HERBSTNÄCHTE III  
30.09.2001 @ Burg Rabenstein, (Fläming/BRD)

Welcher wind- und wetterfeste schwarze Engel oder ähnliches diesen Sommer noch nicht genug von Open Air Festivals hatte, der konnte sich am letzten September-Wochenende auf Burg Rabenstein den Klängen von Gothic Rock und Metal , Elektro oder verwandten Stilrichtungen hingeben. Doch was wäre ein Festival ohne das mehr oder weniger übliche Chaos am Anfang, das "Wo sind die Bändchen? Wer hat die richtigen Programmhefte? Wieso will die PA- Firma ihr Geld im voraus?"...Aber was ein Leipzig-geprüfter Besucher ist, der weiß, daß in der Ruhe die Kraft liegt, und so konnte man sich mit etwas Verspätung die Detmolder END anhören, die es trotz einer guten, düster-melancholisch basslastigen Performance leider nicht schafften, viele Leute vor der Bühne zu halten. Wahrscheinlich ist es das schwere Los des Openers, sein Publikum zum Bleiben zu bewegen, während auf dem Gelände zahlreiche Stände zum Shoppen oder zu warmen Getränken einladen. Etwas mehr Glück hatten anschließend MANDRAKE, die erstens auf der Hauptbühne spielen konnten und zweitens eine sowohl optisch als auch gesanglich bezaubernde Sängerin präsentierten. Stellenweise mit THEATRE OF TRAGEDY oder TRISTANIA vergleichbar war ihnen auch etwas mehr Publikum und Applaus vergönnt, wenngleich die meisten Besucher weiterhin ihre Wege gingen. Weg vom harten Musik-Genre führten am weiteren Abend dann die Hamburger Elektro- Formation PHILTRON , die die Gliedmaßen derer, die zum Anhören und Zuschauen verweilten, doch recht annehmbar zum Tanzen brachten. Wer weder mit Metal noch Elektro seinen heimischen CD- Player füttert, dem war mit CASSIOPEIA vielleicht weitergeholfen. Schließlich fanden sich zu dieser Gothic - Rock Band doch endlich ein paar mehr Zuhörer ein, so daß dieser auch gebührend Applaus entgegengebracht wurde. FROWN jedoch war die Gunst der Zuschauer wieder fast gänzlich versagt, obwohl sich einige engumschlungene Pärchen und Einzelpersonen andächtig der düsteren Stimmung dieses Auftritts hingaben. Stilistisch wie auch stimmlich sei diese Band jedem TYPE O NEGATIVE-Fan ans Herz gelegt. Wie es sich schon bei CASSIOPEIA zeigte, schien die Freitag Nacht die Nacht des Gothic Rocks zu sein, denn SCREAM SILENCE wurden von Anfang an begeistert aufgenommen und angemessen gefeiert. Bei dieser Band war es den Fotographen sogar zum ersten Mal nicht möglich, einfach so in die erste Reihe zu gelangen. Und das sollte die sonst vorherrschende Zurückhaltung des Freitags-Publikums etwas verdeutlichen... Denn normalerweise steigt die Publikumsgröße mit dem Fortschreiten des Abends und dem Bekanntheitsgrad der Gruppen, und EVER EVE sind sicherlich keine kleinen Lichter mehr in der Szene. Aber, wie sollte es an diesem seltsamen Freitag anders sein, EVER EVE boten eine gute Show (v.a. für das weibliche Auge) und Musik für die wenigen, deren schwarzes Herz wohl auch zu den Klängen von Gothic Metal etwas schneller schlägt. Ob und wie gut die beiden Headliner des Abends, GARDEN OF DELIGHT auf der großen Bühne und THE DREAMSIDE auf der kleinen, aufgenommen wurden, entzieht sich meiner Kenntnis, Augenzeugenberichten zufolge "konnte man es schon lassen" bzw. "naja, war halt wenig los..." ......Warum der Freitag dermaßen seltsam über die Bühne ging, konnte sicherlich nicht nur am anfänglichen leichten Chaos gelegen haben, vielleicht hatte irgendwo die Chemie zwischen allen, die vor, auf oder hinter der Bühne wandelten, nicht vollends gestimmt oder irgendwo hat irgendjemand an irgendwelchen Rädchen gedreht..... Sollten vielleicht doch zuviel Metal - Bands das Freitags-Line-Up geprägt haben?


Samstag zeigte sich dann auch das Wetter mit Sonnenschein und annehmbaren Temperaturen von seiner besten Seite, was sicherlich vor allem denen zu gute kam, die die Nacht im Zelt verbracht hatten... Daher waren bereits am Nachmittag zu den Lesungen, der Modenschau und der Hochzeit wesentlich mehr Leute anzutreffen. Wer sich allerdings auf dem groß angekündigten Mittelalter-Markt am Fuße der Burg verlustieren wollte, der könnte eventuell heute noch suchen. Aber diese Dinge schienen für die meisten nebensächlich zu sein, schließlich wurde Bruno Kramm´s Soloprojekt KRAMM begeistert aufgenommen und mit reichlich Applaus belohnt, auch wenn Meister Strom stellenweise seinen Dienst quittierte. Bruno zeigte mit seinem Auftritt ziemlich deutlich, daß er im elektronisch- poppigen Alleingang ebenfalls einiges auf die Beine bringt. BURNING GATES hingegen hatten sich dem etwas härteren Gothic Rock verpflichtet, der am Samstag überraschenderweise regen Zuspruch fand und das Publikum wie ausgewechselt feiern ließ. So richtig "back to the roots" des Gothic Rocks, absolvierten KISS THE BLADE aus Österreich im Anschluß ihren Auftritt mit allem, was zu dieser dunklen, melancholischen Musik gehört. Ein weiterer Höhepunkt des Abends sollten dann HELIX werden, wobei eigentlich der Zusatz (Ex- DREADFUL SHADOWS) sicherlich nicht mehr nötig wäre. Diese Band ist mittlerweile nicht mehr darauf angewiesen, mit ihren Ursprüngen Werbung zu machen. Eine herausragende Stimme, gut plazierte dezente Elektro- Einflüsse zur Unterstreichung mancher Liedthemen, all dies ließ das Publikum dahinträumen und nachdenken. Wer aber nun genug hatte von ruhigen Klängen und Besinnlichkeit, der konnte sich bei den nachfolgenden THANATEROS mit ihrem Mix aus Metal und Synthesizer gut ausleben. Richtig am Übersprudeln war die Stimmung zum ersten Mal an diesem Abend bei LETZTE INSTANZ. Diese Dresdner Jungs hatten die Menge von Anfang an im Griff mit ihrem Mix aus Streichinstrumenten, treibenden Rhythmen und mitreißender Aktion auf der Bühne. Und die Kunst des Sängers, kleine und große Probleme des Alltags in ernstgemeinte Witze zu verpacken, sucht seinesgleichen.... Zum Dahinträumen und seine/n Liebsten Bekuscheln war dann hingegen FATIH IN THE MUSE mit ihrer Accustic Performance. Wer irgendwie mal die Gelegenheit hat, sich dies auf einem Festival anzuhören, der sollte sich diese Chance keinesfalls entgehen lassen, denn mit Worten läßt sich diese Stimmung nicht beschreiben. Headliner des Abends letztendlich waren DIARY OF DREAMS, die mit diesem Auftritt einen Streifzug durch sämtliche Alben machten. Leider war das Publikum anfangs etwas verhalten, doch nach und nach taute es auf und bekam seine Forderung nach zwei Zugaben erfüllt. Wer immer noch nicht genug hatte und ganz nach Gothic/Metal Art die Nacht zum Tag machte, der ergötzte sich in der anschließenden Disco an den Klängen der 80er und 90er und konnte seinen Durst an dem Freibier, das das an diesem Samstag frisch getraute Ehepaar spendiert hatte. Leider hatte das Wetter am Sonntag kaum mehr ein Erbarmen mit den Festival Besuchern und öffnete seine Pforten. Somit konnte man THE ESCAPE oder DRYLAND (welch Ironie!!) nur unter dem Regenschirm begutachten, wenn auch beide Bands ihr Bestes gaben. Wer am Montag morgen pünktlich vor seinem Arbeitgeber zu erscheinen und dafür eine lange Heimreise vor sich hatte, oder einfach keine Lust mehr auf nasse Füsse hatte, der verpaßte nachfolgende Bands: MURDER AT THE REGISTRY, SISC, WHISPERS IN THE SHADOW, ANTIWORLD, FLIEHENDE STÜRME und CINEMA STRANGE. Verständlicherweise nahm die Anzahl des Publikums wetter- und uhrzeitbedingt immer stärker ab, doch gegen Abend boten FLIEHENDE STÜRME und CINEMA STRANGE den noch Verbliebenen bei halbwegs trockenem Wetter eine guten Festival-Abschluß.........So waren die diesjährigen Herbstnächte wieder einmal ein guter Schlußpunkt für alle Open-Air Gänger, wenn auch die ein oder andere Panne am Anfang alles etwas chaotisch erschienen ließ. Aber wer ist schon perfekt....


Tobias
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Beitrag vom 18.12.2001
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