AC/DC  
22.11.2000 @ Stadthalle Wien

An ihnen scheint sich auch die Zeit ihren Zahn auszubeißen. Ihre aktuelle World-Tour war binnen weniger Wochen ausverkauft, ebenso die mancherorts, aufgrund des enormen Zuschauerandrangs, eingeschobenen Zusatzkonzerte. Die Rede ist von der Band, die die Hard-Rock- und Heavy-Metal-Szene ganz entscheidend mitgeprägt hat, die jahrzehntelang der Maßstab für unzählige aufstrebende Bands war, die ganze Heerscharen von Halbwüchsigen zum Gitarrespielen animierte; die Rede ist von AC/DC, die derzeit mit ihrer neuen CD "Stiff Upper Lip" im Gepäck um den Erdball touren.

So machten sie auch am 21. und 22. November in Wien Station, wobei sie beide Male 12.000 Fans jeweils zwei Stunden lang ein Stück Jugend einhauchten.
Alle Erinnerungen kamen an diesen beiden Abenden wieder hoch. Als ich als kleiner Junge die AC/DC Schallplatte meiner Mutter stibitzte (ja - meiner Mutter). Als ich auf einem Bein hüpfend durch mein Zimmer jagte, mit einer Attrappe einer E-Gitarre. Oder als ich anfing, wirklich die Straßenfeger der legendärsten Hard Rock Band aller Zeiten auf den 6-Strings nachzueifern!
Der Ticketpreis, der sich zwischen 450.- und 700.- bewegte, ist also nicht besonders hoch, wenn man bedenkt, dass man sich einerseits ein Stück Jugend damit kaufen (bzw. zurückerobern) und andererseits die wohl beste Live-Band hautnah erleben kann.

Man wird mir jetzt unterstellen, dass ich als Fan aber kein besonders objektiver Betrachter bin. Muss ich auch nicht unbedingt sein - denn wer schätzt AC/DC schon nicht? Wer also gerne Rockmusik hört und gute Konzerte besucht, hat AC/DC hoffentlich nicht verpasst! Man wird mitgerissen, die Menge besteht nicht aus einzelnen Leuten, die einfach in ein Konzert gehen, sondern das Publikum ist eine einzige lebende, sich ständig bewegende Masse. Obwohl ich schon auf vielen Konzerten war, darunter einige der größten Bands der Welt, habe ich es selten erlebt, dass von Anfang bis Ende die Stimmung völlig ausgelassen war. Ein entfesselter Angus Young, der unermüdlich über die Bühne getobt ist, dessen Auftritte an Hochleistungssportler erinnern, und der so ganz nebenbei göttlich Gitarre spielt, hat dem Publikum und sich selbst keine Pause gegönnt. Ebenso Brian Johnson, der nach zwanzig Jahren bei AC/DC immer noch seine Stimmbänder hat, hat die Fans ständig nach vorne gepusht. Man hat der Band keineswegs angemerkt, dass sie so manche Songs bestimmt schon zum tausendsten Mal gespielt haben. Im Gegenteil, man hat den Eindruck, dass es ihnen jeden Abend noch immer Spaß bereitet, sich wie Kinder zu benehmen.

Schön wenn man in einer Zeit wie der heutigen noch einmal Kind sein darf, auch wenn es nur für zwei Stunden ist. Zwei Stunden, die alle großen Hits der Band umfassten.
Neben "Dirty Deeds done dirt cheap", "Thunderstruck", "Hells Bells" (welches von Brian Johnson obligatorisch an der Riesenglocke hängend eingeläutet wurde), "Back in Black", die Live-Hauer "Let there be rock" (an diesem Punkt spürte sich Angus Young überhaupt nicht mehr) und "The Jack", durfte aber auch selbstverständlich der neuste Hit "Stiff upper Lip" nicht fehlen. Bei der einmaligsten AC/DC Hymne schlechthin, "Highway to hell", bliesen aus sechs Richtungen die Feuerschwaden, bei den Schlussachords von "For those about to rock" bombardierten sechs Kanonen das Publikum um es anschließend unter einer Decke von goldglitzernden Streifen zu versenken! Im Hintergrund der Bühne - immer über die Zuschauer wachend - eine große Angus Figur als Teufel deklariert. Das "Maskottchen" seit den Anfängen.

Zugegeben, ihren Stil haben sie in all den Jahren nicht geändert, sich sozusagen nicht weiterentwickelt. Aber wer will das schon? Die Leute wollen die guten alten Rocksongs hören, also gibt man ihnen gute alte Rocksongs, auch wenn sie aus dem Jahr 2000 sind.

AC/DC spielten eines der größten Konzerte der Musikgeschichte, einige ihrer Songs sind weltberühmt. Als sie als erste westliche Band im Zuge ihrer "Razor's Edge"-Tour in Moskau spielten (mit Metallica als Vorgruppe!), sind Zuschauerzahlen von 500.000 bekannt gemacht worden. Im Festival von Castle Donington waren es satte 150.000 (zu diesem Festival sind sie in zehn Jahren übrigens dreimal als Headliner gekommen). Wie lange sie noch weitermachen, steht in den Sternen... Ein Tribut an eine Band, die schließlich nach 26 Jahren völlig verdient, jedoch viel zu spät, auf das Titelblatt des "New Musical Express" gekommen ist!


Max

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Beitrag vom 31.01.2001
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