Interview mit LIMBONIC ART



Ich hatte die Ehre mit Daemon ein Interview zu machen...aus dem Interview wurde eine etwa 45 Minuten lange Ausführung Daemons mit einigen Einwürfen von mir; dh. einige Fragen ergaben sich erst während des Interviews. Daemon entpuppte sich als ebenso fesselnde Persönlichkeit, wie die Musik Limbonic Arts den Hörer zu fesseln vermag.
Ich habe versucht es so getreu wie möglich ins Deutsche zu übersetzen. ( Die Punkte in der Rede Daeomns deuten keine Kürzungen sondern Pausen an.)

Elisabeth Novotny: Warum ist die Musik auf “Ad Noctum” weniger melodisch, symphonisch und romantisch?


Daemon: Das eine grosse Ziel bei unserem neuen Album war es, das extremste Album zu schaffen, das wir je gemacht haben. Es sollte ein Meisterstück sein. Wir wollten uns nicht selbst kopieren oder uns wiederholen, wir wollten unseren eigenen Weg weiter gehen. Es gibt viele Leute, die sagen “ das ist zu extrem, zu schnell, zu viel” , aber viele von ihnen haben ihre Meinung geändert.
Neue Einflüsse sind nicht so wichtig für uns, das wichtigste ist es, dass die Musik extrem bleibt. Wir nehmen diese Techno Elemente in unsere Musik; wir kombinieren Black Metal mit diesen Elementen. Hm, Dynasty of Death kann als sehr mechanisch bezeichnet werden. Aber das Publikum hat gelernt, Techno in unserer Musik zu akzeptieren. Ich selbst akzeptiere ein weites Spektrum an Musik; ich denke als Musiker wirst du offener anderen Einflüssen gegenüber.
Mit der Hilfe von Morfeus kann ich einen Sound erschaffen, der uns von anderen unterscheidet. Unsere Musik ist intensiever und interessanter durch die Verwendung von Synths. Für mich sind Pink Floyd zum Beispiel zu soft, aber die Art, in der sie ihre Musik machen...sie sind sicherlich Meister ihres Stils. Sie nehmen viele Leute zu Plätzen der Träume mit.
Morfeus hat viel an den Drums gearbeitet um sie vom Maschinen-sound zu echtem Drumsound zu kriegen.
Diese Industrial Zeug, was du jetzt in unserer Musik hörst-es liegt nahe an unserem Herzen.




Lisi: Welche Musik magst du persönlich? Auch puren Techno?


D.: Ich kann puren Techno mögen, aber es muss mir ein gewisses dunkles Gefühl geben. Ich höre auch Klassik und Opern, wenn sie mich in diese dunkle Stimmung bringen. Natürlich mag ich keine fröhliche Musik.
Was den Metal betrifft-wir lesen nicht viele Magazine. Ich bevorzuge den Metal der 80er. Ich ziehe sogar die 70er den 90ern vor. Vom neu herausgekommenen Zeug mag ich Mayham, Darkthrone, Enthroned, Dark Funeral. Sie bringen wirkliche Aggressium und Kälte zum Ausdruck. Es sind nicht mehr viele übrig, die das wirklich können.
Es ist vor allem wichtig, dass die Musik schnell ist und ass kickt.




Lisi: Was ist mit eher romantischem Zeug?


D.: Ich halte mich für eine romantische Person, aber ich mag nicht dieses süsse, romantische Zeug. Ich fühle Romantik im Dunklen, wenn ich alleine bin. Es ist das Beste, es sich im Dunklen gemütlich zu machen...Kerzen in einem dunklen Raum...das inspiriert mich.


Lisi: Ist es für dich eher Vergnügen oder Pflicht zu touren?


D: Ich würde sagen 50-50. Es ist ein Muss, aber es kann ein Vergnügen sein...bis jetzt war es nicht so viel Vergnügen-das Promoting war teilweise sehr seltsam. In Hamburg haben wir vor 26 Leuten gespielt!! Das gibt dir absolut keine Inspiration. Natürlich kann es auch cool sein, live zu spielen, aber herumziehen auf Tour ist ein notwendiges Übel. Es brennt dich aus. Aber wir haben sehr gute Roadies. ( Daemon grinst einen Roadie an)
Wenn wir nach einer langen Tour heimkommen, ist das sehr angenehm. Wir werden sicher nicht so bald wieder auf Tour gehen.




Lisi: Wie hast du den Gig heute gefunden? Ich habe deine hohen Schreie vermisst...


D: Meine Stimme wird schlechter von der Tour, deshalb singe ich alles etwas tiefer. Eigentlich versuche ich aber alle Lagen meiner Stimme zu nutzen. Ich versuche Qualität zu geben, auch wenn die Dinge schlecht laufen. Heute hatten wir nur 10 Minuten für den Soundcheck. Du wirst es gemerkt haben-als wir auf die Bühne kamen war nichts fertig!


Lisi: Wie war sie Studioarbeit zu “Ad Noctum”?


D: In dem Studio, in dem wir aufgenommen haben, waren wir die erste und einzige Metal Band. Der Typ dort hatte noch nie mit einer Metal Band zusammengearbeitet. Es gibt einige Studios wie das Morrison oder das Abyss oder das Grieghallen, nachdem Burzum dort gewesen waren, wo, nachdem eine Band dort aufgenommen hatte, jeder hinwollte. So bekamen sie alle den gleichen Sound. Wir arbeiten gerade an einem eigenen Studio, aber so etwas ist sehr teuer. Wir sind in unseren Plänen weit fortgeschritten, aber, du weisst ja, zwischen Plan und Aktion liegt eine grosse Differenz. Das nächste Album wird also voraussichtlich von und selbst produziert werden.


Lisi: Wie sieht deine Beziehung zur Natur aus? Ich habe gehört, dass du dich ihr sehr verbunden fühlst.


D: Ich halte mich viel in der Natur auf, um zu versuchen ihre Geheimnisse zu entdecken. In einer Stadt ist es schmutzig-dreckige Gebäude und Autos-Pf! Ich brauche Ruhe, um mich auf meine Musik konzentrieren zu können. Ich bin sehr selten unter Leuten und ich gehe defintiv nicht oft auf Parties. Ich versuche mich zu isolieren. Ich geniesse lieber den Ausblick und sitze auf einer Spitze eines Berges als in einem Pub. Ich streife viel in der Natur umher. Manchmal fühle ich mich wie ein Wolf. Sie gehen weg von den Leuten, die Leute sehen sie nicht, aber sie sehen die Leute immer...Ich fühle mich wie ein Jäger. Ich habe einige Hunde. Man könnte sagen ich ziehe Tiere den Menschen vor.
Wir haben die Rehearsalaufnahme für “Moon in the Scorpio” und “Epitome of Illusion” in einem Studio in der Wildnis gemacht; das hat mich inspiriert...immer als wir hingingen haben wir die Geräusche von Tieren gehört...von Raben...




Lisi: Mir kommt vor, dass das Gefühl des Hasses in euren Lyrics überwiegt.


D.: Ja, die Lyrics werden von Hass dominiert. Viele Leute denken, dass extreme Metal-Musik gleich Hass ist. Aber es sind die lyrics, die den Hass kreieren. Sie sollten dich hinunterziehen auf ein dunkles Level des Denkens. Dort gibt es keine Freude, kein gutes Gefühl. Es zieht dich hinunter und dann noch tiefer hinab. Wenn du nicht stark genug bist, wird es dir deine Lebenskraft nehmen. Ich will die Leute zu diesem dunklen Level bringen, sie sollen mit etwas Dunklem tief drinnen in ihrer Seele in Berührung kommen.


Lisi: Glaubst du, dass die Hörer die gleichen Gefühle bekommen können, wie der Künstler?


D.: Das ist eine der Ideen hinter Limbonic Art. Unsere Covers, Lyrics und Musik bringen die Leute zu diesem Platz, den ich vorhin angesprochen habe. Bücher, Lyrics und Musik können die dunkle Seite öffnen; die Leute sind sich ihrer dunklen Seite bewusst uns wir versuchen, sie dorthin zu bringen.


Lisi: Fühlst du dich anderen überlegen? Deine Lyrics klingen für mich so.


D.: Es ist leicht, sich überlegen zu fühlen und ich fühle oft, dass ich mit diesen Gedanken und Gefühlen recht habe. Meine Art zu denken ist auf einem tieferen Level als sie der anderen. Die Leute konzentrieren sich auf lauter unwichtige Dinge. Hat ihr Nachbar ein tolles Auto, wollen sie ein Besseres. Sie folgen den Traditionen. Sogar wenn sie keine Christen sind, heiraten sie in der Kirche.
Ja, ich fühle mich überlegen, ich schaue hinunter auf diese niederen Massen. Natürlich wäre es besser den alten heidnischen Traditionen zu folgen, die in Skandinavien geboren wurden und uns nicht aufgezwungen wurden wie das Christentum. Die meisten Leute könnten an irgendeiner Seuche sterben, mich würde es nicht kümmern.
In der USA zum Beispiel sind sie sehr christlich; die Leute denken nicht, sie handeln einfach. Dieser ganze Scheiss von wegen du sollst deine mitmenschen lieben...sie verschmutzen die Welt. Manche Leute sagen: “Du bist zu extrem” Aber ich kümmere mich nicht darum...vielleicht werde ich eines Tages ins Gefängnis kommen...aber ich sage, was ich sagen will.




Lisi: Wie sieht die Zukunft von Limbonic Art aus?


D.: Es wird sich natürlich weiterentwickeln, wie es das immer tat.


Lisi: Was hältst du von der Metal Szene?


D.: Die alte Metal Szene starb; entweder die Leute mussten ins Gefängnis oder sie sind tot...oder sie machen und mögen jetzt andere Musik. Heutzutage habe ich kein Interesse mehr an der Szene. In den 80ern hatte die Musik viel mehr “spirit”, in den 90ern ist die Musik nicht wirklich alle schlecht, aber es gibt so viel Scheisse. Ich vermisse die wahre Seele des Black Metal, der “spirit” ging verloren.


Lisi.: Werdet ihr irgendwelche Festivals spielen?


D.: Bis jetzt haben wir noch keine Einladungen bekommen. Wir mögen Festivals nicht besonders, weil da immer so viel Stress ist, zB. mit dem Soundcheck. Es ist alles so hektisch, du rennst die Bühne rauf und runter. Wir gehen es gerne langsam an, weil wir es perfekt machen wollen. Wir ziehen exklusive Shows Festivals vor. Wir hatten ein Angebot für ein Festival in den USA, aber es wäre zu stressig gewesen. Viele Leute fragen wegen einer Tour...wir sollten auch einmal in Russland spielen, aber es wurde nichts daraus, du kennst ja die wirtschaftliche Situation dort.


Lisi: Glaubst du an etwas, bzw. an was?


D.: Ich glaube an gewisse Phänomene, paranormale Sachen, aber wenn man dem gegenüber nicht offen ist, kann man es nicht fühlen...gerade jetzt köntne etwas hinter dir sein. (Anm.d.Verfassers: ich konnte mich gerade noch beherrschen mich nicht umzudrehen)


Lisi: Warum bedeutet dieses ägyptische Gesicht/Maske auf eurem Cover?


D.: Es gibt kein Konzept, es beschreibt einfach, was Morfeus sieht, wenn er meine Lyrics liest. Man kann sagen, unsere Musik und Lyrics sind Manifestationen alter Reiche...
Es gibt viel Mystisches in der Ägyptischen Mythologie, es geht viel um den Tod. Das bringt die Leute in die Stimmung sich mit dem Tod auseinanderzusetzen.
In den alten Zeiten waren die Leute paranormalen Sachen gegenüber viel sensibler...aber heute sagt die Gesellschaft: “Das ist krank, das ist nicht normal.” Die moderne Gesellschaft sagt den Leuten, wie die leben sollen.



Lisi: Was hältst du von Satanismus? Dieses Thema wird bei euch selten und auch nur mit eher wenig Lyrics angeschnitten.


D.: Ich glaube nicht an Satan als einen Gott, so wollen wir auch nicht diesen Eindruck erwecken, also haben wir nur diese paar Songs gemacht. Ich glaube an Satan an alles was in mir ist, und das, von dem die Christen sagen, dass es falsch ist. Satan ist alles in mir, was mich zu einem Krieger macht. Vor dem Christentum war es so: Wenn du jemanden gehasst hast, hast du ihn umgebracht und dann musstest du die Konsequenzen tragen...eine kleine Gemeinschaft kam zusammen und richtete. Ich hasse die Christen und ihre Moral...ich könnte sie alle umbringen...Die Christen sollten weg aus Europa, oder wenigstens aus Skandinavien...nach Afrika oder sonstwo hin. Fuck them!


Lisi: Um noch einmal auf den alten “spirit” zurückzukommen. Warum glaubst du, ging er verloren?


D.: Es ist eine natürliche Entwicklung, die Leute ändern sich auch. Heute wird ein Großteil der Szene von jungen Leuten beeinflusst. Für mich sind Bands wie Bathory, Venom oder Celtic Frost das Beste. Ich denke die beste Musik wurde schon gemacht.
Limbonic Art versuchen den alten “spirit” am Leben zu halten.



Lisi: Danke für das Interview.



Autor: Lisi


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Beitrag vom 09.05.2000
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