Interview mit MICHAEL KISKE - relaxter der Metalszene gegenüber


Nach unglaublicher 17-jähriger Abstinenz kehrt einer der Mitbegründer des Power Metals endlich wieder auf die Bühnen dieser Welt zurück. Ex-Kürbis und HELLOWEEN Sänger Michael Kiske feierte bereits in Schweden und der Tschechei sein Comeback mit UNISONIC, arbeitet mit Amanda Somerville im Studio und wird mit AVANTASIA rund um die Welt touren. Ich durfte ein sehr langes und ausführliches Gespräch mit Michi über Skype führen, bei dem ich so manch Informationen aus der Vergangenheit, aber natürlich auch für die Zukunft erhalten habe. Was der sympathische und fröhliche Sänger an Informationen preis gab, erfahrt ihr hier:


Hi Michi, danke für deinen Anruf, wie geht es dir?


Gut, danke – beinahe hatte ich mich jetzt verquasselt, mit … einer… Lady, da wo ich gerade gewesen bin. Ich hab gar nicht gewusst, wie die Zeit davongerast ist. Ich hatte auch grad ein paar Probleme, dich im Skype zu finden. (lacht)




Kommen wir gleich zur Sache. Du hast mit Amanda Somerville ein Album aufgenommen. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? Die einzige offensichtliche Verbindung ist, dass ihr beide auf den AVANTASIA Alben zu hören wart.


Mhm… Also wir waren auch auf dem AINA Projekt zusammen zu hören, hab sie aber jetzt eigentlich erst bei dem Videodreh von „Silence“ kennengelernt. Ich war mir dessen auch gar nicht bewusst, dass wir bei dem AINA Projekt, also dem Song „Silver Maiden“ schon etwas mehr oder weniger gemeinsam gemacht haben. Ich habe damals eine Demoversion des Songs zugeschickt bekommen und da war der Gesang von Amanda drauf, aber das wusste ich nicht. Ich fand einfach die Stimme total geil und hatte gesagt, dass ich das gar nicht singen will, denn besser als diese Version kann es gar nicht werden. Sie meinten dann, nein, ich soll das singen, mach mal und so… Aber der Song wurde dann noch irgendwie als Bonus Version veröffentlicht.

Das Drollige ist, dass ich einfach nicht wusste, dass das Amanda ist. Für den Videodreh hat sie bei Youtube so ein Videotagebuch gemacht und kam dann zu mir und meinte so: „super, ich habe ja schon mehrmals mit dir bei Projekten gearbeitet und jetzt treffen wir uns endlich mal…“ Ich dachte nur: „mehrmals?“ Hab mir aber weiter nichts dabei gedacht, denn da wird sie wahrscheinlich AVANTASIA meinen. Aber als der Videodreh dann vorbei war, also ein paar Tage später, habe ich die AINA CD in die Flossen genommen und dann ihren Namen darauf entdeckt. (lacht). Weil ich bin dann meistens etwas ignorant und schau mir das Zeug, wenn das fertig ist gar nicht mehr. Ich glaube die CD war sogar noch eingeschweißt.



Und wie kam das Projekt im Endeffekt zustande?


Achja, also das war Serafino (Perugino – Head von Frontiers Records). Er hatte in den letzten Jahren einige gute Ideen für mich gehabt, die ich auch ganz gut brauchen konnte, weil es manchmal ganz gut ist, wenn du so kleine Stupser bekommst. Gerade wenn man in einer Nicht-Band Situation ist, wie ich es war. Da hat er mich kürzlich dann gefragt, ob ich nicht Lust hätte so ein AOR, Hard Rock Projekt mit Duett mit einer Frau zu machen. Ich sagte gleich zu, denn das hörte sich geil an. Das haben jetzt auch noch nicht so viele Leute in der Form gemacht. So ist das alles ins Laufen gekommen. Er hat dann alles gleich an Matt Sinner (PRIMAL FEAR, SINNER) weitergeleitet und der hat dann gleich die ganze Arbeit gemacht. Songs klar gemacht, Songschreiber und Musiker gesucht, gemastert und so weiter.



Inwieweit waren du und Amanda an dem Songwriting, Texten und so weiter beteiligt?


Ich selber gar nicht, hatte ich auch keinen Bock drauf, weil ich mich mit Songschreiben in letzter Zeit etwas schwer tue, auch bei meinen Solo-Scheiben. Amanda, ja, sie wollte gleich wissen, wie das aussieht, denn sie ist ja auch Songschreiber und Texter. Im Endeffekt sind nun drei Nummern auf der Platte von ihr, also von ihr und Sander, ihrem Freund, mit dem sie Songs schreibt. Einer meiner Lieblingsstücke ist sogar von ihr! Und zwar „A Thousand Suns“. Das war auch ganz witzig. Als ich da zum Dreh gekommen bin, war ich erstmals irritiert, dass mich eine attraktive, blonde Frau mit Akzentfreiem Deutsch ansprach. Ich dachte, sie ist Amerikanerin und so, aber sie spricht einfach unheimlich gut Deutsch. Das habe ich bei einer Amerikanerin so noch nicht erlebt. Ich hab dann gleich erzählt, dass ich am Vortag mit Serafino diskutiert habe, dass ich „A Thousand Suns“ als Single einfach viel besser finde als „Nothing Left To Say“. Aber er wollte unbedingt diesen Up-Tempo Song. „Silence“ fand ich perfekt ausgewählt, aber als zweiten hätte ich eben „A Thousand Suns“ gehabt. Scheiß auf UpTempo, das ist einfach der bessere Song. Sie freute sich natürlich still und heimlich und steckte mir dann nachher, dass dies ein Song von ihr sei.




Gibt es denn eine Option auf eine dritte Single, damit dein Wunsch doch noch in Erfüllung geht?


Boah..äh..pf..ich – Also das wär natürlich schon ganz wünschenswert. Müssenwir mal schauen, denn Serafino hat für Frontiers Verhältnisse extrem viel Kohle in das Projekt gesteckt, da war ich richtig erstaunt. Das war jetzt keine Lowbudget Videoproduktion oder so, sondern richtig professionell. Ich bin auch ständig am rotieren. Ich war letzte Woche auch mit der Amanda in Paris, nur für Interviews. Wir haben da Radiosender abgeklappert und so weiter und es war sehr schön – ich mag die Franzosen sehr gerne. Sowas ist auch sehr ungewöhnlich, denn das hat er weder bei PLACE VENDOME, noch bei meinen Solo-Platten gemacht. Also an dem Ding liegt im richtig was.



Dann ist ein zweites Album wohl kein Wunschdenken?


Das hängt natürlich alles davon ab, wie es ankommt. Letztendlich ist es etwas, was Serafino vorgeschlagen hat. Er hat natürlich am Musikalischen nicht mehr viel mitzureden, das machen dann schon die Musiker. Also für Mat Sinner ist es auch alles andere als ein Projekt. Der hängt mit seinem Herzen da voll drinnen und dies ist so ein richtiges Baby für ihn. Ich find´s natürlich auch sehr schön, da ich Amanda sehr mag. Wir verstehen uns auch persönlich sehr gut. Also eine richtig schöne Chemie, was man an den gemeinsamen Interviews und so sehr gut merkt. Wunderbar.


Hast du noch weitere Favoriten außer „A Thousand Suns“?


Da gibt´s einige, aber ich muss ehrlich sagen, ich habe keine CD. Wahrscheinlich hast du schon wieder mehr als ich. Ich hab gar nix. Also, ich hatte mal was zugeschickt bekommen, was auch irgendwo auf meinem Rechner steckt, aber ich hab die Titel nicht mehr so richtig in meinem Kopf. Irgendwas mit „Road“


„End Of The Road“?


Ja! – das find ich auch sehr geil. Es gibt einige Titel. Das finde ich ganz interessant, als wir vor ein paar Wochen so eine Art Release-Party gemacht haben bzw. Listening Session, habe ich das Album eigentlich zum ersten Mal von hinten bis vorne gehört. Da war ich dann ganz froh, als mir einfiel: "Ach, denn hatten wir auch noch und der ist ja super", und so weiter (lacht). Es ist nicht jeder Song so der Oberkiller, aber die Mehrzahl ist erstaunlich gut.



Ich war auch sofort begeistert von dem Album und konnte mich gar nicht entscheiden, was mir am besten gefiel, aufgrund der Vielseitigkeit. Da gab es bombastische Songs, Balladen, schnelle Nummern…


Ja, es ist sehr abwechslungsreich und sehr melodiös, was für mich sehr wichtig ist. Sehr viele schöne, epische und getragene Melodien. Hat sehr viel Drama. Das mag ich.




Hast du auch Lust über ein paar andere Themen zu sprechen?


Klar!



Dann kommen wir gleich zu UNISONIC. Ich hab euch kürzlich am Masters Of Rock gesehen, wo wir uns auch kurz bei der Signing Session getroffen haben.


Das Masters Of Rock war sehr geil, obwohl ich am Anfang ziemlich knurrig war, weil da so einige „Grunz-Bands“ waren. Da habe ich den Kosta (Zafiriou – Drums) gleich mal angefaucht und gefragt, wo bringst du mich da hin? Aber das hat sich dann doch sehr gedreht.


Neben den anderen paar Shows bist da da zum ersten Male seit 17 Jahren wieder auf den Bühnen gestanden. Was war das führ ein Gefühl und wie fällt das Resümee dieser Shows aus?


Das war sehr, sehr wichtig für mich, also mehrere Aspekte waren da ungemein wichtig. Da waren ja zwei große Festivals. Schweden und Tschechien. Und davor waren da drei WarmUp Shows. Da haben wir so ganz kleine Läden gemacht und so. Die waren wirklich nur um ein Gefühl dafür zu bekommen. Da war ich zu Anfang auch arg unter Druck und teilweise auch ziemlich adrenalingeflasht, so dass man schon ein bisschen neben sich steht und stimmlich habe ich manchmal ein bisschen zu viel gepusht. Einfach solche Sachen, wenn du die Routine nicht hast.

Das wurde aber unglaublich schnell besser. Ich hab mich von Auftritt zu Auftritt extrem gesteigert, bin sehr schnell in das Gefühl dafür reingekommen. Schweden konnte man sich dann schon richtig ankucken und in Tschechien hatte ich schon richtig Spaß. Dafür dass wir da nur vier Gigs vorher gemacht hatten, war das echt ok. Das war das eine, dass es wichtig war, zu sehen wie ich mich fühle und zu merken, dass es noch so funktioniert, aber das Entscheidende war tatsächlich, die Fans zu treffen. Da mal wieder wirklich Auge in Auge Kontakt zu haben. Nachdem ich das 17 Jahre überhaupt nicht gehabt habe. Das war das, was mir wirklich viel bedeutet hat. Ich wusste ja auch gar nicht, dass da noch so viel Interesse da ist. Also in Deutschland bin ich ja ziemlich aus der Mode, ich glaube nicht, dass da noch viele kommen würden. Aber dass ich im Ausland noch so viele Leute habe, die sich für das interessieren, was ich mach und gemacht habe, begeistern, als von den HELLOWEEN Alben über meine eigenen bis zu den PLACE VENDOME, das hat mich schon sehr gewundert.





Kannst du dich noch an die letzte Show damals erinnern? Also, wann, wo und wie das für dich war?


(Ehrfurchtsvoll) Jaa… das war in der Rockfabrik. Das war eigentlich nur ein Gefallen den wir für „Hasche“ damals getan haben. Das war mit MANOWAR zusammen und es sollte so sein, dass jede Band gleichberechtigt ist. Wir waren keineswegs weniger erfolgreich als MANOWAR zu der Zeit, eher sogar im Gegenteil. Es war dann aber so, dass die entschieden haben, uns wie ihre Supportband zu behandeln. Dann war das so, dass sie nach dem Soundcheck einfach ihr Equipment nicht mehr von der Bühne geräumt haben. Da kam dann Hasche zu uns in den Proberaum und sagte: „oh scheiße, ich bekomm die nicht dazu, dass sie ihre Sachen von der Bühne räumen, was machen wir jetzt? – spielt ihr trotzdem?“, und so war er am rotieren. Wir haben natürlich gesagt, dass wir halt trotzdem spielen. Ich kann mich noch erinnern, dass MANOWAR mit HELLOWEEN-Chören empfangen wurden, auch weil sie die Fans sehr lange warten ließen und vielleicht machte die Story auch in der Halle die Runde, dass die sich nicht ganz anständig verhalten haben. Ich will aber gar nichts sagen, denn sie waren sehr nett backstage, aber das macht man nicht. Vor allem ist das, wenn sie immer so auf dicke Eier und Helden machen, eine ziemlich feige Aktion. Wenn man eine gute Band ist, hat man das nicht nötig. Das war also meine letzte Show im Herbst 1993.



War dir das damals bewusst?

Unterbewusst. Ich weiß noch, dass ich einen unglaublich komischen Druck vor dem Konzert hatte. Zu der Zeit war ich ja wirklich routiniert, somit kannte ich sowas wie richtiges Lampenfieber gar nicht mehr. Da war eben dieser Druck, aber als das Konzert vorbei war, war das als wie wenn ich fliegen würde. Ich wusste aber nicht warum. Es war irgendeine innere Geschichte. Ich wusste einfach, irgendetwas ist jetzt abgeschlossen. Und später wusste ich dann auch warum.



Du hast ja auch zwei deiner HELLOWEEN-Klassiker live gespielt („Kids Of The Century“ & „A Little Time“), wird dies denn auch bleiben, als eine Art Draufgabe bei euren Shows? Was hast du da geplant, wenn ich bedenke, der Kai spielt heute noch seine HELLOWEEN Songs nach so langer Zeit bei jeder einzelnen Show.


Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir das gar nicht machen brauchen. Ich persönlich brauch das nicht, aber ich habe mich da einfach überreden lassen von den Bandkollegen, weil man das den Fans zuliebe macht. Die freuen sich über so etwas irrsinnig. Denen sind irgendwelche Bandzwistigkeiten scheißegal, die wollen einfach nur ihren Spaß haben. Somit habe ich gesagt, ja kann man schon machen, zumal ich mich mit den Songs durch meine Akustik-CD wieder versöhnen konnte. Aber ich denke, dass das schon nur eine Art Zugabe-Gag bleiben wird. Ich will das nicht übermäßig ausweiten. Wir brauchten ja auch Material. Wir hatten ja noch nicht viel großartiges Neues mit UNISONIC zu präsentieren und auch das Material von PLACE VENDOME ist nicht alles 1A-livetauglich. Und da passten dann die zwei Nummern auch ganz gut rein.



Gibt es zu UNISONIC schon irgendwelche Neuigkeiten, die du schon verraten kannst?


Ja, wir sind jetzt dabei Labels… also witzigerweise, kontaktieren die uns, was schon mal nicht schlecht ist. Die wollen Demos hören und so weiter. Auch Major Labels. Es ist auch schon eine Menge Material da. Wir müssen uns jetzt nochmal auf den Arsch setzen und dabei aufpassen, dass wir nicht zu überkritisch sind, denn in dieser Phase sind wir jetzt, also so extrem kritisch. Aber das, was bis jetzt da ist, ist sehr schön, interessant und vielversprechend. Wir müssen jetzt mal schauen, wie man das umsetzt, damit das nicht zu überproduziert ist.

Das ist für mich sehr wichtig und auch gucken, dass das zu sehr in Richtung PLACE VENDOME oder so geht, sondern schon ein bisschen moderner. Dennis zum Beispiel mag es sehr gerne, was mir auch gefällt, Chorgesänge in Songs zu haben. Irgendwas mit mehrstimmigen Gesängen und der Leadgesang antwortet darauf und solche Sachen. Ich möchte da aber etwas anderes probieren, also dass die Chorgesänge nach einem Leadgesang klingen. Sprich Leadgesang, mit ein, zwei Harmonien. Damit dass nicht wie so ein typischer AOR-Chor wirkt und etwas interessanter ist.





Klingt wirklich vielversprechend, ich hoffe, wir können uns dann zum Release nochmals ausführlich darüber unterhalten. Anderes Thema: Du gehst mit AVANTASIA auf Tour…


…jup, Kai (Hansen – GAMMA RAY) auch.



Haha, genau – darauf komme ich gleich zu sprechen. Tobias Sammet meinte, er wollte dich schon für die letzte Tour, jedoch heißt es, die Zeit ist erst jetzt reif. Wie darf man das verstehen?


Also, ich hab ja schon auf den Platten mitgewirkt. Da sind zwar Sachen drauf, die mir nicht so gefallen, aber manche Dinge finde ich schon ganz geil die Tobi macht, sonst hätte ich da auch nicht mitgewirkt. Von der Seite her, wäre das schon ganz legitim gewesen. Ich muss aber sagen, dass ich jetzt erst ein bisschen relaxter bin, was die Metalszene betrifft, also nach wie vor mit der satanistisch kränkelnder Seite, aber im Generellen schon wieder. Genau wie ich meine alten, einst geliebten Metalscheiben wieder hören kann aus den 80ern. In der Hinsicht bin ich durch den Kontakt durch die Szene und mit den Fans.

Das ist nun doch eine andere Baustelle als das, was ich in den letzten 17 Jahren mitbekommen habe. Da bin ich überwiegend mit den Klugscheißern konfrontiert gewesen. Also mit Leuten, die ich nicht sonderlich leiden kann, auch in der Presse und im Internet machen sich meist die Arschlöcher breit. Die haben anscheinend die meiste Zeit um irgendwelche Scheiße zu schreiben. Und die eigentlich wirklich coolen Fans doch eher ruhiger, die trifft man dann meist auf Konzerten. Da war ich dann echt erstaunt. Also sehr liebe Leute, die sehr angenehm rüberkamen, wie ich es gar nicht mehr kannte. Ich wusste gar nicht, dass das noch existiert.

Also das hat sich für mich geändert und zum anderen wollte ich erstmals wieder auf die Bühne. Mit meinen Solosachen ist das nie passiert, also dann erst mit PLACE VENDOME und UNISONIC. Darum habe ich da jetzt auch wirklich Bock darauf.




Du hast es gerade angesprochen. Der Kai wird auch mit von der Partie sein. Was ist es für ein Gefühl für dich, nun zu wissen, dass du mit ihm wieder die Bühne teilen wirst.


Super. Ich hatte mit Kai immer ein gutes Verhältnis gehabt. Ich kann mich auch gar nicht erinnern, überhaupt jemals Stress mit ihm gehabt zu haben. Es kann halt sein, dass er das zu einer gewissen Zeit in der Band ein bisschen anders empfunden hat oder so. Aber ich hab da nichts in Erinnerung und ich habe ihn auch immer sehr gemocht. Er war ein Typ, der bei HELLOWEEN immer unheimlich viel Spaß gemacht hat. Ich weiß nicht, wie er heute drauf ist, ich kenn ihn nicht, ich kenne seinen Gemütszustand nicht, wenn er heute auf Tour ist. Damals war das eine einzige Gaudi. Er ist auch so einer, der immer gerne Blödsinn macht. Ich auch, aber Kai ganz besonders. Er macht auch guten Blödsinn und deshalb hat es auch immer so viel Spaß gemacht, wenn er dabei war.

Viel von dieser Happy-HELLOWEEN Stimmung, die ja echt war, die war ja nicht gespielt oder so, hatte mit ihm zu tun gehabt damals. Das war irgendwie weg, als er raus war. So hatte das alles innerlich nicht mehr funktioniert. Somit freue ich mich riesig, aber ich weiß auch nicht, wie das Set abläuft, ob er die ganze Zeit Gitarre spielt, oder spielt er nur an gewissen Stellen, denn ich werde ja auch nur hier und da mal singen, immer mal wieder auftauchen und wieder weg sein. Also kann ich gar nicht sagen, ob wir recht viel gemeinsam auf der Bühne sein werden. So wie ich Tobi aber kenne, wird er das schon organisieren. Das wäre ja dann seit über 20 Jahren das erste Mal.




Ja, Wahnsinn… Du sagtest, dass du überredet werden musstest, die HELLOWEEN Klassiker live zu spielen, wie wirst du das handhaben, denn wenn ich bedenke, dass Kai heute noch Songs aus dieser Ära live präsentiert, oder sogar komplette Sets mit STORMWARRIOR spielt, wäre es doch auch naheliegend, dass er mal auf die Idee kommt, dich für so eine Aktion einzuladen. Wäre das unter Umständen eine Option für dich?


Ich würde mal sagen, im Moment nicht. Es ist so, dass UNISONIC an erster Stelle steht. Kai, Roland (Grapow EX-HELLOWEEN, MASTERPLAN) hatten sich vor vier Jahren schon einmal zusammen gesetzt und da hatten wir ernsthaft vor gehabt, dass wir gemeinsam eine Platte machen, was aber dann versandet ist. Das war auch gut, im Nachhinein betrachtet. Kai hat mich da motiviert, einfach ein Bisschen aus Nostalgie heraus, bin aber ganz froh, dass es nicht passiert ist. Das zeigt auch, dass die Jungs nicht gleich vor Songs explodiert sind. Das war mehr so eine Kopfgeburt. Ich halte es halt für besser, wenn man alte, gute Sachen sein lässt und was Neues macht. Mit UNISONIC ist ja jetzt was da und das fühlt sich richtig an. Wenn das Ding erst mal gelaufen ist, etabliert hat und ein bisschen Zeit da ist…

Es gibt gewisse Songs, die ich gerne mal wieder singen würde. Sei es jetzt „Future World“ und ob du es glaubst oder nicht, auch „Eagle Fly Free“. Ein Song von Michael Weikath, das beste was er je geschrieben hat, wie ich finde. Einfach ein Song, den ich immer sehr geliebt hab. Wenn wir das Ding live gespielt haben, dann war alles gewonnen. Wenn du ein Konzert damit angefangen hattest, dann war Schicht im Schacht, Schluss und Aus. Das Publikum war auf unserer Seite und du konntest nichts mehr verlieren. Das vermisse ich manchmal schon ein bisschen.





Wenn du sagst, du hast manchmal vielleicht den Drang diese Songs zu singen, gäbe es dann ein Problem?


Von Weikath? Ne, das würde ich nicht machen, schon aus Stolz. Genauso wenig, wie ich jemals einen Andi Deris Song machen würde. Ansonsten kann mir das ja auch keiner verbieten. Er könnte ja dann am Boden trampeln und wütend werden, aber da könnte er ja auch ganz nix machen und wie gesagt, hätte ich gar nicht die Intention dazu. Dann lieber eben „Futur World“. Stücke von Kai, weil Kai mag ich einfach auch, Weikath mag ich nicht.



Wie sieht es nun eigentlich mit PLACE VENDOME aus?


Ist erst mal gekippt. Serafino wollte ein drittes Album machen, aber das konnte ja keiner erwarten, dass da tatsächlich eine Band auftaucht für den Kiske. Ein paar Jahre vorher hätte ich das auch gar nicht gemacht. Ich habe ja auch vieles abgelehnt. Da war aber alles richtig und es waren vor allem auch die richtigen Leute. Ich habe ja auch dank PLACE VENDOME den Dennis Ward kennen gelernt und seine Fähigkeiten von ihm lieben und schätzen gelernt. Der hat einfach vieles drauf, was ich nicht kann. Wir sind so eine gute Kombination. Wir ergänzen uns unglaublich gut. Ich freue mich richtig darauf. Ich habe auch einen geilen Song in Dennis‘ gegeben und er hat dann ein bisschen daran rumgeschraubt und er ist dann noch besser geworden. Das ist das, worauf es ankommt. Mit Leuten zusammen zu arbeiten und sich gegenseitig die Musik besser zu machen. Das macht eine gute Band aus, und die Situation ist bei UNISONIC nun tatsächlich so. Das wusste ich schon im Vorfeld und deswegen hatte ich auch Lust dazu.



Du siehst UNISONIC also als vollständige Band. Wie ist das mit der Distanz zwischen den Bandmitgliedern im Bezug auf Proben, Songwriting usw.? Ist es für die ein Gefühl wie früher?


Es ist ein bisschen schwieriger, aber es ist im Prinzip wie früher, weil ich der Sänger bin. Bei dem Sänger ist es ja so, dass er bei den ersten Proben gar nicht dabei sein muss. Bei diesen Proben muss die Band erst die Musik sich so ein bisschen drauf schaffen. Jetzt war es aber so, dass ich auch viel selbst gespielt habe, aber das ist beim Sänger nicht so problematisch, dann kannst du nämlich viel analytischer vorgehen, wenn kein Gesang da ist, auf den du achten musst und guckst viel mehr auf die instrumentalen Feinheiten.


Wirst du auch in Zukunft mit der Gitarre auf der Bühne stehen?


Jap. Nicht zu viel, aber ich hab ja immer schon mit Gitarre gespielt. Ich hab schon mit 12 angefangen. Es gab sogar in den 90er Jahren richtig gut gespielt, aber wenn du nicht täglich übst, dann vergisst du das einfach. Ich versuche jetzt auch gar nicht großartig rumzusolieren oder so. Ich bin ein guter Rhythmusgitarrist und es ist auch ganz angenehm, denn es ist auch ein anderes Singen, wenn du Gitarre dazu spielst. Und auch optisch ganz interessant, wenn der Sänger mal eine Gitarre in der Hand hat. Ich werde das weitermachen, aber nicht die ganze Zeit.



War also eine Art Debüt für dich auf dieser Tour?


Nicht ganz, ich hab ja damals bei HELLOWEEN ab und zu die Akustikgitarre gespielt. Bei „You Turn“, „A Tale That Wasn’t Right“, und so weiter.



Gibt es noch andere Projekte, Gastauftritte oder sonstige musikalische Aktivitäten in Planung bei dir?


Ney. Seitdem UNISONIC am Start ist, sind dieses Projektgeschichten vorbei. Also es ist so, wenn du solo bist, so wie ich und etwas machen willst, dann musst du Projekte und gute Angebote annehmen. Ich bin auch jemand, der nicht besonders schnell ist, mit dem Soloplatten produzieren. Ich brauche immer locker 3-4 Jahre für so eine Platte – leider. Deswegen bin ich in einer Band jetzt sehr gut aufgehoben. Es ist auch gar nicht nötig, es reicht wenn ich 2-3 Songs anbiete und der Rest kommt von den anderen Songwritern. Dieses Duett mit Amanda ist halt auch nur deshalb, weil die mich rechtzeitig vorher gefragt haben. Bevor UNISONIC am Plan war, waren da schon die Verträge unterschrieben, worüber ich auch froh bin, denn das ist etwas, was mir sehr wichtig ist.



Ich fand damals ganz interessant, dass du bei der ehemaligen HELLOWEEN Cover Band TRICK OR TREAT auf deren zweiten eigenen Album mitgewirkt hast. Wie kam es denn dazu? Haben die einfach mal aus dem Bauch heraus bei dir angefragt?


Das lief über Serafino, bzw. jemanden von Frontiers Records. Ich fand einfach deren Sound so spritzig und das war geil. Ich wusste gar nicht, dass das ne HELLOWEEN Cover Band war, obwohl sie mich ein bisschen an uns erinnerten, also von damals. Vielleicht kommt es daher. (lacht)
Es war zwar so ein bisschen naiv, sehr einfach, aber eine solche Spielfreude und die Songs waren richtig gut.



Gibt es bei dir außerhalb der Musik Projekte und Tätigkeiten bei dir?


Ach, ja … ich mache eben sehr viel im Privaten, also nichts was sich jetzt erwähnenswert finde, oder was meinst du.



Deine Gedichte zum Beispiel.



Da gibt es ja diese Internetseite, diese geisteskind.de – da habe ich mich sehr intensiv damit beschäftigt.




Ich danke dir schon mal für deine Zeit. Gibt es noch etwas was du los werden willst?


Eigentlich nicht. Ich freue mich nur tierisch, auch aufs live spielen, muss ich sagen. Vor allen Dingen, dass ich mit AVANTASIA endlich nach Süd-Amerika komme. Da war ich noch nie und zu meinen HELLOWEEN-Zeiten hat man das einfach nicht gemacht. Das war nicht finanzierbar. Aber heute funktioniert das und da habe ich viele Fans auch soweit ich weiß.



Dann freue ich mich auf die Show mit AVANTASIA und hoffentlich auch schon nächstes Jahr auf UNISONIC Auftritte.


Definitiv. Nächstes Jahr wird schon alles geplant. Es ist nicht mehr zu verhindern. (lacht)


www.michael-kiske.de
www.amandasomerville.com




Autor: maxomer

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Beitrag vom 28.10.2010
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