INTERVIEW MIT NPC


Nach dem Underground Massaker VI in der Arena am 30.9. packte ich die Gelegenheit beim Schopf, um mit Jürgen von NPC ein wenig über Gott und die Welt zu plaudern...

Spätestens nach diesem Konzert ist sicher allen aufgefallen, daß ihr euch seit dem Release eurer ersten CD Ende 97 musikalisch doch um einiges verändert habt. Wie würdest du die Veränderungen von damals bis heute beschreiben?

Bei uns ist es so, daß eigentlich jeder andere Musik hört. Der Manuel (Bassist, A. d. V.) hat es eher mit Crossover, Hardcore und auch teilweise mit "Knüppel-aus-dem-Sack"-Nummern. Der Karl (Gitarre, A. d. V.) wiederum hört eher Gothic und so ähnliches. Der, der am aufgeschlossensten ist, ist der Erwin (Drums, A. d. V.). Der hört auch Techno und Hitparade! Ich (Gitarre/Vocals, A. d. V.) höre das, was mir gefällt, wobei für mich das Zusammenspiel von Text und Musik besonders wichtig ist. Irgenwie macht sich dieser Mix mit der Zeit im Zusammenspiel bemerkbar, da wir natürlich nicht mehr die gleichen Sachen hören wie 97. HYPOCRISY kann ich zum Beispiel einfach nicht mehr hören. Ich persönlich tendiere eher zu Crossover und Hardcore, weil da für mich mehr Gefühl drinnen ist.


Früher waren SEPULTURA und SIX FEET UNDER die Bands, die eure Musik geprägt haben. Wie sieht es jetzt aus, gibt es Bands oder Vorbilder, die euch besonders inspirieren?

Es gibt sicherlich Bands, die den anderen drei Herrschaften sehr gut gefallen, bei denen ich mich auch sagen traue, daß die so etwas wie Vorbilder sind. Bei mir ist es so, daß es Sachen gibt, die mich ansprechen, das sind aber keine Vorbilder im üblichen Sinn. Ja eventuell Carlos Santana, der ist doch irgendwie ein Vorbild für mich. Der Mann spielt schon so lange und macht so gute, einfühlsame Musik! Dieses Faible hängt vielleicht auch damit zusammen, daß ich dem Blues sehr verbunden bin, den ich gerne höre und auch spiele. Aber Idole, denen wir musikalisch gesehen nacheifern, gibt es bei uns Gott sei Dank nicht!


Wenn man NPC schon länger kennt, muß man leider feststellen, daß ihr mit Bassisten nicht immer gerade Glück hattet!

Gleich vorweg, gute Bassisten haben die Angewohnheit, nicht nur in einer Band zu spielen. Beim Alex (jetzt Sänger/Bassist von ESOPHAGUS, A. d. V.) war das Problem, daß wir nicht wirklich zusammengepaßt haben, auch weil wir da schon im Begriff waren, unseren Stil zu ändern. Dann hatten wir den Wolferl, ein 43 Jahre alter Jazzbassist - ein lieber Kerl, keine Frage - aber er wollte nicht fix bei uns einsteigen, sondern uns nur bei Gigs aushelfen. Dann der Markus (ehem. MASSIVE FIFTEEN INCH, A. d. V.), der eigentlich nur aus Zeitgründen nicht mehr bei uns spielt, wobei es um ihn sehr schade ist, da wir uns privat noch immer sehr gut verstehen. Und jetzt haben wir den Manuel am Baß. Er war ursprünglich ein begnadeter Gitarrist, haben aber einmal mit ihm geblödelt "probiers doch amoi bei uns mitn Boß, vielleicht taugts da jo" und es hat ihm getaugt und es taugt ihm noch immer!


NPC ist also die erste Band, bei der er mitspielt?

Ja, er spielt zum ersten Mal in einer Band, was natürlich eine ganz andere Grundeinstellung mit sich bringt, weshalb ich auch hoffe und glaube, daß er länger bei uns bleiben wird.


Was sagst du prinzipiell zur Wiener Szene?

Wie der liebe Österreicher als Mensch so ist - das Publikum ist lasch! Das muß ich wirklich feststellen. Ich denke, wenn die Leute aufgeschlossener wären und sich ein bißchen mehr mit diesem Underground auseinandersetzen würden, wäre vieles leichter! Z.B. in Deutschland, dort ist das ganz anders. Man muß aber auch dazu sagen, daß du dort entweder vor 300 oder vor 5 Leuten spielst. Ich kann dir aber keine österreichische Underground-Partie nennen, die 300 Leute bringt. Man kann wirklich zufrieden sein, wenn man die 100 schafft, und das sicher nicht alleine. Da muß man halt so ein Festl wie wir hier machen, wo eben mehrere Bands spielen. Um auf die Frage zurückzukommen, das Publikum ist schon sehr lasch, aber ich hoffe und wünsche mir, daß wir einiges dazu beitragen, um da etwas zu bewegen und daß das Zuhörpotential größer wird.


Stichwort "My Friend" - Diese Nummer besteht nur aus einem einzigen Riff, kommt aber beim Publikum am Besten an. Wie erklärst du dir das?

Wahrscheinlich gerade deshalb, weil sie so einfach und geradlinig ist. Vielleicht deshalb. Es sind zwar unsere anderen Songs auch nicht wirklich kompliziert, aber sie machen eben alle Druck und sie fahren. Das heißt aber nicht, daß wir nichts Komplizierteres spielen könnten! Der Karl und ich, wir haben früher andere Musik gemacht. Begonnen haben wir in Richtung Power Metal mit chromatischen Soli und mixolydischen Skalen bis zum Abwinken. Aber das geht einem dann auch irgendwann auf den Nerv. Aber die Linie der 97er CD, mit den nicht so komplizierten Songstrukturen werden wir übrigens auch in Zukunft weiterfahren. Das heißt weiterhin aggressive Gitarren, aggressiver Sound und viel Druck. Und das ganze fährt dann hoffentlich auch *ha*!


Apropos, wie sieht die Zukunft von NPC aus? Erwartet uns eventuell irgendwann eine neue CD?

Ja Mitte Februar ist es soweit, aber eigentlich wollten wir schon heuer eine neue CD aufnehmen, aber es gibt das Problem, daß einige Leute von uns einen neuen Job haben und somit keinen Urlaub bekommen. Jetzt hoffe ich, daß wir das im Februar nächsten Jahres über die Bühne bringen. Es wird wahrscheinlich, ich will da nicht all u sehr vorgreifen, so ausschauen, daß wir ein Doppelalbum machen. Das Hauptalbum wird mit "On/Off" betitelt, und als limited Edition, mit 200-300 Stück als Doppel-CD mit 6, noch verbleibenden Death-Nummern, erhältlich sein.


Also wenn ich richtig verstanden habe, dann werden auf "On/Off" nur mehr die neuen Nummern im neuen Stil, also Crossover/Hardcore zu finden sein?

Ja richtig. Es wird genau getrennt werden! Das "On/Off" - Album mit Crossover/Hardcore und als Zugabe das Album mit den reinen Death-Nummern, im alt bewährten Stil. Die Leute werden also nicht unbedingt enttäuscht werden. Außerdem haben wir gesagt, daß wir sämtliche Nummern, die wir bis zum Studiotermin haben, noch aufnehmen möchten, weil es einfach schade darum wäre. Selbst dann, wenn wir diese Death Nummern wahrscheinlich nicht mehr live spielen werden.


Habt ihr einen Vertrieb, weil alleine 200-300 Stück für eine Limited Edition sind ja nicht wenig...

Ja, tatsächlich haben wir einen Vertrieb in New York und das Ganze nennt sich "Beerwolf-Productions". Da sind wir über den Andi (PUNISHMENT, A. d. V.) dazu gekommen. Das ist ein recht ein netter junger Mann, der Joe. Der vertreibt mehr oder weniger alle Sachen, die irgendwie im Bereich Crossover, Hardcore, Thrash oder Death liegen. Er ist der Typ, der sagt, wenn es mir gefällt vertreibe ich es, wenn nicht, dann bekommt ihr es wieder retour. Daß wir an der Sache nicht großartig verdienen ist eh klar. Also zum Selbstkostenpreis kauft er uns die Dinger ab. Aber das ist egal, Hauptsache die CDs werden vertrieben. Die Chance, daß man in Österreich was bekommt ist ja bekanntlich nicht sehr groß. *beide lachen* Das Hauptaugenmerk ist, daß wir dann bei den Konzerten viele CDs verkaufen. Weiters sind wir am "Deathophobia"-Sampler in der europäischen Version drauf. Das ist der 2. Teil davon. Auf dem Sampler sind auch Bands drauf, die bereits Plattenverträge haben. Ist sicherlich auch nicht so schlecht, denn immerhin liegt die Auflage bei 10.000 Stück, da muß irgendwann was hängen bleiben! *ha*


Habt ihr den Traum von einem Plattenvertrag schon aufgegeben?

Wir verschicken nach wie vor unsere 97er CD, wobei ich es leid bin, diese zu vertreiben. Wir haben bereits 35 verschiedene Labels angeschrieben, und von der Hälfte nicht einmal eine Antwort bekommen. Ein Viertel hat gemeint, es sei zwar gut aber es paßt nicht in ihr Schema und das andere Viertel hat gemeint, es sei gut, aber es fehlt irgendwas. Wir werden es mit der neuen CD sicher weiterhin probieren und hoffen, dann etwas zu erreichen. Das hat aber nicht oberste Priorität, denn wir machen die Musik ja hauptsächlich aus Spaß. Wenn uns ein Label unter Vertrag nimmt, ist es gut, wenn nicht, kann man auch nichts machen.


Zu guter Letzt das Schlußwort.

Ich hoffe, daß die Leute weiterhin Konzerte von uns besuchen, auch wenn wir in Zukunft keinen Death Metal mehr spielen werden. Es wäre toll, wenn die Szene so aufgeschlossen wäre, daß sie auch anderer Musik offen gegenüberstünde.


Danke für das Gespräch!



Autor: Martin

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Beitrag vom 06.12.2000
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