J.B.O.   YEAH!  
18.01.2003 @ Alter Schl8hof

Mit einem nicht gerade geringen Maß an Skepsis, einen wirklich angenehmen Abend zu verbringen, betrat ich den Schl8hof, um einmal mehr Zeuge einer Darbietung der fränkischen Fun Metal-Institution J.B.O. zu werden. Diese Skepsis war damit zu erklären, dass deren letztes Studioalbum „Rosa Armee Fraktion“ meiner Meinung nach wirklich nicht zu den absoluten Highlights der Bandhistory gehört, und auch mit dem Umstand, dass deren letzten Show in Wels im März 2001 jede Menge Anlass (Songsauswahl, Gags) zu kritischen Bemerkungen lieferte. Bevor allerdings die rosaroten „Verteidiger des Blödsinns“ antraten, um das zahlreich erschiene Publikum mit spaßbereitenden Songs und jede Menge Jokes zu verwöhnen, durfte der Toursupport YEAH! aus Deutschland ran, die ihren Stil als „Discopunk“ definieren, und passender Weise diese Beschreibung auch gleich als Titel ihres Debutalbum auserkoren hatten. Wie es diese Stilbeschreibung schon erahnen lässt, startete diese Band musikalisch den Versuch, elektronische Elemente mit Punkrocksound zu verkreuzen, was natürlich als gewagte Mischung angesehen werden darf. Leider gelang es YEAH! (auch trotz diverser, kurz angespielter Coverversion wie „Pet Cemetery“ von den RAMONES) nicht, das Publikum zu entsprechenden Gefühlsausbrüchen zu mobilisieren, wenn man von einigen wenigen Ausnahmen absieht.

Danach war die Erlanger Kultband J.B.O. an der Reihe, und die (wie immer) bunt gemischte Audienz reagierte schon auf den Opener „Wem nutzt das schon“ erwartet euphorisch. Im Endeffekt bekamen die J.B.O.-Fans wiederum an diesem Abend exakt das, was ihren Erwartungen entsprach. Das bedeutet: Eine ordentliche Auswahl an Hits aus der langen Bandgeschichte, jede Menge humorvoller Sprüche sowie natürlich die gewohnten optischen Bestandteile jeder Show der Deutschen, für welche sich wieder der eigens mitgereiste Statist verantwortlich zeigte. J.B.O. legen freilich Wert darauf, das aktuelle Werk „Rosa Armee Frakion“ gebührend vorzustellen, was mit u.a. „Ich will Lärm“, „GirlsGirlsGirls“, „Ich vermisse meine Hölle“ (inkl. Teufelskostüm) oder das orientalisch klingende „1001 Nacht“ auch geschah. Aber natürlich durften auch bewährten Standards nicht fehlen, die den werten Fans naturgemäß besonders am Herzen liegen, wobei gottlob nicht nur so mancher sexistischer Mitgröhlsong a la „Bums Bums Bums Bums“ oder „Bimber Bumber Dödl Dei“ etc. außen vor blieb, sondern auch elendslange Späßchen sowie mittlerweile auf längst langweilig anmutender Parodien wie „Wir ham ne Party“ oder „Eins, zwei, drei“ konsequent verzicht wurde. Auch das altbekannte „Applaus-O-Meter“ dürfte längst irgendwie endgelagert worden sein, und findet im Programm keine Verwendung mehr. Stattdessen konzentrierten sich die Herren vielmehr darauf, der Fanschar jede Menge wohlbekannter Stücke um die Ohren zu blasen. („Ein Fest“, „Liebe ist süß“, „Mensch ärgere Dich nicht“ „666“, „Ich sage J.B.O.“ etc.). Als „Stargast“ durfte dieses Mal Bob Marley (R.I.P.) in Erscheinung treten, dessen Rolle von Stimmwunder und Gitarrist Vito C. fast schon perfekt verkörpert wurde, der bei den Songs „Ka Alde, Ka G`schrei“ („No woman, no cry“) und „Gimme dope joanna“ die Leadvocals übernahm. Nichtsdestotrotz verwendeten J.B.O. bei Nummern wie „Walk with an Erection“, „Kuschelmetal“ und „Mei Alde is im Playboy drinn“ ihre bekannten optischen Showelemente, die nicht näher beschrieben werden müssen, da sie eh jeder kennt, der jemals nur ein einziges Konzert der Band mitverfolgt hat. Die Menge war natürlich begeistert, und man muss dieses Mal wirklich in aller Klarheit (wie es Herbert H. sagen würde) bekennen, dass diese Show wirklich in Ordnung ging. Zum Schluss brannte man noch ein kleines Hitfeuerwerk mit Songs wie „Schlaflied“ („Enter sandman“), die MANOWAR-Huldigung „Verteidiger des Blödsinnes“, das unsterbliche „Ein guter Tag zum Sterben“ und natürlich „J.B.O.“ ab, ehe man sich Siegesposen einnehmend bedankte und verabschiedete, und verschwand. Aber nur für kurze Zeit, da sie sich wieder keineswegs zu schaden waren, den Fans Rede und Antwort zu stehen und Autogramme zu geben. Bei einer Band mit diesem Status nicht unbedingt selbstverständlich, und daher immer wieder würdigenswert.


Hutti
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Beitrag vom 27.01.2003
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