DIE BÖSLINGE    FRONTAL    CHUZPE 77  
05.04.2003 @ Fred Sega

Nachdem die Wiener Kultband DIE BÖSLINGE bereits Anfang November letzten Jahres gemeinsam mit FRONTAL ein Gastspiel im Welser Musicpub Fred Sega gegeben hatte (Earshot berichtete), und somit zwei der älteste Punkbands Österreichs an einem Abend auf der Bühne standen, setzte man dieses Mal noch einen drauf, und engagiere zusätzlich zu den erwähnten Formationen auch noch die Wiener CHUZPE 77, deren Bandformierung auch schon mehr als 20 Jahre zurückliegt. Die Besucheranzahl blieb leider doch etwas hinter den Erwartungen, obwohl der Eintrittspreis von 6 Euro fair anmutete, wobei bei Veranstaltungen des Infoladen Wels generell eine faire Preispolitik forciert wird. Über die Ursache über das Ausbleiben eines Zustroms seitens der Punkfans, können lediglich Spekulationen angestellt werden: Dass gleichzeitig das allseits bekannte Welser Volksfest stattfand, kann wohl nicht wirklich den alleinigen Grund für das Fernbleiben potentieller Konzertbesucher darstellen.

Den Anfang machten jedenfalls CHUZPE 77, die erwartungsgemäß musikalisch roh und unkompliziert gehaltenen Punk darboten, wobei die Gesangsarbeit (zumindest mich persönlich) stellenweise ein wenig an DRAHDIWABERL erinnerte. Damit hat es sich aber auch schon in Sachen Gemeinsamkeiten (in musikalischer Hinsicht) mit den legendären DRAHDIWABERL, wenngleich aber auf textliche Ebene doch auch insofern Parallelen festzuhalten sind, indem CHUZPE 77 in ihren Texten nicht nur sozialkritische bzw. rebellische Messages („Ferien in Stalingrad“, „Nervengas“.etc.) verbreiten, sondern auch Sinn für Humor haben, was sich natürlich auch in den Zwischenansagen bemerkbar machte. Zusätzlich konnte man mit einer Premiere aufwarten, da das brandneue Stück „Warum!“ zum 1. Mal überhaupt live vorgestellt wurde. CHUZPE 77 konnten für ihren Gig jedenfalls ansprechende Resonanzen seitens des Publikums ernten.

Weiter ging`s im Programm mit FRONTAL aus Wels, die bereits zum 4. Mal die Bühne des Fred Segas enternten, und einmal mehr für ihre Show Songs aus verschiedenster Epochen ihrer Karriere hervorkramten. Wie gewohnt, fanden eben neben Liedern aus den wilden Anfangstagen („Keine Ahnung“; „Kalt“) auch jede Menge neuere Stücke wie „Wir sind keine Engel mehr“ oder „Screaming my breath away“, die allesamt wesentlich anspruchsvoller, reifer und auch abwechslungsreicher als die früheren Kompositionen erscheinen, und mit dem Begriff „Punkrock“ alleine nicht mehr ausreichend kategorisiert werden können, bei ihrer Darbietung Berücksichtigung. Und natürlich durften auch dieses Mal einige Coverversions wie „Der Passagier“ (IGGY POP) oder auch „Folta für John Travolta“ (KFZ) zum Besten gegeben werden. Insgesamt eine wirklich souveräne Darbietung, die das Quartett hier ablieferte.

Den Schlusspunkt durften danach DIE BÖSLINGE setzten, die erwartungsgemäß vom Publikum auch mit einem ordentlichen Feedback bedacht wurden. Zu hören gab es wiederum zahlreiche Punkhits mit betont kritischen, aber auch humorvoll gehaltenen Lyrics. Songtitel wie „Orbeit is a Schinderei“, „Haut`s eam nieda“, „Polizeistaat“, „Nazis raus“ oder „I bin a Bösling“ sprechen wohl Bände, und geben ausreichend über ideologische Zugehörigkeit sowie den bevorzugten Humor des Trios aus der Bundeshauptstadt preis, deren Schlagzeuger und deren Bassist übrigens auch bei CHUZPE 77 agieren. Die anwesenden Punks dankten es der Band, indem sie heftigst Pogo tanzten, und schier endlos weitere Zugaben forderten, so dass u.a. der Smashhit der Band schlechthin, nämlich "Scheiß Kibarei" ein weiteres Mal dargeboten wurde.

Resümee: Kultiges Punkereignis, da sich sicherlich mehr Besucher verdient hätte.



Hutti
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Beitrag vom 15.04.2003
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