Interview mit EVEREVE
Nach dem tollen neuen Album von EVEREVE wollte ich der Band unbedingt ein paar Fragen stellen. Und so sendete ich meine Fragen an die Band, die sie ausführlich beantwortete.
Berni: Auf Eurer Homepage findet man leider nichts zum Thema Biografie. Könnt Ihr deshalb ein wenig über Eure Entschehungsgeschichte erzählen?
SMart Basstard: Machen wir es kurz. MZ Eve 51, T.he H.avoc, W.reaker und meine Wenigkeit, SMart Basstard, gründeten EVEREVE im Jahre 1993. Unser Anliegen war von Beginn düstere Momente auf tiefgründige Art und Weise in ein hartes Gewand zu kleiden. Es folgte das übliche Prozedere Demo-Konzerte-Demo-Konzerte bis wir 1996 unseren ersten Vertrag unterschreiben konnten. 1997 erschien SEASONS, anschließend gingen wir das erste Mal auf Tour. 1998 war STORMBIRDS an der Reihe. Nach zahlreichen Liveshows machten wir uns an das Songwriting für REGRET. Dabei mussten wir feststellen, dass unser damaliger Sänger Tom und wir nicht mehr an einem Strang zogen. Deshalb traten EVEREVE im Jahre 1999 mit einem Gastsänger in Erscheinung. Seit dem Songwriting für E-MANIA fühlte sich MZ stimmlich in der Lage seine Ideen, die er durch die bisherigen Frontleute interpretieren ließ, selbst umzusetzen. 2001 bedeutet für uns also das Jahr des definitiven Line Ups für EVEREVE. E-MANIA dokumentiert das deutlich.
Berni: Ihr habt jetzt Euer viertes Album heraussen. Wie hat sich die Musik im Laufe der Zeit verändert? Bzw. was sind die Unterschiede zu den vorigen Alben? Was ist neu auf der "E-Mania"? SMart Basstard: Grundsätzlich unterliegt der musikalische Wandel, den wir in unserer bisherigen Laufbahn vollzogen haben, keinerlei Kalkül. Wir handeln aus dem Bauch heraus. Fühlt sich etwas gut an, dann ist es gut. Wenn ich neben mich treten würde, um zu versuchen, aus neutraler Position zu analysieren, würde ich feststellen, dass die ersten beiden Scheiben das Anliegen aufzeigen, so viele Ideen wie möglich in den Stücken zu integrieren. Bei STORMBIRDS erreichten wir allerdings einen Punkt, an dem es keinen Sinn mehr machte, diesen Pfad weiter zu verfolgen. Noch mehr ging einfach nicht. REGRET zeigte den Wandel zum Wesentlichen, den wir auf E-MANIA zu einer vorläufigen Perfektion gebracht haben. Frei von Zwängen kombinieren wir wüste Gitarrenattacken mit zerbrechlichen Vocals, unwiderstehlich groovende Beats mit bizarren Spacesounds. Simplere Strukturen lassen trotzdem immer noch zahlreiche Details entdecken. Weniger ist manchmal mehr. Um einen Vergleich zu wagen: Es ist einfach mit vielen Farben ein beeindruckendes Gemälde zu erstellen, aber mit einem schwarzen Stift alleine zu faszinieren, das ist wahre Kunst.
Berni: Ihr habt mit diesem Album ja auch die Plattenfirma gewechselt. Gab es da einen bestimmten Grund dafür? Seid Ihr mit Nuclear Blast nicht zufrieden gewesen?
SMart Basstard: Plattenfirmen und Künstler haben grundlegend verschiedene Interessen. Die Labels vermarkten Kunst, d.h. sie investieren in vielversprechende Acts, in der Hoffnung ihre Ausgaben wieder in Gewinne umwandeln zu können. Ein Musiker möchte in erster Linie seiner Passion nachgehen. Diese beiden Positionen schließen sich eigentlich gegenseitig aus. Es ist eine Art Hassliebe. Als Mucker brauchst Du eine Firma im Rücken, die Dir ein professionelles Arbeiten ermöglicht, auf der anderen Seite ist Dir das Gehabe der Industrie zutiefst zuwider. Schlägt diese Hassliebe in Hass um, ist es höchste Zeit, das Umfeld zu wechseln. Das hat nichts mit den Menschen zu tun, die bei Nuclear Blast arbeiten, mit denen verstehen wir uns nach wie vor gut, aber das Geschäftliche wollte nicht mehr so ganz funktionieren und warum soll man es sich mit Freunden verscherzen?
Berni: Ich habe auf der Homepage gesehen, dass Ihr einige Festivals im Sommer spielen werdet. Gibt es ausser diesen Auftritten auch eine Tour? Werdet Ihr dann auch nach Österreich kommen?
SMart Basstard: Das lässt sich jetzt noch nicht genau absehen, da nicht wir alleine entscheiden, wann wir wo auftreten. Wenn es nach uns gehen würde, wären wir allerdings viel öfter in Österreich, da die beiden Shows, die wir im Vorprogramm von Hypocrisy und The Kovenant bei Euch bestreiten durften, bei uns in bester Erinnerung geblieben sind.
Berni: Welche Musik hört Ihr so privat? Gibt es da Einflüsse auf Eure Musik?
SMart Basstard: Was EVEREVE betrifft: Wenn wir uns gemeinsam im Proberaum treffen, lassen wir die Welt, die sich vor der Tür befindet, hinter uns zurück. Wir schaffen unser eigene Realität, die bestimmt wird von unseren Erlebnissen, Erfahrungen und Emotionen. Songwriting und Produktion gleichen einem gigantischen Seelenstriptease, der, wenn man ihn unbeschadet überstanden hat, eine unglaublich befreiende Wirkung hat. Kannst Du Dir vorstellen, dass da noch Platz ist, für die Ideen, die andere Künstler für sich entdeckt haben? Trotzdem hören wir privat natürlich alle gerne Musik. Ich kann nur für mich sprechen, aber ich weiß einen Künstler wie David Bowie beispielsweise sehr zu schätzen. Er ist seit über drei Jahrzehnten aktiv und schafft es trotzdem immer wieder, etwas wirklich Neues auf die Beine zu stellen, ohne dabei peinlich zu wirken. Das schaffen nur ganz wenige.
Berni: Hat es einen bestimmten Grund, dass Ihr Pseudonyme für Eure Namen verwendet?
SMart Basstard: Das Konzept für E-MANIA beschreibt die Flucht in eine Art künstliche Realität, die wir mit den Stücken erschaffen haben. Alles ist wie ein großes Spiel, das mit Verschleierung, sich Verbergen zu tun hat. Es handelt sich also um "echte" Kunst im wörtlichsten Sinne. Wir sind glückliche Menschen, die herzlich gerne die schönen Augenblicke des Lebens genießen. Trotzdem verbindet uns das Wissen um unsere inneren Dämonen und Urängste. Dieses Bewusstsein mündet in eine düstere Grundstimmung, der wir auf E-MANIA freien Lauf gelassen haben.
Berni: Ihr werdet ja auch zum HOE-Festival kommen. Was haltet Ihr von der Idee, dass ein paar engagierte Leute aus dem Metal-Underground ein Benefiz-Open Air für misshandelte Kinder veranstalten?
SMart Basstard: Generell kann ich sagen, dass jegliche sexuelle Abartigkeit ihre Daseinsberechtigung hat, so lange sie auf der freiwilligen Entscheidung der Beteiligten beruht. KINDER UND TIERE KÖNNEN DIESE ENTSCHEIDUNGEN NICHT TREFFEN und deshalb verurteile ich alles, was Kindern und Tieren auf gewaltsame Weise angetan wird zutiefst. Ich finde es großartig, dass Metal-Fans, denen von Volkes Mund häufig Bösartigkeit und Dummheit angedichtet wird, mit solch einer Veranstaltung ein mehr als bemerkenswertes Zeichen setzen. Deshalb empfinde ich es als großartige Ehre, dass wir bei Hell On Earth mit EVEREVE dabei sein dürfen.
Berni: Vielen Dank für das Interview! Ich freue mich schon auf Euren Live-Auftritt am HOE.
Autor:
Berni
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