GHOST - Prequelle
Label: Spinefarm | Universal
Das extravagante schwedische Projekt GHOST geistert (welche herrlicher Wortwitz) schon lange in meiner Wahrnehmung herum, so richtig beschäftigt habe ich mich aber eigentlich erst mit dem letzten Release „Meliora“ mit Sänger Papa Eremitus und seinen immer wieder wechselnden Instrumentalisten, den sogenannten Nameless Ghouls. Mittlerweile ist die Katze aus dem Sack und bekannt, dass ein gewisser Tobias Forge, der auch bei der Death Metal Combo REPUGNANT den Fronter mimt, die Fäden zieht. Seine Anonymität musste er wegen Streitigkeiten über Tantiemen mit ehemaligen Musikern ablegen. Nach nun drei Alben trug Forge aber den Papa Eremitus, der bei jedem Album eine neue, römische Ziffer erhielt, zu Grabe und eröffnete unter dem Namen Cardinal Copia einen neue Ära, die nun mit „Prequelle“ anbricht.

Der Mix aus Rock, Metal und eingängigen Pop-Melodien, die nicht selten an die Landskollegen und Pop-Legenden von ABBA erinnern, schied seit jeher die Geister (und noch einer), doch Forge ließ sich nicht beirren und arbeitete vor allem den poppigen Aspekt immer weiter raus, was nun eben in „Prequelle“ gipfelt.

Nach einem atmosphärischen Intro, bei dem ein Kind ein Lied á ala „1,2 Freddy kommt vorbei“ oder `Itsy Bitsy Spider“ vorträgt, geht es gleich mit Kirchenorgeln, Synthies und Percussion in typische GHOST-Gefilde. „Rats“ ist wohl noch der metallischste Song. Forge singt getragen, der Song baut sich immer weiter auf und liefert eine saucoole Bridge sowie einen mitsingkompatiblen Refrain, in dem er immer wieder giftig den Songtitel rausspeit. Die Leads und Hooks sitzen, machen Spaß und schnell hat man den ersten großen Ohrwurm, sowie einen würdigen Opener für kommende Konzerte gefunden. „Faith“ startet auch wieder heavy und sogar groovend, erneut gibt es getragenen und theatralisch anmutenden Gesang des Front-Pfarrers und grandiose Leads. Ruhiger wird´s bei „See The Light“ bei dem zunächst die Keyboards und der Gesang dominieren. Dieser fällt aber bei „Miasma“ und „Helvetesfonster“ komplett weg. Die beiden Instrumentale sind aber mehr als gelungen. Das größte Highlight ist für mich aber „Pro Memoria“ mit genialen Vocallines, orchestralem Charme und einen unverschämt eingängigen Refrain. Auch hier ist nicht viel mit Rock oder gar Metal, doch Forge liefert hier eine meisterhafte Ballade, die auch Fans von QUEEN gefallen sollte. Gerockt darf aber wieder beim nicht minder einprägsamen „Witch Image“ bei dem der Mann es schafft mit frohem Unterton Texte vorzutragen, die man normalerweise im Death und Black Metal Bereich erwarten sollte, was irgendwie ironisch wirkt, aber auf jeden Fall zu GHOST passt.

Ausfälle gibt es am vierten Werk des Pop-Rock Gespenstes wahrlich nicht, ob sieben reguläre Tracks, ein Intro und zwei Instrumentalnummern auf etwas mehr als 40 Minuten zu wenig ist, muss der Fan selbst entscheiden. Wem GHOST gefiel und nie zu poppig waren, der wird auch die neuen Nummern, die noch stärker im Geiste (ha, einmal geht noch) von ABBA stehen, der wird mit „Prequelle“, sofern man dem Album genug Zeit lässt, ein starkes Werk finden. Wer nichts (mehr) mit GHOST anfangen kann, den kann ich auch irgendwie verstehen. Nicht das Meisterwerk von dem viele Kollegen reden, aber auf jeden Fall stark und einzigartig.

ghost-official.com


6 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Ashes
2. Rats
3. Faith
4. See The Light
5. Miasma
6. Dance Macabre
7. Pro Memoria
8. Witch Image
9. Helvetesfonster
10. Life Eternal
Gesamtspielzeit: 41:53

maxomer
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Beitrag vom 17.06.2018
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