicht unbedeutende Rolle spielen. Aber auch für eine passende optische Erscheinung wurde gesorgt, indem sich alle FIRESTORM-Members (wie gewohnt) eher futuristisch und teils fast schon spacig kleideten, und selbst farbige Kontaktlinsen durften nicht fehlen. Die Stimmung war überraschendener Weise äußerst gut, und langgezogene „Firestorm, Firestorm“-Sprechchöre verdeutlichten, dass sich die vier Jungs und die Gitarristin auch im Land ob der Enns durch zahlreiche Gigs einige Fanherzen erspielt haben. Auch auf das altbekannte FIRESTORMsche Spielchen, in dem bekannte Metalhymnen mit Charthits gekoppelt werden, wurde selbstverständlich nicht verzichtet. (In diesem Fall wurde der METALLICA-Hit „Enter Sandmann“ mit einer BACKSTREET BOYS-Nummer zu einem Song vermengt). Um die nach einer Zugabe lechzende Fanschar vor der Bühne angemessen zu befriedigen, wurde als krönender Abschluss noch „Beyond Stormwind“ (vom Erstlingswerk „VR-1“) dargeboten.

Es folgten ANTARES aus der Slowakei, die bereits seit 1994 in der dortigen Szene herumgeistern, und vor einiger Zeit auf CCP Rec. ein Werk mit dem Titel „Sad Hope“ veröffentlicht haben. Auch diese Band hatte bedauerlicherweise mit mangelhaftem Feedback seitens der Fans zu kämpfen. Musikalisch gleiten sie auf der Todesbleischiene dahin, und vereinigen in ihren Songs gekonnt Prügelpassagen mit melodischen Parts, und legen dabei auch einen Hang zu anspruchsvollen Arrangements an den Tag. Auch eine Coverversion von MANOWAR konnte nichts an der Reserviertheit des Publikums ändern, oder draußen verweilende Person hereinlocken.

Ganz anders bei OLEMUS, die einen echtes Heimspiel absolvieren durften. Obwohl fast alle Mitglieder der Band aus dem oberen Mühlviertel stammen, sind diese mittlerweile längst in Linz sesshaft geworden, und auch der Proberaum der Jungs befindet sich am Gelände des heutigen Ort des Geschehens. Sänger Robert Bogner überraschte mit einem komplett weißen Anzug sowie weißen Schuhen, was wohl als persönliches Statement gegen die gängigen Dresscodes innerhalb der Metalszene zu werten ist. Nach dem überzeugenden Opener „Egogod“ überraschte man aufs neue, indem nach der Grußformel „Willkommen im Club“ die ersten Riffs der gleichnamigen Loserhymne der deutschen Kultband SCHWEISSER durch die Boxen dröhnten. Und: Es sollte nicht die einzigste Fremdkomposition an diesem Abend bleiben (CHARON „Worthless“), wenngleich auch jede Menge eigener Stoff von den letzten beiden Alben „E-God“ („Adore Me“, „Es ist ich“)und „PassionFall“ („Dead Heart Goddess“; „The Grandioure Of..“) zum Zug kam, wobei man damit beim zahlenmäßig stark angewachsenen Publikum punkten konnte und dementsprechende Reaktionen hervorrief. Als Zugabe musste dann noch „Bullet Ride“ von IN FLAMES herhalten. Fazit: Einmal mehr ein wahrlich souveräner Gig des oberösterreichischen Metalurgesteins.

Als SHADOWCAST loslegten, hatte sich der Saal schon ziemlich geleert, was diese aufstrebende Band freilich nicht davon abhielt, ihr Bestes zugeben. Bei SHADOWCAST handelt es sich übrigens um ein von Clemens Mayr (AMORTIS) im Jahre 1999 ins Leben gerufenes Projekt, das mittlerweile durch Einbeziehung weiterer Musiker wie Lukas Lindenberger (CEPHALIC), Simon Reinelt (uunter anderem STEINVATER) sowie Schlagzeugtausendsassa Moritz Neuner (Ex-DORNENREICH, DARKWELL etcetera) längst Bandcharakter erlangt hat. Die Musiker empfinden ihre Musik mit dem Begriff „Cyber Classic Space Metal” als passend beschrieben, was für eine ungewöhnliche Symbiose aus Industrial-(Dark-)Metal-Fragmenten sowie eine Brise Pop steht. Und: Obwohl ein Großteil der Zuschauer bereits den Konzertsaal verlassen hatte, und nur mehr wenige Auserwählte den Gig beiwohnten, legte die Band, die naturgemäß hauptsächlich Songs von ihrem brandneuen Werk „Near Life Experience“(unter anderem Titelsong) zum Besten gab, ein beachtliches Zeugnis ihres Könnens dar. Auf alle Fälle sind SHADOWCAST definitiv jener Riege heimischer Bands zugehörig, die stilistisch gesehen bewusst eigene Wege beschreiten, und alles daran setzten, möglichst eigenständig und facettenreich zu klingen, aber auch emotionale Untertöne nicht außen vor lassen.


Hutti
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Beitrag vom 30.06.2003
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