Interview mit DARK FUNERAL


Ende September diesen Jahres, genauer gesagt der 24., wird ein Höhepunkt für viele Fans schwarzer Sounds. Die mittlerweile mit Kultstatus behafteten Schweden von DARK FUNERAL veröffentlichen an diesem Tag nämlich ihr neues Album "Diabolis Interium"! Grund genug, ein Bandmitglied zum Interview zu bitten. Und tatsächlich, auf die Minute genau, klingelte mein Telefon und am anderen Ende der Leitung begrüßte mich Emperor Magus Caligula, seines Zeichens Bassist und Sänger der Teufelsanbeter aus dem hohen Norden.



Jürgen: Hallo Emperor! Wie geht es dir denn zu so später Stunde? Du mußtest doch sicher schon zahlreiche Interviews absolvieren.


E.M.C.: Bei mir ist alles in Ordnung. Ich habe zwar schon einige Interviews hinter mir, aber trotzdem freut es mich immer wieder, welche zu geben. Dieses ist für heute ohnehin das letzte.


Jürgen: Eingangs hätte ich gleich einmal eine Frage die Vergangenheit betreffend. Ihr seid ja im Jahr 2000 im Rahmen der No Mercy Festivals in der Wiener Arena aufgetreten und dabei allesamt mit einer gehörigen Verspätung eingetroffen. Danach durftet ihr lediglich 4 Songs spielen, was die Fans natürlich schwer enttäuschte. Im Anschluß daran gab es einige Gerüchte die Gründe betreffend. Einige davon lauteten, Glen Benton, der DEICIDE - Frontdeibel, hätte euch, nachdem deren Bus in Deutschland auf der Strecke blieb, nicht vorausfahren lassen. Was passierte denn wirklich?


E.M.C.: Aufgrund dessen, daß dieses Ereignis schon relativ lange zurückliegt, kann ich mich auch nicht mehr ganz exakt an die Geschehnisse erinnern, aber es war so, daß der Tourbus von DEICIDE eine Panne hatte, Glen Benton uns allerdings nicht nach Wien vorausfahren lassen wollte. So kam es eben, daß sämtliche Bands verspätet ankamen. Auf der anderen Seite wollten DEICIDE aber auch keinesfalls zu spät mit ihrem Set anfangen, weswegen unsere Auftrittszeiten einfach rigoros gekürzt werden mußten. Darunter litten natürlich auch alle anderen Bands, nicht nur wir.


Jürgen: Klingt so, als wäre es sicher nicht einfach gewesen, mit diesen Burschen für die Dauer einer Tour klarzukommen!


E.M.C.: Es ist eigentlich schwer, sich eine wirkliche Meinung über diese Personen, vor allem Glen Benton, zu bilden. Einerseits konnten sie wirklich nett sein, auf der anderen Seite allerdings, wollten sie immer im Mittelpunkt stehen. Was das betrifft, kam mir Glen irgendwie wie ein kleines Kind vor, das auch zu nerven beginnt, wenn es nicht sämtliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann. Ansonsten gab es aber keine großen Meinungsverschiedenheiten, dennoch kann ich nicht gerade behaupten, was gewisse Ansichten betrifft unbedingt auf einer Wellenlänge mit den Burschen zu liegen. Da ich aber einmal jemand bin, der hinter seiner Meinung steht und diese auch nicht revidiert, kam es so schon ab und an zu gewissen Differenzen. Besonders deren etwas krassen Humor konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Glen findet anscheinend immer wieder Gefallen daran, seine Spuren in Form von Exkrementen zu hinterlassen!


Jürgen: Na Mahlzeit! Was hältst du denn generell von Festivals mit solch vielen Bands. Ist der Fan nicht manchmal überfordert mit derartigen Marathonveranstaltungen?


E.M.C.: Ich halte diese Veranstaltungen eigentlich für eine sehr gute Idee. So hat jeder Fan die Gelegenheit, im Laufe eines Nachmittages viele seiner Faves zu sehen, und das für relativ wenig Geld.


Jürgen: Lassen wir die Vergangenheit und Geschichten über andere Bands nun aber endlich ruhen und kommen zum eigentlichen Grund dieses Gesprächs: Die Neuigkeiten rund um DARK FUNERAL. Leider habe ich von eurem, am 24.09. erscheinenden Album "Diabolis Interium" noch keine Promo erhalten. Deswegen muß ich dich bitten, den Stil eures neuen Opus kurz zu beschreiben.


E.M.C.: Grundsätzlich haben wir uns in sämtlichen Belangen wesentlich weiterentwickelt, was sich für den Zuhörer auf jeden Fall positiv bemerkbar machen wird. Unseren Stil veränderten wir in keinster Weise, jedoch verfeinerten wir unsere Technik, sowie die Arrangements an sich. In den Songs auf "Diabolis Interium" gibt es sehr viele interessante Aspekte zu entdecken und sie erzeugen eine äußerst dunkle Atmosphäre. Teilweise sind sie vielleicht noch schneller als bisheriges Material von uns, aber dennoch tighter gespielt.


Jürgen: Das klingt ja sehr vielversprechend! Wer saß denn diesmal an den Reglern?


E.M.C.: Produziert hat das Album wieder Peter Tägtgren.


Jürgen: Das sollte ja neben dem Namen DARK FUNERAL als zusätzliches Qualitätssiegel für besten Sound bürgen. Ihr hattet in der Vergangenheit immer wieder massive Line-Up Probleme. Wart ihr in der Lage, rechtzeitig vor den Aufnahmen geeignete Mitstreiter zu finden?


E.M.C.: Das mit den Line-Up-Schwierigkeiten stimmt natürlich, wir verlangen jedoch von jedem Bandmitglied absolut hundertprozentigen Einsatz für DARK FUNERAL. Jede Person sollte sich auch mit unseren Idealen identifizieren können und dies durch entsprechende Loyalität zum Ausdruck bringen. So gesehen ist es nicht unbedingt einfach, passende Musiker zu finden, ganz abgesehen von den geforderten technischen Fähigkeiten. Diesbezüglich hatten wir aber echtes Glück. Wir konnten endlich einen geeigneten Drummer finden. Sein Name ist Matte Modin. Viele werden ihn wahrscheinlich von DEFLESHED kennen. Dieser Mann ist eine absolute Drummachine! Wirklich unglaublich, was er auf "Diabolis Interium" zeigt!


Jürgen: Dominion, euer zweiter Gitarrist, ist noch immer dabei?


E.M.C.: Oh ja! Dominion ist mittlerweile fixer Bestandteil von DARK FUNERAL. Das jetzige Line-Up ist wirklich perfekt. Ich kann nur hoffen, daß es auch noch lange bestehen wird.


Jürgen: Das wäre euch auf jeden Fall zu wünschen. Ist es nach wie vor so, daß der kreative Kopf von DARK FUNERAL sich aus Lord Ahriman und dir zusammensetzt?


E.M.C.: Lord Ahriman hat wieder einmal sämtliche Songs geschrieben, während ich für die Lyrics zuständig war.


Jürgen: Habt ihr die Songs eigentlich schon zur Gänze fertig, wenn ihr ins Studio geht?


E.M.C.: Bei unseren bisherigen Alben war es so, daß das Material völlig fertig war, als wir das Studio buchten. Dieses mal allerdings, war dem nicht so. Einige Dinge wurden noch im Studio verfeinert, um deren Wirkung im endgültigen Soundgewand auch gleich überprüfen zu können. Tatsache ist einfach, daß man als Band von einer Recordingsession zur nächsten eben immer mehr dazulernt. Deswegen macht man nie alles gleich.


Jürgen: Wäre sicher auch langweilig, sich diesbezüglich nicht weiterzuentwickeln. Du erwähntest ja bereits, daß die Texte auf deine Kappe gehen. Welches Konzept steckt auf "Diabolis Interium" hinter selbigen?


E.M.C.: Die Texte sind einfach ein Abbild meiner Selbst. Sie beschreiben meinen Glauben, meine Einstellung und meine innersten Gefühle. Die Ausrichtung ist deshalb, wie immer, zutiefst antichristlich. Allerdings griff ich bei " Godess Of Sodomy" auch einmal ein neues Thema auf, für das ich mich zunehmend interessiere, nämlich die Kombination von Lust und Schmerz.


Jürgen: Deine Lyrics lassen ja für gewöhnlich keinerlei Fragen offen. Du beziehst eindeutig Stellung und bekennst dich zum Satanismus, jedoch nicht nur aus Gründen der Provokation, sondern aus tatsächlicher Überzeugung. Was bedeutet der Satanismus für dich und wie bist du zu dem Schluß gelangt, ausgerechnet diese Religion zu wählen?


E.M.C.: Für mich ist Satanismus eine Religion, die mir unheimlich viel bedeutet. Das ist eine Sache der persönlichen Einstellung und Lebensführung. Ich wuchs in einer "okkulten" Familie auf, was mich schon in frühen Jahren dazu veranlaßte, mich mit vielen derartigen Dingen zu beschäftigen. Meine Eltern ließen mir diesbezüglich jedoch jeden erdenklichen Freiraum, damit ich mir stets eine eigene Meinung bilden konnte. Als die für mich interessanteste und ehrlichste Form des Glaubens stellte sich dann eben der Satanismus heraus.


Jürgen: Das bekommt man nun auch nicht oft zu hören. Meist ist es ja so, daß Jugendliche aus Rebellion gegen elterlichen Zwang und Glaubensstrukturen beginnen, sich mit Satanismus auseinander zu setzen. Ich nehme an, deine Eltern stehen dann auch voll hinter deiner Karriere bei DARK FUNERAL?


E.M.C.: Auf jeden Fall. Sie haben mich immer voll und ganz unterstützt und mich in jeder meiner Entscheidungen bekräftigt, egal welche das gewesen sein mag. Unser Verhältnis ist wirklich fabelhaft und sicher auch ziemlich einzigartig.


Jürgen: Ein Aspekt, der bei euren Texten immer wieder auffällt, ist der Bezug zu Schriften Anton Szandor La Veys. Wie wichtig sind dir seine Werke?


E.M.C.: Für mich, so wie für fast alle heutigen Satanisten, ist sein Wirken natürlich eine ganz große Inspiration. Deswegen wurde sein Tod auch zum tragischen Verlust für sehr viele Leute!


Jürgen: Habt ihr ihn jemals persönlich getroffen?


E.M.C.: Leider nicht. Er war auf uns und unsere Musik aufmerksam geworden und setzte sich mit uns per Fax in Verbindung, in dem er den Wunsch äußerte, sich mit uns beim Konzert in Chicago zu treffen. Leider verstarb Anton Szandor La Vey dann aber plötzlich, weswegen es zu diesem Treffen nie kam.


Jürgen: Außer euch gibt es ja noch einige andere Bands, welche in ihren Texten Bezug zu der "Satanic Bible" nehmen. Eine davon, die amerikanische Formation ACHERON, steht ja schon seit geraumer Zeit in einem besonderen Verhältnis zu euch. Nun habt ihr dieses Jahr mit ihnen gemeinsam eine Tour durch Mexiko absolviert. Wie habt ihr euch dann tatsächlich verstanden?


E.M.C.: Es war eine ganz tolle Erfahrung, die Jungs von ACHERON kennenzulernen, da sie den gleichen Spirit wie wir verkörpern. Wir verstanden uns dann auch wirklich ausgezeichnet. Es war, als würden wir uns schon ewig kennen!


Jürgen: Außer dem Ruf, euer Gedankengut mit voller Überzeugung zu transportieren, eilt euch auch noch jener der Fannähe voraus. So könnt ihr auf Fans aus allen Altersklassen zählen, wobei auch ganz besonders junge im Alter von 8 - 9 Jahren dabei sein sollen. Was ist das für ein Gefühl?


E.M.C.: Ein ausgesprochen gutes kann ich nur sagen. Ich finde es toll, daß wir auch so junges Publikum begeistern können, angesichts unserer extremen musikalischen Ausrichtung. Aber es kommt tatsächlich immer wieder vor, daß Kinder mit ihren Eltern zu Konzerten kommen und um Autogramme bitten, was uns natürlich sehr freut.


Jürgen: Das ist wirklich erstaunlich! Seid ihr bei euren Auftritten nie auf Widerstand gestoßen? Ich könnte mir zum Beispiel gut vorstellen, daß ihr radikalen Christenorganisationen ein Dorn im Auge seid.


E.M.C.: Mit Christenorganisationen hatten wir erstaunlicherweise noch nie Probleme. Lediglich Veganer wollten gegen uns vorgehen, aufgrund der Tatsache, daß wir bei unserer Show die beiden aufgespießten Schweineschädel verwenden. Aber wirklich ernsthaft bedroht wurden wir noch nie.


Jürgen: Zusammen mit Bands wie MARDUK und beispielsweise SETHERIAL zählt ihr bestimmt zu den extremsten und kompromißlosesten Vertretern eures Genres, verzichtet ihr doch auf jeglichen Einsatz von Keyboards und symphonischen Parts. Wie kannst du dir erklären, daß ausgerechnet diese Bands alle aus Schweden kommen?


E.M.C.: Ganz einfach. Die Schweden sind extreme Leute, haha! Es ist eben so, daß der Erfolg einer Band bestimmter Ausrichtung auch viele andere dazu ermutigt, den selben Schritt zu tun. MARDUK haben diesbezüglich gemeinsam mit uns bestimmt eine Vorreiterrolle inne. Besonders DISSECTION kann man ganz sicher auch als Wegbereiter für extreme schwedische Bands bezeichnen.


Jürgen: Die Situation am Live-Sektor soll in eurer Heimat Schweden Gerüchten zufolge jedoch nicht allzu rosig sein. Stimmt es wirklich, daß es nur wenige Auftrittsmöglichkeiten gibt?


E.M.C.: Bei uns in Stockholm gäbe es eigentlich genug Veranstaltungsorte, jedoch sind diese für Undergroundveranstaltungen viel zu teuer. Das ist ein echtes Problem und natürlich auch sehr schade, da es hier immerhin verdammt viele Bands und natürlich auch Fans gibt. Göteborg ist in dieser Hinsicht um einiges besser, da es näher bei Deutschland liegt.


Jürgen: Wirklich bedauerlich, daß ihr diesbezüglich im eigenen Land so limitiert seid! Ist es euch eigentlich möglich, von den Bandeinnahmen zu leben?


E.M.C.: Im Prinzip wäre das schon möglich, wir sind aber dennoch allesamt berufstätig. Wir arbeiten nicht, weil wir dazu gezwungen sind, sondern weil wir es einfach möchten. Ich könnte mir gar nicht vorstellen, ohne Arbeit zu sein. Den ganzen Vormittag zu verschlafen um dann irgendwann einmal ein paar Takte auf den Instrumenten zu üben, das ist nichts für uns. Da stehe ich viel lieber früh am Morgen auf, um mit meinem Hund durch den Wald zu spazieren und dabei die Natur zu genießen. Danach gehe ich, wie jeder andere auch, zur Arbeit.


Jürgen: Diese Antwort hätte ich nun auch nicht unbedingt erwartet. Welchen Tätigkeiten geht ihr denn nach, wenn ich fragen darf?


E.M.C.: Dominion und ich arbeiten in einem Vertrieb für Teile elektrischer Anlagen. Lord Ahriman ist voll und ganz mit seiner Produktionsfirma beschäftigt, was vielleicht nicht als herkömmlicher Job bezeichnet werden kann. Trotzdem ist es natürlich genug harte Arbeit.


Jürgen: Bald müßt ihr allerdings wieder Urlaub nehmen, denn die X-mas-Festivals stehen vor der Tür. Wird es bei diesen Auftritten eine spezielle visuelle Umsetzung des neuen Materials geben?


E.M.C.: Wir werden natürlich versuchen, eine möglichst dunkle Atmosphäre heraufzubeschwören, was mit den neuen Bandmitgliedern noch besser möglich sein wird. Übrigens kommt auf Tour noch ein Bassist mit.


Jürgen: Das heißt, du kannst dich voll und ganz auf deine Vocals konzentrieren!


E.M.C.: Und ob! Ich werde mir alle erdenkliche Mühe geben, meinen Gesang noch mehr auszureizen. Wir werden live sicher nichts schuldig bleiben!


Jürgen: Im Sommer seid ihr im Rahmen des HELL ON EARTH ja bereits in Österreich aufgetreten. Ist dieses Festival zu eurer Zufriedenheit verlaufen?


E.M.C.: Das HELL ON EARTH war wirklich ein cooles Festival. Die Leute, deren Anzahl leider nicht gerade die allergrößte war, waren ganz toll drauf. Besonders die Veranstalter haben sich sehr um unser Wohlergehen gekümmert. Eine wirklich nette Geste. Sie haben wahrscheinlich geglaubt, wir seien verdammte Rockstars. Aber nichts ist von der Realität weiter entfernt. Wir sind schon zufrieden, wenn wir irgendwo schlafen können. Sollte es wieder einmal ein derartiges Festival bei euch geben und es besteht der Wunsch nach einem Auftritt von DARK FUNERAL, so sind wir bestimmt die ersten, die zusagen!


Jürgen: Freut mich sehr, daß es nicht nur für die Fans, sondern auch für euch ein tolles Ereignis war. Mein Repertoire an Fragen wäre somit endgültig erschöpft. Gibt es noch eine wichtige Botschaft an unsere Leser, die du unbedingt loswerden möchtest?


E.M.C.: Wir freuen uns schon sehr darauf, die österreichischen Fans auf den X-mas-Festivals anzutreffen! Be there!


Jürgen: Das beruht sicherlich auf Gegenseitigkeit! Danke vielmals für das interessante Gespräch!


E.M.C.: Ich danke. Man sieht sich!!





Autor: Juergen

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Beitrag vom 10.11.2001
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