ESOPHAGUS    EMPYRE    ASMODEUS    RAVENHORST   
25.05.2002 @ Planet Music

Anlässlich der Veröffentlichung ihrer Split-CD luden die vielversprechenden Death Metaller EMPYRE sowie die jungen, aber dennoch schon ziemlich souveränen old-school Blackies RAVENHORST zusammen mit den allbekannten ASMODEUS und den geheimnisvollen, ominösen Headlinern THE LEGION im Planet Music zum Konzert.
Auf den ersten Blick mag es verwunderlich erscheinen, dass RAVENHORST die Releaseparty eröffneten, immerhin nimmt man an, dass bei einem Konzert anlässlich einer Splitveröffentlichung beide beteiligten Bands als Hauptacting gelten und nicht der Support in den Vordergrund gerückt wird – kennt man allerdings die Hintergründe, so ist dem hinzuzufügen, dass das Konzert von EMPYRE geplant, koordiniert, veranstaltet und promotet wurde und dass das Konzert mit der Veröffentlichung oben angesprochener Split mehr oder weniger „nur“ verbunden wurde. Damit möchte ich die Leistungen von RAVENHORST allerdings nicht schmälern, nicht nur für ihr Alter und österreichische Verhältnisse, sondern auch an größeren Black Metal Acts gemessen, haben sie sowohl am Album als auch live eine äußerst solide Leistung erbracht.
Ein weiteres Diskussionsthema im Vorfeld waren die – zumindest für die nicht eingeweihten – unbekannten Headliner, die auch mit einem hidden Track (Track Nummero 23 – „Thy legions come“) auf der Split vertreten sind. Allerdings entpuppte sich aus der „Pimperlpartie“, wie THE LEGION von einigen benannt wurden, schlussendlich die sehr wohl bekannten (und viel diskutierten) Wiener ESOPHAGUS – yesssss, they are back! Aber allein die Anwesenheit von Basser / Grunzer Alex (session-Bass bei EMPYRE) und Maschinenmensch Adam im Publikum, ein mysteriös eingehülltes Drumkit von immensen Ausmaßen (nebst dem nicht viel kleineren von EMPYRE und einem Standardkit für RAVENHORST und ASMODEUS), sowie der an MORBID ANGEL angelehnte Bandname allein, lies wohl zumindest ein paar der 149 Anwesenden vermuten, dass wohl kaum gänzlich unbekannte Leute hinter THE LEGION stehen würden…

RAVENHORST hatten wie bereits angesprochen nun zwar das „Pech“, den Gig zu eröffnen und vor anfangs etwas weniger Leuten zu spielen, dafür bewiesen sie aber mit einer ziemlich tighten Bühnenshow und solidem Black Metal-Geknüppel, dass in Österreich noch nicht alle dem Death Metal oder Nu Metal verfallen sind… Besonders ob der äußerst aggressiven und abwechslungsreichen Vocals von Armagh und ob des differenzierten Livesounds konnten die vier Mödlinger ASMODEUS heute in den Schatten stellen, einzig und allein den Anfang des Schlussstückes „Summerfrost“, den sie zusammen mit EMPYRE-Fronter Oct@g0r3 und Grym (Guitar / Vocals VARGSRIKET) zum Besten gaben, verhauten sie gewaltig. Im Gegensatz dazu stand eine zwar etwas eigenwillige aber dennoch ganz gute Umsetzung von BLACK SABBATH’s „Paranoid“, bei dem sie ebenfalls von Grym an der zweiten Gitarre unterstützt wurden. Auch wenn man nicht behaupten kann, dass RAVENHORST Black Metal neu erfunden hätten oder eine ungewöhnliche Meisterleistung vollbringen, kann man ihnen dennoch zu einem äußerst soliden, energiegeladenen Gig gratulieren, während dem man ihnen die Spielfreude eindeutig anmerken konnte. RAVENHORST werden jedenfalls noch einiges zu melden haben, da bin ich mir sicher…
Im Gegensatz zu den Openern konnten mich ASMODEUS heute alles andere als überzeugen – gut, ich habe noch nie verstanden, warum um die Steirer so ein Wind gemacht wird, aber diesmal litten sie einerseits an einem grottenschlechten Sound und zweitens merkte man deutlich, wie angefressen sie waren, dass sie auf einem Kit wie dem von RAVENHORST spielen mussten. Somit konnte ich nicht wirklich beurteilen, ob der kürzliche Lineup-Wechsel die Band weiter gebracht hat oder nicht – künstlich gepost wurde jedenfalls wie immer, aber ich weiß, um den Sinn dahinter zu verstehen bin ich wohl zu blöde…
EMPYRE hingegen konnten ihre Durchschlagskraft vom Hell On Earth Gig im letzten Jahr noch deutlich ausbauen, besonders Eugen konnte sich deutlich mehr aufs Stageacting konzentrieren und musste nicht mehr ständig auf die Grifffolge achten, wie es noch im Vorjahr der Fall war. Auch der Zusatz von einer zweiten Gitarre (Dennis von ex-DISMAL) trug deutlich zu einer Besserung des Livesounds bei – ganz zu schweigen davon, dass sich Oct@g0r3 wie ein wildgewordenes Tier gebärdete und Zeugler Panzer seinem Namen alle Ehre machte… Im Gegensatz zum Review aus dem Nocturnal Hall Zine kann ich mich nicht der Meinung anschließen, dass EMPYRE live mehr „back to the roots“ gingen und nicht „wie auf der Splitveröffentlichung teilweise ins brutal Death-Gefilde abdrifteten“, vielmehr kamen die Songs – besonders die alten, Black Metal lastigen – live um Längen aggressiver und druckvoller rüber, thrashiger und vielleicht doch einen Tick schneller würde ich sagen… Auch das MAYHEM-Cover „Deathcrush“ kam sehr gut rüber und das Wechselspiel zwischen Oct@g0r3 und Armagh hätte nicht besser und aggressiver gestaltet werden können – somit ein durch und durch gelungener Auftritt ohne Schnitzer, was bei der intensiven Vorbereitung im Vorfeld aber auch nicht verwunderlich ist.
Bevor „THE LEGION“ die Bühne betraten, wurde der Saal komplett verdunkelt, so dass ESOPHAGUS unbemerkt die Bühne betreten konnten; „Thy legions come“ wurde angestimmt und gleichzeitig mit Alex’ ohrenbetäubendem Brüller wurde die Bühne in blutrot / grell-grün getaucht – und die Gesichter von einigen aus dem Publikum werde ich wohl nicht so schnell vergessen hehe…
Viel über die musikalische Meisterleistung zu schreiben, wäre wohl Platzverschwendung, da sich die Wiener problemlos mit den internationalen Topacts messen können – wenn sie nicht bereits besser, da einfach um Längen interessanter und abwechslungsreicher, aber auch nicht minder begabt als die selbst ernannten Vorbilder MORBID ANGEL oder VADER sind… Noch eine Spur besser als EMPYRE aufeinander abgestimmt, bliesen die Wiener einen gnadenlosen Killersong nach dem anderen in die Meute – die ersten zwei Songs übrigens mit Alex an der zweiten Gitarre und ohne Bass, was sich aber nicht im Geringsten negativ niederschlug – und die Songansagen passten wieder einmal wie die Faust aufs Auge: Angefangen von „We are ESOPHAGUS – we are THE LEGION! We are back!“ (zweideutig hoch drei hehe) über das sarkastische „Na, überrascht?“ bis hin zu „Der nächste Song geht an alle Neider aus der Wiener Szene – „Killing with a smile“!“ und auf die Forderung nach einer Zugabe das mit einem hämischen Grinsen unterlegte „Seid ihr es würdig?“…
Persönlich mag man dem Trio (berechtigter Weise oder auch nicht) vorwerfen, was man will – aber musikalisch sind sie wirklich über jeden Zweifel erhaben, so schaut’s eben aus, wenn eine Band aus hundertprozentigen Perfektionisten besteht, die gleichzeitig auch noch ihre Instrumente (wie immer eine Augenweide) bis aufs Extrem ausnützen. Auch wenn dies unmöglich erscheinen mag, die neuen Songs sowie der Liveauftritt und die damit verbundenen Publikumsreaktionen beweisen es: ESOPHAGUS haben sich im Vergleich zu den „alten“ Songs deutlich steigern können, ohne aber ihren Stil auch nur im geringsten abzuändern. Allerdings war es auch irgendwie schön zu sehen, dass sie sich über die umwerfenden Reaktionen aus dem Publikum wie kleine Kinder freuten, ESOPHAGUS sind halt auch „nur“ Menschen…
Alex’ Statement “We are back!“ dürfte allen überheblichen Neidern jedenfalls ein ziemlicher Tritt in die Eier gewesen sein, denn dass sich das Wiener Trio nicht unterkriegen lässt sondern in Perfektion, Aggressivität, Variation, Eigenständigkeit und auch Ehrlichkeit (was auch nicht vernachlässigt werden sollte) nur noch wächst, scheint hiermit bewiesen zu sein... Auf ein neues!

Kultige Fotos live und backstage gibts von der Designerin der Split CD unter www.machtdernacht.tv


Macabre
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Beitrag vom 11.06.2002
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