Interview mit SUBCONSCIOUS - DEATH of a new Millenium





Bereits seit 1990 mit Unterbrechungen aktiv, kann man SUBCONSCIOUS nun nicht gerade als Newcomer bezeichnen. Allerdings wird mit „Irregular“ zumindest eine neue Ära „deiner“ Band eingeleitet. Vielleicht kannst du aus jenem Grund einmal die Vergangenheit Revue passieren lassen und erklären, wieso ihr heute nun hier steht.

Ok, dann hol ich mal ein bisschen aus. SUBCONSCIOUS wurde 1990 als normale Death Metal-Band gegründet. Nach anfänglicher Findung, sowohl musikalisch wie auch beim Line-Up, wurde schnell klar, dass wir uns eher in der technischeren Ecke des Metals einnisten wollten. Unsere Helden hießen damals CARCASS, PESTILENCE, DEATH und WATCHTOWER. WATCHTOWER waren zwar eine Band, die keinen Death Metal machten, aber ungemein wichtig für den technischen Aspekt der Musik waren. Bei uns klang das natürlich nicht so, aber für die Inspiration war es von sehr großer Bedeutung, wie dann auch etwas später Bands wie DREAM THEATER.
1992 haben wir dann unser erstes Demo („Carcrasher“) raus gebracht, welches sich sehr gut verkaufte und uns einige Konzerte mit diversen Bands wie KRABATHOR, MASSACRA und dem NAPALM DEATH-Ableger SCORN einbrachte.
Ab 1993 veränderte sich durch diverse Line-Up Änderungen auch die Musik, was soweit ging, dass ich 1996 beschloss, die Band auf Eis zu legen, um mit meinen ehemaligen Mitstreitern unter dem Namen SONNENGOTT deutschen Metal zu machen.
Die ersten Lebenszeichen von SUBCONSCIOUS gab es erst wieder 2002, als ich anfing, altes Demomaterial zu reanimieren und ein paar neue Ideen dazu zu addieren. Konni (Schlagzeuger), mit dem ich davor schon in einer anderen Band zusammen gespielt habe, und ich beschlossen dann 2003, das Ganze wieder zu einer richtigen Band aufzubauen. Ende 2003 waren wir dann komplett, als Rainer Huppers (Bass) und Thomas Pfänder (Gitarre) zu uns gestoßen sind. Letzterer verließ uns im April 2005 und wurde im Februar 2006 nach fast einjähriger Suche von Robert Ollech (Gitarre) ersetzt.




Ähnlich wie bei vergleichbaren Bands zeichnet sich auch für SUBCONSCIOUS primär ein kreativer Kopf verantwortlich - wenn auch mit anderen versierten Mitstreitern an der Seite, so kann man zweifelsohne die Band als deine bezeichnen. Somit genießt du zwar weitgehend alle Freiheiten, auf dir lastet allerdings auch eine schwere Verantwortung - vor allem dir selbst gegenüber. Inwieweit werden deine Mitstreiter in den kreativen Prozess eingebunden, wie diktatorisch verläuft das Procedere und worin siehst du selbst hierbei die Vor- und Nachteile?

Zuerst einmal muss ich sagen, das es bei uns alles in allem sehr demokratisch läuft. Wir haben vier kreative Köpfe in der Band, was für mich persönlich sehr wichtig ist, da einiges an Druck beim Songwritingprozess von mir genommen wird. Jeder in der Band hat die Freiheit, sich einzubringen und seine Ideen umzusetzen. Wenn ein Part oder ein Song komplett aus der Reihe fällt, bzw. überhaupt nicht dazu passt, merken das eigentlich gleich alle :) In der Regel ist es auch so, das 90% der Musik zusammen im Proberaum entwickelt wird. Es ist eher selten, das jemand einen kompletten Song mitbringt.



Für die Leser, die mit SUBCONSCIOUS nicht vertraut sind: Wer befindet sich zum aktuellen Zeitpunkt in der Band?

Die Band besteht aus Rainer Huppers (Bass), Konrad Ponto (Schlagzeug), Robert Ollech (Gitarre) und Jörn Langenfeld (Gesang und Gitarre).



Eure progressive Herangehensweise ist nichts neues - aber in Anbetracht der Veröffentlichungen heutzutage wieder erfrischend, wiederbelebend. Vergleiche zu den Altmeistern DEATH wurden euch bereits zu genüge aufgedrückt - denkst du, dass euch jener übermenschliche Schatten stets begleiten wird?

Natürlich werden uns die Vergleiche mit DEATH noch eine ganze Weile begleiten, aber da gibt es Schlimmeres :) Das Kuriose an dieser Sache ist, dass wir eigentlich nie die Absicht hatten, wie DEATH zu klingen - es hat sich einfach so ergeben. Aber versuch das mal jemandem plausibel zu erklären, der uns nicht kennt. Rainer und Robert kannten DEATH nicht einmal, bevor Sie bei uns eingestiegen sind.



SONNENGOTT stellte in einer Pause von SUBCONSCIOUS kreativen Ersatz für dich dar. Welche Ambitionen lagen hinter jenem Projekt, was unterschied es von SUBCONSCIOUS und mit welcher Intention wurde „deutsche Musik“ propagiert, vor allem auch Anbetrachts des Namens?

SONNENGOTT war hauptsächlich eine Idee von unserem damaligen Bassisten Armin. Es wurde harte deutsche Metalmusik gespielt, gepaart mit sozialkritischen und persönlichen Texten. Der Name SONNENGOTT hat seinen eigentlichen Ursprung in der ägyptischen Mythologie. Wir suchten damals einen plakativen deutschen Namen und sind da einfach bei SONNENGOTT hängen geblieben. Mit deutschen Namen muss man ja immer ein bisschen vorsichtig sein, da einem relativ schnell der braune Stempel aufgedrückt wird, was aber glücklicherweise nicht der Fall war.



Mit „Irregular“ liegt euer erstes Full Length der zweiten Phase vor, veröffentlicht wurde es via Supreme Chaos Records. Wie verläuft die Arbeit mit dem Label und welche Pläne gibt es für die absehbare Zukunft?

Mit Supreme Chaos Records läuft es ganz gut. Wir konzentrieren uns im Moment auf unsere Konzerte und das Songwriting für die nächste Platte, was relativ viel Zeit in Anspruch nimmt. Ich denke, wir werden uns gegen Spätsommer / Herbst mal zusammensetzen und das weitere Vorgehen bequatschen.



Projekte werden von dir ja nicht kategorisch ausgeschlossen - wo betätigt ihr euch außerhalb von SUBCONSCIOUS noch künstlerisch?

SUBCONSCIOUS genießt bei mir absolute Priorität. Ich spiele zwar noch in einer Gothic Rock-Band namens ILLUMINATE, allerdings muss man dazu sagen, dass das Arbeiten mit dieser Band nicht viel Zeit in Anspruch nimmt und auch die Belange von SUBCONSCIOUS nicht überschneidet. Die anderen drei Jungs haben soweit ich weiß keine anderen Projekte am Start :)




Wie definierst du anspruchsvolle Musik? Wieweit kann jene als Kunst gewertet werden? Wie nah liegen Genie und Wahnsinn beieinander? Wo liegt die Balance zwischen Chaos und Kontrolle?

Naja, dass Genie und Wahnsinn nah beieinander liegen, ist ja allgemein bekannt. Ich denke, dass alles was - um in unserem Rahmen zu bleiben - an Musik geschaffen wird und einen gewissen künstlerischen Anspruch besitzt, auch als solche gewertet werden kann. Das kommt immer auf das Verständnis und den Blickwinkel des Betrachters an. Anspruchsvolle Musik bedeutet für mich, dass ich sowohl als Hörer, wie auch als Musiker selber, gefordert aber auch mitgerissen werde. Es muss obgleich jeder Komplexität einen gewissen Drive entwickeln. Man sollte nicht nur darauf bedacht sein technische Wunderwerke zu erschaffen, die einfach nur zusammengestückelt sind.



Nimmt man Formationen her, die in eine ähnliche Kategorie wie SUBCONSCIOUS fallen würden - ATHEIST, CYNIC, PESTILENCE, DEATH - so zeichnen sich all jene auch durch eine Steigerung in lyrische Komplexitäten und Wirren aus. Zum einen: Lässt sich auch bei euch ein lyrisches Konzept erkennen? Und zum anderen: Wie beurteilst du das Verhältnis Musik und Text?

Ein ganz klares Jein :) Ein klassisch lyrisches Konzept verfolgen wir mit dieser Platte nicht. Allerdings gibt es überall gewisse Zusammenhänge, die beabsichtigt sind. Die Texte stammen hauptsächlich von Konni und mir. Während bei mir eher persönliche und sozialkritische Unregelmäßigkeiten beschrieben werden, sind es bei Konni eher die paradoxeren Themen, die auch mehr Metapher beinhalten. Meine Unregelmäßigkeiten sind direkter geschrieben :)
Auch das Cover passt meiner Meinung nach ganz gut, da Schrauben im Schädel nicht normal sind und ebenfalls eine gewisse Unregelmäßigkeit darstellen. Zum Verhältnis „Musik und Text“ kann ich nur sagen, dass wir uns nicht in irgendeiner Weise von einem Ereignis leiten lassen und daraufhin die Musik schreiben. Die Musik ist immer zuerst da. Danach bekommt die Musik den Text, der den jeweilligen Verfasser in diesem Moment beschäftigt hat. Also quasi, alles kleine Zeit- bzw. Stimmungsdokumente.




Zu den Anfängen wurde weitgehend bodenständiger Death Metal zelebriert, es folgten Ausschweifungen in Crossover-nahe Gefilde. Wie weit haben jene Phasen - abgesehen davon, dass sie Teil der Geschichte und somit Basis von „Irregular“ sind - heute noch Bedeutung für dich?

Diese Phasen haben nur noch eine sehr untergeordnete Bedeutung. Sie waren und sind zwar ein Teil der Geschichte und haben auch zur Erfahrung beigetragen, aber für die Entwicklung von "Irregular" spielt allerhöchstens noch das erste Demo "Carcrasher" eine Rolle, da in gewisser Weise zu diesem Material ein Bogen gespannt wurde.



Zehn Formationen, die du zur unantastbaren Elite des Musikbusiness zählen würdest mit einer Begründung warum und exakt einem Song jeweils, der deine Begründung ausdrücklich untermalt?

Ok, dann wollen wir mal, ohne besondere Reihenfolge:
01. DEATH – “Spiritual Healing”. Meiner Meinung nach einer der besten Death Metal Songs, der jemals geschrieben wurde. Das Stück vereint alles, was das Metal Herz begehrt.
02. MESHUGGAH – “New Millenium Cyanide Christ”. MESHUGGAH haben mit dieser Platte eine neue Tür aufgestoßen und das ist der beste Song auf der Platte.
03. SLAYER – “Raining Blood”. Keine Begründung :)
04. METALLICA – „Master Of Puppets“. Ebenfalls ohne Begründung. Als ich das zum ersten Mal gehört habe, konnte ich es nicht fassen. Zusammen mit SLAYERs „Reign In Blood“ wahrscheinlich DIE Metal Platte überhaupt.
05. OPETH – „Delieverance“. Ich weiß, ich weiß...ich habe es mit Titelsongs :) Nein, mal im Ernst. Ich bin mit OPETH erst relativ spät in Berührung gekommen. Die erste, die ich mir damals gekauft habe war die „Still Life“. Die fand ich schon richtig klasse. Aber „Deliverance“ hat mich einfach umgehauen. Vor allem der Schlusspart... KILLER!!!
06. IRON MAIDEN – “Alexander The Great”. Ausnahmsweise kein Titelstück :) Ich fand schon immer die epischen Sachen von IRON MAIDEN genial und das ist eins der besten, zusammen mit „Rime Of The Ancient Mariner“.
07. DREAM THEATER – “Metropolis Pt. I“. Dieser Song hat mir persönlich als Musiker einige Horizonte eröffnet. Inspiration pur!
08. DEEP PURPLE – “Sometimes I Feel Like Screaming”. Ein Stück von der „Purpendicular“-Platte aus dem Jahre 1996. Ich konnte mit DEEP PURPLE anfangs nicht soviel anfangen, aber seit Steve Morse (Gitarre) dabei ist, hat die Band einen enormen Schub bekommen... Gut, vielleicht sollte man noch dazu sagen, das besagter Steve Morse einer meiner Lieblingsgitarristen ist. Das hat ebenfalls einen großen Eindruck auf mich gehabt :) Auf jeden Fall ist die Gitarrenarbeit und das Feeling in dem Song der Hammer.
09. KING DIAMOND – “Sleepless Nights”. Was soll ich groß dazu sagen? Die Platten „Abigail“, „Them“ und „Conspiracy“ waren drei Überflieger in Sachen anspruchsvollem Metal. Auch bei diesem Song - hört Euch mal die Solos an. Der Aufbau, der Stil und eigentlich alles...ich weiß, was ich mir nachher anhöre :)
10. RUSH – „YYZ“. Da brauch ich eigentlich auch keine Begründung abgeben. Ohne diese Band würde der Progressive Metal Welt wahrscheinlich ein wenig anders klingen. Götter!




Siehst du in der heutigen Musikszene eine Stagnation oder Progression?

Auf jeden Fall eine Progression. Die Zeit der Hüpfgitarrenmucke scheint so langsam aber sicher auszuklingen und es gibt wieder mehr Platz für Bands, die sich mehr Gedanken um interessantere Arrangements, Solos usw. machen...in jedem Bereich.



SUBCONSCIOUS live – ein Thema, das wohl nicht wenige interessieren wird. Auch außerhalb Deutschland zum jetzigen Zeitpunkt ein Thema, gerade mit einem Label stärkend im Rücken?

Also im Moment sind wir hauptsächlich bedacht, den Namen SUBCONSCIOUS in Deutschland ein wenig bekannter zu machen. Wenn dazu natürlich noch Angebote aus dem Ausland kommen, würden wir uns freuen.



Die abschließenden Worte gehören dir...

Vielen Dank an alle, die bis hierher gelesen haben :) Wenn Ihr noch weitere Informationen haben möchtet, dann könnt Ihr gerne mal auf unserer Homepage vorbeischauen unter www.subconscious-metal.de!





Autor: macabre

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Beitrag vom 09.07.2006
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