DYING FETUS   MONSTROSITY   HOUWITSER   INTERVALLE BIZZARE  
20.09.2002 @ Arena

Tag der Abrechnung – Tag der Zerstörung. Zumindest des Trommelfells, denn die 4 Gladiatoren DYING FETUS, MONSTROSITY, HOUWITSER und INTERVALLE BIZZARE stürmten martialisch die Arena und veranstalteten ein gnadenloses Gemetzel, wie es damals, als die Arena noch als Schlachthof fungierte, nicht barbarischer hätte sein können.

INTERVALLE BIZZARE war der Stoßtrupp, welcher den ersten Feindkontakt haben sollte. Die fünf Tschechen verschrieben sich voll und ganz dem Death/Grind/Noize und bretterten ihre Nummern kompromisslos der Menge entgegen. Nicht so leicht zu verdauen, war die Kost dieser Truppe und so wundert es auch kaum, dass die Menge nicht wirklich tobte, wobei es aber kaum jemanden gab, der nicht mit dem Haupt zum Rhythmus nickte und nach dem Konzert eine negative Meinung über die Jungs äußerte. Die Bühnenshow der Gitarristen war leider nur sehr mäßig, jedoch kompensierte der Sänger alles mit seinem, schon fast spastisch anmutenden Stageacting. Wie ein Berzerker wütete er, schrie und grunzte was das Zeug hielt. Er bediente sich teilweise auch der reversen Grunztechik (Lauft einsaugen anstatt sie herauszupressen), doch bei weitem nicht so gekonnt wie der SANATORIUM Frontman, krass und brutal war es aber dennoch. Wenn mich INTERVALLE BIZZARE auch nicht so vom Hocker rissen – ein würdiger Einstieg in diesen Abend waren sie allemal. Daumen hoch!
Die Pausen sollten bei diesem Konzert kurz sein - und darüber kann man nur froh sein, denn die Musik, die während der Umbauphase gespielt wurde war nicht nur unpassend, sondern sogar grauenhaft...

Nun waren HOUWITSER an der Reihe die Menge aufzumischen. Doch leider gab es gröbere Probleme mit dem Sound. Während der Sound vor der Bühne von einer alles niederbügelnden Bassdrum zerstört wurde, und so total unwesentliche Dinge wie Snare, Tombs und Becken überhaupt nicht zu hören waren, verhielt es sich auf der Bühne genau umgekehrt. Dort, so der Bassist Theo, war außer der Snare absolut nichts zu hören. Somit war es auch nicht absonderlich, dass sogar Aad (ebenso Drummer bei SINSTER) ordentliche Schnitzer machte und die Nummern nicht so präzise und druckvoll kommen konnten, wie das hätte sein sollen. Schade, denn gerade HOUWITSER lebt von Tightness und Druck. Somit ging der Gig leider einwenig in die Hose. Schuld an dem Sound dürfte ein Missverständnis mit der Tontechnik gewesen sein, denn wenn ich es im Gespräch mit dem HOUWITSER-Bassisten richtig verstanden habe, benutzte Aad im Gegensatz zu allen anderen Drummern lediglich eine Doppelfußmaschine und nicht 2 Bassdrums. So musste das Mikro in der einen Bassdrum (keine Ahnung warum hier nicht wie bei den Tombs getriggert wurde?) lauter gestellt werden, damit auch der zweite Schlägel, der sich nicht in Mitte befunden hatte, hörbar war. Die Snare und die Tombs mussten dann aber leiser gedreht werden, um nicht dauernd Feedbacks oder Übersteuerungen zu erzeugen. Ganz Wasserdicht scheint mir diese – womöglich falsch verstandene – Erklärung nicht zu sein. Ob und wie das wirklich gewesen sein könnte, kann ja noch im Forum diskutiert werden) Der miserable Bühnensound war dann auch der Grund, warum HOUWITSER vorzeitig ihr Programm beendeten. Statt der 30 Minuten wären nämlich zirka 40-45 geplant gewesen – schade! Jedenfalls entschuldigt sich Theo im Namen der Band für diesen Gig, „es war unmöglich weiterzuspielen“, bedauerte er mehrmals. Das Set begann mit dem genialen „Catenated“ vom „Embrace Damnation“-Album und setzte sich im Weiteren, bis auf eine Ausnahme, aus einem Mix der letzten beiden Alben zusammen. Leider wurde der Forderung der Fans nach „Unholy Orgasm“ nicht nachgekommen. Vielleicht wäre diese Nummer ja noch geplant gewesen? Auch wenn es mir schwer fällt – Daumen runter – ab in die Löwengrube...

MONSTROSITY sah ich vor ein paar Jahren schon einmal im Shelter (leider ist Metal nun ein großes Tabu in dieser Location) und wusste mich damals live nicht wirklich zu begeistern. Ganz anders aber war es bei diesem Konzert. Mit ordentlichem Sound ging es nun ans Eingemachte. Mit dem „In Dark Purity“-Intro „The Hunt“ wurde ausgeholt und mit dem, auch auf der CD folgenden „Destroying Divinity“ zugeschlagen. Beeindruckend mit welcher Exaktheit das Quartet aus Florida ans Werk gingen, mit welcher Leichtigkeit sie ihre anspruchsvollen Nummern auch live darboten. Nur die Stimme des neuen Sängers Sam Molina (Ersatz für Jason Avery, der wiederum Ersatz für Georg „Corpsegrinder“ Fischer war) schien mir von der Tour einwenig in Mitleidenschaft gezogen, war aber durchaus im grünen Bereich. Ob er aber die Aggressionen so vermitteln kann wie die oben genannten Vorgänger wage ich aber etwas zu bezweifeln. Zu meiner Verwunderung spielten MONSTROSITY sogar „The Angels Venom“, eine Nummer von der ich dachte, sie bräuchte unbedingt 2 Gitarren, um die sich stets bei mir einstellende Gänsehaut hervorzurufen – aber MONSTROSITY belehrten mich eines besseren: Sie spielten diese geniale Nummer ohne auch nur den geringsten Verdacht eines Mankos zu erwecken. Womöglich verstand es der Bassist gekonnt mit seinem 6-Saiter (!) hier die Rhythmus-Gitarre gekonnt zu ersetzen? Ich weiß es nicht – ich war hypnotisiert! Ein fesselnder Gig, der ohne weiteres mit den ähnlich genialen Gigs von MORBID ANGEL seinesgleichen gefunden hat. Daumen hoch für Gladiator MONSTROSITY.
Und wie immer wurde diese grauenhafte Musik während der Umbauphase gespielt...nichts wie weg zum nächsten Zapfhahn...

DYING FETUS waren bei ihrem letzten Konzert in der Arena wahrlich eine Endtäuschung für mich. Sie spielten größtenteils Tracks von „Destroy the Opposition“ was mir lange nicht so gut gefiel wie das älteren Nummern und auch das neue Material, das sie damals vorstellten, schien diesen Trend in Richtung mehr Technik weiter fortzusetzen, was mir überhaupt nicht behagte. Aber der Gig am 20. sollte alles entschuldigen! Schon alleine der Beginn des Gefechts, nämlich „Blunt Force Trauma“ vom „Purifacation Through Violence“-Album ließ mich auf mehr alte Nummern hoffen mit all den brillianten Stop ´n Go´s und stampfenden Riffs. Ja, und sie meinten es gut mit mir, denn ihr Set war nichts anderes als ein Best-Of der letzten 3 Alben + EP. Eine vermutlich unvollständige und nicht in der richtigen Reihenfolge befindliche Playlist soll dies veranschaulichen und alle, die nicht dort wahren in sattes Grün und/oder Blau vor Ärger erstrahlen lassen!

„Blunt Force Trauma”
„Nocturnal Crucifixion”
„Raped on the Altar”
„Grotesque Impalement”
„Bringing back to Glory”
„Killing on Adrenalin
„Kill your Mother/rape your Dog”
„Praise the Lord”
„Born in Sodom”
„Pissing in the Mainstream”
„Schematics“
„One Shot, One Kill“
„Stop at Nothing“
„Forced Elimination“

Hätte DYING FETUS noch „Internal Manslaughter” gespielt wäre ich überhaupt in die Knie gegangen. Die Wucht und Gewalt der amerikanischen Death-Grind-Core-Partie hätte eine Ariane-V Trägerrakete vermutlich durch den Mond katapultieren können, und diese Kraft konnten sie auch meisterhaft auf die Audienz übertragen. Dass die Stimmung bei den - grob geschätzt - 250 Leuten nun ihren Siedepunkt erreichte, braucht wohl nicht extra erwähnt zu werden. Moshen und bangen war angesagt, aber auch stage-gedived wurde heftigst. Leider war der Security einer von der nervösen Sorte und meinte, er müsse die Leute schon unmittelbar nach Erklimmen der Bühne von der selbigen werfen, obwohl keiner der Stagediver Anstalten machte länger auf der Bühne verweilen zu wollen. Oft war die Menge noch nicht einmal bereit den Stagediver aufzufangen. So ein übertriebenes Vorgehen war nicht notwendig!
Bei DYING FETUS merkte man, dass sich das neue Line-Up mittlerweile schon sehr gut aufeinander eingespielt hatte. Drummer Erik ist ohnehin schon benahe so fix wie der Ex-Drummer Kevin und Jason (Ex Bass und high Vocals) vermisst man auch kaum noch. Ich persönlich finde Vince, den neuen Shouter technisch sogar besser. Ich denke nicht, dass Jason solche 20 Sekunden langen Screams loslassen hätte können wie Vince. Der Vergleich mit dem „mutierten Pitbull“ (Zitat „Kronos“ aus unserem Forum) ist mehr als passend, ist er ja fast breiter als hoch – überhaupt, wenn er mit Bomberjacke umherstapft. Und dann noch die Igel unter den Achseln! Oder warum sonst streckte er immer die Arme so seitlich vom Körper weg?
Der Aufmerksame DYING FETUS-Fan hat es natürlich sofort gemerkt: Die letzten 4 Nummern der „Playlist“ sind auf keinem der Alben drauf. Klar, werden sie auch erst im Oktober – gleich nach der Tour aufgenommen. „Dann sind wir voller Power und Tatendrang vom Touren und Live spielen“, verriet mir John. Und ich kann euch eines sagen, was ich so mitbekam sind die neuen Nummern einfach nur genial, am ehesten mit einer Fortsetzung im Stile von „Killing on Adrenalin“ zu vergleichen, also wieder mit etwas mehr Groove und mehr Power-Riffs.
Das Christkind kommt diesmal schon am 14. Dezember nach Wien und hoffentlich bald danach in Form einer neuen FETUS-CD...und gespannt bin ich, ob John nun Dünnschiss vom Sturm bekam, hehe.
Jedenfalls sämtliche Daumen hoch!

Insgesamt war dieses Konzert sicher eines der genialsten, das ich bis dato erleben durfte. Angefangen bei den Leuten, den Bands, der Location, der Organisation - alles war fast perfekt. Wie bereits erwähnt gab es leider Probleme mit dem Sound


Danke auch an Wank, der Arena, DYING FETUS, MONSTROSITY, HOUWITSER und INTERVALLE BIZZARE - Das war ein schöner Tag!


FOTOS + E-CARDS


Martin
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Beitrag vom 06.04.2002
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