Interview mit TO/DIE/FOR - mehr Pop als Metal


Im Vorprogramm von LACRIMOSA in Wien konnte man die Finnen TO/DIE/FOR sehen, was wir zum Anlass nahmen, um zwei Burschen einmal kräftig auszuquetschen. Drummer Tonmi und Basser Make standen uns Rede und Antwort, obwohl sie nach dem Gig nicht mehr in der besten Verfassung waren ;-)

Berni: Könnt Ihr mir etwas über die neue CD erzählen? Gibt es da Unterschiede zum letzten Album?


Tonmi: Darüber habe ich schon so viele verschiedene Meinungen gehört. Aber meiner Meinung nach, ich bin ja der Produzent gewesen, ist das neue Album "Epilogue" mehr Pop als Metal. Ich habe aber schon oft gehört, dass dieses Album mehr Metal ist. Ich bin trotzdem der Meinung, dass es nicht mehr so viele Metal-Anteile enthält. Ich finde auch, dass die neue Scheibe einfacher ist, man muss die Songs nicht mehr so oft hören bis man sie im Gedächtnis behält. Die Lieder sind straighter.

Berni: Und wie würdet Ihr dann die Musik beschreiben? Könnte man Pop/Metal dazu sagen?

Tonmi: Ja, genau, Pop/Metal. Der größte Teil ist Pop mit Metal Gitarren und Drums. Vielleicht könnte man sagen Pop mit einer Basis aus Metal.

Berni: Wie war die Zusammenarbeit mit Tanya von LULLACRY, die bei Euch ja den Female-Part übernommen hat?

Tonmi: Es war toll. Sie ist einfach ein großartiger Typ und ein verrücktes Mädel.

Berni: Warum habt Ihr gerade Tany ausgesucht?

Tonmi: Sie hat eine großartige Stimme. In verschiedenen Situationen braucht man unterschiedliche Stimmen, darum haben wir für beide Alben sie ausgesucht. Zusätzlich hatten wir noch Eva, die eine sehr weibliche und schöne Stimme hat, für die sensiblen Parts. Tanya besitzt eher eine Rock ´n´ Roll Stimme. Wenn wir eine solche Stimme brauchen, nehmen wir immer Tanya. Sie wird auch beim nächsten Album bestimmt wieder zu hören sein.

Lugi: Wir fragen deshalb, weil wir sie letzte Woche in Helsinki getroffen haben, um mit ihr ein Interview zu machen und sie ist wirklich verrückt!

Tonmi lacht: Ja, das ist sie. Deshalb passt sie so gut zu uns.

Andi: Kanntet Ihr sie schon, bevor Ihr sie eingeladen habt, um bei Euch zu singen?

Tonmi: Ja, man traf sich immer wieder. Ich kenne sie schon lange. Sie war überall und war einfach da, auch bei den Leuten von SINERGY.

Berni: Wie waren die Reaktionen der Fans auf das neue Album?

Tonmi: Es gab da eine Tendenz in Richtung der Reaktionen zum ersten Album. Sie waren gut. Das erste Album war aber stark in der Gothic-Szene verwurzelt, was bei der neuen Scheibe nicht der Fall ist. Also wussten wir schon während wir "Epilogue" machten, dass es das Publikum splitten wird. Es ist ja kein richtiges Metal Album mehr, Gothic ist es auch nicht mehr. Die Fans werden sich sicher gedacht haben: "Was ist los, das ist doch kein Metal-Album mehr!".

Andi: Was sagt Ihr dazu, wenn Ihr mit HIM verglichen werdet?

Tonmi: Das sind jetzt andere Bedingungen, wir haben nun ein ganz anderes Album gemacht. Deshalb möchten wir auch nicht mehr mit HIM verglichen werden. Wir mögen alle die Sachen aus den 80ern, wie DURAN DURAN, recht gern, also würde ich das neue Album eher als Pop bezeichnen, nicht als Gothic.

Andi: Wie seid Ihr denn darauf gekommen, mit LACRIMOSA auf Tour zu gehen?

Tonmi: Naja, das war eine Entscheidung der Plattenfirma.

Lugi: Seid Ihr glücklich in dieser Position als Support einer großen Gothic Band?

Tonmi: Ja, ich denke schon, denn letztes Mal waren wir mit IN FLAMES, SENTENCED und DARK TRANQUILLITY unterwegs. Da waren hauptsächlich Metaller im Publikum. Dieses Mal ist das Publikum vielleicht besser für uns geeignet. Obwohl ja das neue Album nicht mehr so gothic-lastig ist. Ich weiß nicht, ob es überhaupt ein richtiges Publikum für uns gibt.

Andi: Gibt es da einige Bands, mit denen Ihr gerne auf Tour gehen würdet?

Tonmi: Ich weiß nicht. Ich möchte überhaupt nicht mehr auf Tour gehen.
Make: Vielleicht eine finnische Band?
Tonmi: Vom Publikum her eventuell mit HIM und SENTENCED. Das wäre dann wirklich eine finnische Killer-Metal-Gothic-Tour.


Lugi: Ihr habt ja sehr viele Shows in Finnland gespielt, wart Ihr da alleine unterwegs?

Tonmi: Ja, bei einigen Shows hatten wir jedoch eine Supportband, aber sonst tourten wir alleine.

Andi: Wie viele Leute kommen denn in Finnland zu Euren Gigs?

Tonmi: Naja, wir haben meist in kleinen Clubs gespielt, da kommen rund 300 Leute.

Berni: Es gibt da ein Gerücht, dass Ihr zusammen mit LULLACRY auf Tour gehen werdet.

Make: Ja, davon haben wir auch gehört. Wir wissen aber nicht, wie das Zustande kam.

Berni: Was sind die Unterschiede zwischen Konzerten in Finnland und in anderen europäischen Ländern?

Tonmi: Da gibt es einige. Das Publikum in Finnland ist viel ruhiger und man kann sie nicht so leicht begeistern. Im Gegensatz dazu sind die Leute in Spanien oder Italien wirklich verrückt. Deutschland und Österreich sind auch in Ordnung, aber es gibt auch komische Länder wie Holland, wo die Leute schon wieder ruhiger sind. Aber dort ist es immer noch besser als in Finnland. In Finnland musst du einen großen Namen haben, damit die Masse bebt.

Berni: Die Frage ist sicher schon langweilig für Euch, aber trotzdem. Aus welchen Gründen hat Euer zweiter Gitarrist die Band verlassen?

Tonmi: Es machte ihn einfach nicht mehr so viel Spaß, die Pflichten in einer Band zu erfüllen. Dann traf er seine neue Freundin und beschloss, dass diese Art zu leben für ihn nichts mehr war.
Make: Aber er ist immer noch ein guter Freund von uns.
Tonmi: Wir sind traurig, dass er die Band verlassen hat, weil er ein toller Bursche ist und wir ihn gern mögen.


Berni: Und was ist mit Eurem neuen Gitarristen? Ich habe gehört, dass er von SINERGY kommt.

Tonmi: Er ist nur ein Session-Gitarrist und ist nun mit uns auf Tour, aber wie es weiter geht wissen wir noch nicht.

Berni: Beschreibt bitte einen typischen Tour-Tag.

Tonmi: Wir wachen in dem toll ausgestatteten und großen Bus auf. Dann trinken wir zuerst einmal Kaffee. Danach versuchen wir da rauszukommen zwischen all unseren Taschen, CDs und Sachen und sehen nach, ob der Veranstaltungsort offen hat, weil wir scheißen müssen und was vom Catering haben wollen. Anschließend haben wir noch viel Zeit bis zum Soundcheck, sodass wir überlegen, was wir machen sollen. Meist gehen wir dann in die Stadt und geben unser Geld aus. Dann kommen wir drauf, dass wir Soundcheck machen und dann auf die Bühne gehen müssen. Später trinken wir einen Schluck und schauen uns vielleicht die nächste Band an und schlussendlich gehen wir in den Bus und machen Party bis 6 Uhr morgens.

Lugi: Was ist Euer finnisches Lieblingsbier?

Tonmi: Karhu, was Bär bedeutet. Bei uns ist das Bier zwar teurer als anderswo, aber auf Tour bekommen wir immer so eine warme Brühe, die keine Kohlensäure hat, da lobe ich mir schon ein eiskaltes Karhu.

Andi: Was habt Ihr nach dieser Tour vor?

Tonmi: Wir werden ins Studio gehen und unser nächstes Album aufnehmen. Wir wollen das Album schon im Jänner rausbringen, weil Jappe, unser Sänger, sehr viel neues Material auf Lager hat. Außerdem wollen wir die Scheibe schon so bald veröffentlichen, weil wir bei einigen Sommerfestivals dabei sein wollen.

Andi: Könnt Ihr schon sagen, wie das neue Album werden wird?

Tonmi: Ich glaube, die Gitarren werden mehr im Vordergrund stehen und es werden wie auch schon auf dieser Scheibe elektronische Sachen vorhanden sein. Ich bin ja der Produzent und wenn alles aufgenommen ist, sitze ich noch zwei Wochen alleine im Studio und denke mir so kleine elektronische Teile aus und mische sie dazu.

Berni: Gut, dann danke ich recht herzlich für das Interview, das Ihr unter diesen erschwerten Bedingungen gegeben habt.



Autor: Berni


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Beitrag vom 18.12.2001
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