Interview mit MARDUK


Kurz vor dem Auftritt von Marduk am letzte No Mercy Festival in der Arena hatte ich die Gelegenheit mit Frontman Legion ein paar Takte zu plaudern. Er war frisch geduscht und noch ungeschminkt zum Interview erschienen. Äußerst gut aufgelegt ließ er keine Fragen offen.

Peter: Kommen wir gleich zum aktuellen Album. Wer hat die Studioarbeit durchgeführt und warum habt ihr wieder das Abyss Studio gewählt. Seit Ihr mit dem Ergebnis zufrieden?


Legion: Peter und Tommy Tägtgren haben das Album gemeinsam produziert. Mit der Produktion sind wir zufrieden, weil es eine echt gute Produktion geworden ist. Peter ist ein großer MARDUK Fan. Er war ja auch 1997 mit uns auf Tournee. Er spielte damals die zweite Gitarre auf der Heaven Shall Burn Tour. Im Studio sind wir meist so konzentriert wie es nur geht.


P.: Wie entstehen die MARDUK Songs normalerweise? Schreibt ihr die Sachen erst im Studio oder bereits im guten alten Proberaum?


L.: Nun ja, wir arbeiten da mehr oder weniger wie eine wilde Punkband. Die Songs entstehen alle im Proberaum. Das ist auch unser zweites Zuhause. Wir proben an sechs Tagen in der Woche jeweils für vier Stunden. Das ist aber auch nur möglich, weil wir alle relativ nahe bei einander wohnen. Das ist eben unser Leben. Im Studio sind wir eigentlich sehr flott mit den Recordingssessions fertig gewesen. Wir waren nur für neun Tage im Abyss einquartiert. Ich für meinen Teil habe die Vocals in nur vier Stunden eingespielt.


P.: Reife Leistung! Wie lange bereitet ihr euch denn so für eine große Tour wie diese vor? Wie lange vor einem Studiotermin?


L.: Da es nicht all zu oft neue MARDUK Songs gibt, bereiten wir uns eigentlich nur etwa ein halbes Monat auf das Studio vor. Die aktuellen Nummern sind mehr oder weniger über ein gesamtes Jahr entstanden. Für eine Tournee brauchen wir uns gar nicht vorzubereiten, da wir ohnehin jeden Tag proben. Also erübrigt sich das sozusagen.


P.: Erzähl mir mal was über den Hintergrund der Lyrics! Hattet ihr ein Konzept für die Songs auf "La Grande Danse Macabre"?


L.: Die Texte haben immer einen Todesbezug. Es geht auch oft um den Niedergang Gottes. Ein großes Vorbild bei den Texten ist für mich persönlich King Diamond.


P.: Sag, wie geht es eigentlich mit dem Bandeigenen Label "Regain Records" voran? Werden da auch noch mehr Bands zu hören sein in Zukunft?


L.: Wir hatten ursprünglich noch eine Option bei Osmose Productions auf ein weiteres Album. Aber nachdem uns der Labelmensch finanziell beschissen hatte, beschlossen wir auszusteigen und unser eigenes Label auf die Beine zu stellen. Wir haben mittlerweile auch volle Vertriebe in den U.S.A. und Kanada. Es sind auch schon andere Bands bei Regain unter Vertrag. Das geht aber alles ein bisschen in die Industrial Richtung. Wir können mittlerweile auch von MARDUK ganz gut leben. Wir sind zwar keine Millionäre, aber wir schaffen es, alle Rechnungen zu bezahlen.


P.: Habt ihr schon irgendwelche Reaktionen bezüglich des Albums zurück bekommen? Wie sehen die momentanen Verkaufszahlen aus?


L.: Da wir bei Osmose schlecht behandelt wurden, und das System bei uns (Regain) natürlich noch nicht so reibungslos abläuft, kann ich Dir noch keine genauen Verkaufsdaten nennen. Es dauert auch sehr lange bis man wirkliche Zahlen bekommt, aber ich schätze so um die 40.000 Alben werden schon verkauft worden sein. Wegen der Reaktionen kann ich Dir nur sagen, dass wir auf die Reaktionen der Fans auf den Konzerten achten und nicht was in den Reviews steht. Das ist uns scheißegal was die Presse denkt oder schreibt. Wir machen unser Ding, ob es denen gefällt oder nicht ist uns egal.


P.: Was haltet ihr denn so von den neuen Medien oder generell von dem Medium Internet? Benützt du persönlich e-mail und Co.?


L.: Das war damals doch die beste Revolution überhaupt. Dieser Globale Einfluss ist einfach enorm gewachsen. Einfach eine brillante Erfindung. Wir designen unsere T-Shirts über das Internet. Der Typ, der die Zeichnungen entwirft schickt mir das per E-Mail zu. Auch der Fankontakt ist sehr einfach geworden. Aber in der Zwischenzeit habe ich marduk'sche Post von meinen privaten Mails getrennt, weil die Flut von Fan E-Mails nicht mehr überschaubar war. Wir hatten zu Spitzenzeiten zirka 60 Posteingänge pro Tag. Das kann einer alleine nicht mehr bewältigen. Jetzt suche ich mir nur mehr das wirklich Wichtige und Interessante heraus.


P.: Welche Musik bevorzugst du daheim? Interessierst du dich auch noch für Underground Acts?


L.: Ich kann das beim besten Willen nicht auf Kategorien beschränken. Ich höre von brutalem Deathmetal bis zu Blackmetal und auch Klassik eigentlich alles. Aber ich höre nicht ein bestimmte Band weil es gerade "in" ist. Wir sind aber alle sehr vielseitig interessiert.


P.: Habt ihr auch irgendwelche Idole gehabt, die euch über die Zeit hinweg begleiteten? Oder gibt es heute noch Vorbilder?


L.: Da kann ich wohl nur für mich selber sprechen, haha. Ich würde sagen, dass King Diamond doch einen sehr großen Einfluss auf mich hatte und auch heute immer noch hatte. Ebenso könnte man Glenn Danzig nennen. Er ist auch schon so lange dabei und macht immer noch seine Platten und Tourneen und er ist einer der wenigen, die dabei aufgrund ihres Alters nicht lächerlich geworden sind. Also sagen wir Glenn Danzig ist Vorbild wegen seiner unendlichen Energie, die er verbreitet.


P.: Habt ihr eigentlich irgendeinen Österreichbezug? Was weißt Du über Österreich oder über Wien im Speziellen? Habt ihr hier schon mal was besonderes erlebt, ausser einigen genialen Gigs?


L.: Wenn wir auf Tour sind haben wir meistens nicht viel Zeit, um irgendwas anzusehen, leider! Heute haben wir gerade mal die beiden Museen am Ring zu Gesicht bekommen (Natur- bzw. Kunsthistorisches Museum - Anm. d. Verf.). Heute sind wir ja auch erst um 18 Uhr hier eingetroffen. Du verstehst sicher, dass sich da einfach nichts mehr mit Sight Seeing ausgeht. Ein einziges Erlebnis an das ich mich erinnern kann hatten wir mal bei der letzten Tour mit IMMORTAL. Da saßen Abbath und ich im Stockbus oben in der ersten Reihe als wir durch die Alpen in Richtung Westen unterwegs waren haben wir uns die Berge angesehen, Whiskey gesoffen und uns THIN LIZZY reingezogen. Das war dann sehr lustig... Uns war ziemlich schlecht nachher, haha!


P.: Okay, zum Abschluss gibt es ja immer die Möglichkeit für den Interviewten seine Wünsche, Anregungen und Beschwerden loszuwerden. Also was habt ihr mit MARDUK in den nächsten Tagen so vor? Und irgend etwas auf den Weg für unsere Earshotler?


L.: Wir werden nach dieser Tour hier in Europa anschließend in die U.S.A. fliegen und dort mit DEICIDE touren. Da geht es in Texas los. Ich glaube die Tour dauert auch noch mal fünf Wochen. Dann werden wir im Sommer mal zwei Wochen ausspannen und gar nichts tun. Das haben wir uns auch verdient nach den letzten Tagen. Als wir in Island waren, habe ich mir eine Lebensmittelvergiftung zugezogen, das war dann nicht so lustig. Den ganzen Tag Durchfall und Kotzen auf Tour sind echt die Hölle, haha. Last Words habe ich eigentlich keine, nur dass es heute eine geile Show geben wird, die sich keiner entgehen lassen sollte und see you on stage!


P.: Laß' ich mir ganz sicher nicht entgehen! Danke, dass Du Dir Zeit für das Interview genommen hast!



Autor: Peter


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Beitrag vom 11.07.2001
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