Interview mit PLACEBO - Gestandene Romantiker


Mit jedem Album haben PLACEBO bisher ihre Popularität gesteigert. „Sleeping With Ghosts“, das neueste Werk, liegt europaweit in den Charts auf Spitzenpositionen. Sänger und Gitarrist Brian Molko, Bassist Stefan Olsdal und Schlagzeuger Steve Hewitt standen vor ihrem Auftritt beim „Rock am See“ Rede und Antwort, wobei Molko die Rolle des Sprachrohrs der Band übernahm.

Würdet ihr der Ansicht zustimmen, dass die Musik von PLACEBO der perfekte Mix aus 70er Punk und Glamrock ist?

Nein, da stimmen wir nicht zu. Wir wurden als Teenager in erster Linie beeinflusst durch den Post-Punk und dem amerikanischen Alternative Rock. Wenn ich das sage, dann meine ich Bands wie THE SMITHS, THE PIXIES und JANES’S ADDICTION, aber auch THE CURE und DEPECHE MODE. Das ist die Musik unserer Jugend. Wir kommen nicht aus der Zeit des 70er Punk und des Glamrock. Dazu sind wir zu jung.

Du, Brian, hast aber eine kleine Rolle in den Film „Velvet Goldmine“ gespielt und ihr habt für den Soundtrack einen Song von T-Rex gecovert.

Auch Kevin Spacey verkörperte in „Seven“ einen Serienkiller und ist im wirklichen Leben natürlich keiner...

Viele Eurer Lieder haben eine ausgesprochen düstere Atmosphäre.

Es ist eine bestimmte Art der Romantik. Keine neu definierte Romantik, sondern eher eine im literarischen Zusammenhang. Etwa so wie Patti Smith, eine Göttin des Rock, Nick Cave oder Leonard Cohen. Unsere Musik macht dich traurig, zugleich aber auch stolz und glücklich, bereit zum Leben.

Euer neuestes Album, „Sleeping With Ghosts“, ist nicht mehr so hart und ausgefallen wie „Black Market Music“. Die Betonung liegt auch eher auf den Basslinien.

Es mag sich etwas grooviger anhören, aber das ist nun einmal die zeitgenössische Musik. Viele Bands wollen heutzutage klingen wie solche aus den 70ern. Wir wollen uns anhören wie eine Band von 2003 oder 2004.

Brian, Du hast ein Neben-Projekt namens „Trash Palace“ mit Asia Argento, John Cale und zwei französischen Kollegen. Es gab bisher nur einen Auftritt, beim „La Route du Rock“-Festival in Frankreich.

Oh ja, das war eine schreckliche Sache. Wir traten erst um 2.30 Uhr morgens auf. Es ist sehr schwer, um diese Uhrzeit noch nüchtern zu sein. Aber es ist kein Neben-Projekt, sondern nur ein Projekt mit einem meiner Freunde, als ich Urlaub hatte.

Wie ist euer Verhältnis zu David Bowie? Er war der Mann, der euch entdeckt hat.

Wir schicken uns Weihnachtskarten. Das Problem ist, dass wir alle sehr beschäftigt sind und in verschiedenen Ländern wohnen.

Auf eurem ersten Album hattet ihr ein Lied namens „Teenage Angst“. Denkt ihr, Rockmusik kann Gefühle und Furcht einer Generation transportieren?

Die Zeiten haben sich geändert, Teenager sind mehr und mehr von Computerspielen als von Rockmusik eingenommen. Ich möchte mich jetzt nicht anhören wie ein alter Mann. Aber ich habe gelernt, dass die Musik für viele Teenager die einzige Zuflucht ist. Sie ist dein Freund, mehr als deine Eltern, mehr als die Mitschüler. Musik ist eine wundervolle Sache, sie als Teenager zu fühlen. Das Leben besteht aus solchen Einflüssen. Deshalb sind wir hier.




Autor: Philipp

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Beitrag vom 28.08.2003
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