Interview mit FLOODLAND


Im Vorprogramm von THE GATHERING in Wien konnte man die Wiener Band FLOODLAND, die in wenigen Wochen ihre neue CD "Ocean of the lost" - siehe Abteilung Reviews in dieser Ausgabe - auf den Markt bringen wird, sehen, was ich zum Anlass nahm, um die vier Burschen [Christian [voc], Bernhard [git], Markus [drums] und Harald [bass, key]] einmal kräftig auszuquetschen.

Berni: Wie beschreibt Ihr Eure eigene Musik?

Christian: Ja, wir spielen Neo-Gothic, das heißt Gothic-Rock im klassischen Sinn mit ein wenig Elektronik.


Berni: Wer schreibt bei Euch die Texte? Wahrscheinlich Du, Christian, oder?

Chr.: Ja, ich.


Berni: Und gibt´s da ein Konzept, dem Du nachgehst?

Chr.: Naja, die Texte sind halt nicht so typische Gothic-Texte über Elfen und Trolle und so. Ich schreibe eher über aktuelle Themen, die mich bewegen. So gibt es zum Beispiel ein Lied über Konzentrationslager, also Fremdenhass.


Berni: Sind das dann eher so globale Themen, eben wie Fremdenhass oder auch Themen, die Dich persönlich betreffen?

Chr.: Natütlich kommen auch Dinge oft vor, die mich selbst betreffen. Ich sehe oder höre etwas. Das kann nur ganz kurz sein, aber es bewegt mich. Es kann auch ein Gefühl sein und um das wird dann der Songtext aufgebaut.


Berni: Wie hat sich Eure Musik im Laufe Eures Bestehens verändert?

Bernhard: Zu Beginn haben wir Country-Gothic gespielt. - Gelächter - Eher so mit Schrummel-Gitarren. Jetzt haben wir doch eher den elektronischen Einfluss mit einigen sphärischen Parts und die Songs sind mehr keyboard-lastig.

Chr.: Ein wichtiger Punkt ist auch, dass wir bei der letzten Platte zum ersten Mal einen richtigen Produzenten gehabt, der wirklich nur für das Produzieren zuständig ist. Der hat den Sound schon etwas breiter gemacht und verändert auch die Musik ein wenig. Er verändert nicht die Songs, aber er verändert die Gestaltung der Nummern.

B.: Der sagt vielleicht, dort passen eher keine Gitarren, sondern ein wenig Keyboard oder dort passt ein Saxophon dazu oder eine Geige.

Chr.: Das haben wir dann auf der neuen CD auch gemacht, z.B. bei einem Lied eine Frauenstimme dazu. Und das habe ich vorher auch mit Neo gemeint. Man darf aber nicht auf eine Schiene abfahren, so jetzt machen wir Frauenstimme-Männerstimme, sondern von jedem ein bisschen. Und das macht, glaube ich, unseren Sound etwas neuer.


Berni: Wo habt Ihr die neue CD aufgenommen?

Chr.: In der Tschechei, im Hazienda-Studio zusammen mit DARKSIDE.


Lugi: Und wer war der Produzent?

Chr.: Dodo Dolezal höchstpersönlich.

B.: Ich habe gehört das ist eine Ehre. Wir waren im Nachhinein sehr beeindruckt von ihm.


Berni: Und dadurch seid Ihr bei NSM untergekommen oder wie war das?

Chr.: Nein, umgekehrt. Wir waren zuerst bei NSM und die haben uns dann in das Studio geschickt.

B.: Sie haben uns gesagt, Plattenvertrag ja, aber Ihr müsst sie dort aufnehmen. Sie haben ja gewusst, dass dieses Studio gute Konditionen hat und zweitens haben die gewusst, dass Dolezal gut ist, was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht gewusst haben.

Chr.: Es war irrsinnig interessant mit ihm zu arbeiten, weil er zum ersten Mal Gothic gemacht hat. Es war schon gut, weil er die Musik als Musik gesehen hat und nicht so straight auf der Gothic-Schiene war, mit dem Ganzen, da machen wir eine Orgel rein, und da das.

B.: Es war ja auch bezeichnend, dass er irgendwann begonnen hat in der Nacht Geister zu sehen. Er ist ein ziemlich religiöser Mensch und er hat sich einfach beschäftigt mit unseren Texten und der düsteren Stimmung.

Chr.: Nach zehn Tagen hat er die Geister gesehen, aber dann er uns noch ein wenig aushalten müssen.


Lugi: Wie lange wart Ihr denn im Studio?

Chr.: Drei Wochen insgesamt, so war es auch geplant, obwohl wir noch eine Woche brauchen hätten können, aber es ist schon gegangen.<

Berni: Wie seid Ihr denn zufrieden mit NSM?

B.: Wir können noch nicht viel sagen, wir hoffen das Beste. Die CD kommt so in ca. 2 Wochen zu uns und ist dann in 1-2 Monaten in den Läden und dann erhoffen wir uns Einiges.


Berni: Ist denn schon was geplant, z.B. eine Tour?

B.: Tour wäre übertrieben. Wir haben jetzt fünf Konzerte in Österreich und wir hoffen es kommen noch welche dazu.

Chr.: In Österreich ist das nicht so einfah mit einer Tour und in Deutschland brauchst du eine gute CD am Start.

B.: Aber wir sind sehr zufrieden mit der CD. Die ersten drei Kritiken, die wir gehört haben von Managern und Veranstaltern waren sehr positiv.


Berni: Wie schaut denn Euer Vertrag aus bei NSM?

B.: Wir haben jetzt einmal den Vertrag für eine CD und die Option auf zwei weitere.

Chr.: Kommt halt darauf an, wie viel jetzt geht. Und was da an Promotion läuft, denn wenn keine Promotion da ist, kann die CD noch so gut sein und touren alleine hilft auch nichts.


Berni: Wie schaut´s denn mit musikalischen Vorbildern aus oder was hört Ihr denn so privat?

Chr.: Naja, das ist ganz verschieden bei uns, DAVID BOWIE, aber den hört wahrscheinlich eh jeder Musiker.

B.: PARADISE LOST oder DEPECHE MODE ist eher das Ding von Harald. Markus ist eher unser Elektroniker. Und ich höre so PORTISHEAD oder SMASING PUMPKINS oder RADIOHEAD.

Chr.: THE CURE oder THE MISSION und die ganzen Heroes aus der Gothic-Szene. Man muss aber auch unterscheiden zwischen hören und beeinflussen. Das, was man hört gefällt einem vielleicht und irgendwie unbewusst fließt das dann in die Musik ein. Die andere Seite ist das, wenn man sagt: "Das ist mein Vorbild."

B.: Oder TYPE O NEGATIVE. Da gefällt uns die Musik, aber das ist gang was anderes wie wir machen.


Berni: Was sagts Ihr zu der österreichischen Szene?

B.: Ja, die SUNTERRA gefallen uns recht gut. Gelächter.

Chr.: Die österreichische Szene ist, glaube ich, ziemlich arrogant. Es ist sehr selten, dass, wenn man mit mehreren Bands spielt, die Bands untereinander plaudern. Das ist eher so, wenn du vor 50 Leuten als 2. oder 3. spielst, bist du schon der Bessere.

B.: Aber es ist gemischt. Wir haben auch schon Bands kennengelernt, die waren easy und locker, so wie HEILIGENBLUT, die waren ganz nett.

Chr.: Die Szene hätte Potential, aber es ist ein Mangel an Business in Österreich. Bei Plattenfirmen, Vertrieben, Veranstaltern ist Österreich ein Entwicklungsland. Einige Bands schaffen es, aber nur über Deutschland. Bei denen liest man dann halt was in deutschen Zeitschriften. Die Szene ist irgendwie schwammig. Bei der letzten CD haben wir im Kurier eigentlich eine recht gute Kritik gehabt, aber das ändert irgendwie nichts.

B.: Es ist ein steiniger Weg nach oben. Aber die Ochsentour wird eh niemandem erspart bleiben, außer du bist so jemand wie HIM, die einen Manager haben, der die Szene kennt und auch einige Millionen locker machen kann.


Berni: Was plant Ihr noch für die Zukunft? Was wollt Ihr erreichen?

Chr.: Wir wollen Musik machen, die den Leuten gefällt, ob das jetzt 10, 100 oder 1000 sind. Natürlich möglichst viel, jeder will das.

B.: Ja, sonst. Ein paar Konzerte in Österreich spielen und schauen, dass wir auf einigen Festivals im Sommer spielen können, wie beim Wave-Gotik-Treffen oder was es sonst da noch gibt. Dann werden wir halt wieder ins Stduio gehen und eine Demo-CD aufnehmen. Das typische Album-Tour-Album-Tour.

Chr.: Wir wollen schon Erfolg haben, Aber es ist die eine Sache, ob man Erfolg haben will und sich dann in die Richtung entwickelt oder ob man einfach seine Sache macht und hofft, dass es Erfolg hat. Der zweite Weg ist sicher der schwierigere, aber auch der befriedigendere.



Berni: Ok, dann sage ich danke für das Interview.



Autor: Berni


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Beitrag vom 11.03.2001
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