PRIMORDIAL - Exile Amonst The Ruins
Label: Metal Blade Records
Nach 27 Jahren und nun insgesamt neun Studioalben wissen PRIMORDIAL immer noch zu überzeugen. Keine Spur von Ideenlosigkeit oder Abnützungserscheinungen. Das Musiker-Dasein scheint für sie mehr Berufung als bloß Beruf zu sein. Das geht nicht zuletzt aus den (im Übrigen sehr lesenswerten) Blogeinträgen von Sänger Alan Averill, auch bekannt als Nemtheanga, hervor. Man erspielte sich zurecht zunehmend Erfolg und Anerkennung in der Szene, bleibt aber weiter am Boden der streckenweise zermürbenden Realität des Tour- und Studioalltags des Undergrounds hängen.

„Exile Amongst The Ruins“ packt diese Rohheit in ein Soundkorsett, das wesentlich stärker von Doom-Metal, mitunter sogar Post-Punkt geprägt ist, als frühere PRIMORDIAL-Alben. Melancholie und Pathos sind allgegenwärtig. Die Aufnahmen – so die Band – waren konfliktreich. Es gab kaum Abstand zwischen den Musikern, dafür aber umso mehr Reibungsflächen. Man spürt es förmlich.

Die Songs selbst folgen immer einem organischen Aufbau, starten mit einem Hauptthema und entwickeln dieses in mehrere Richtungen weiter. Die Songtexte sind thematisch vielschichtig. „Nail Their Tongues“ ist nicht nur ein großartiger Songtitel, sondern auch ein gelungener Song insgesamt, der mit alttestamentarischen Analogien, religiöse Sphären auslotet. Der Titeltrack „Exile Amongst the Ruins“ besingt den selbstzerstörerischen Todestrieb moderner Gesellschaften, „Sunken Lungs“ thematisiert den Tod im Meer, und das opulente „Last Call“ trägt den Schleier der Verzweiflung schlafloser Nächte verlorener Seelen ohne Perspektive, um nur ein paar Textdimensionen zu nennen.

Der Track „Stolen Years“ sticht selbst auf einem so abwechslungsreichen Album wie „Exile Among The Ruins“ heraus. Als erste Singleauskopplung sorgte es zumindest beim Autor dieser Zeilen für etwas Verwunderung, und sogar Befremdung. Die gute Nachricht: Im Kontext des Albums funktioniert der Song ungemein besser und kann sein volles Potential entwickeln. Die zweite Singleauskopplung „To Hell Or The Hangman“ ist der wohl spannendste Song auf dem Album. Ebenfalls PRIMORDIAL-untypisch werden Grenzen zum Post-Punk vermischt. Nicht zuletzt weckt der Anfangsriff Erinnerung an JOY DIVISIONs „Twenty Four Hours“. Ein Song der das Potential hat, zum zeitlosen Klassiker zu werden.

„Exile Amongst The Ruins“ ist ein weiteres Zeichen dafür, dass auch in langen musikalischen Karrieren konsequente Weiterentwicklung möglich ist, ohne sich selbst untreu zu werden. Die Synthese aus Doom Metal, Black Metal mit (Neo-)Folk und ein bisserl Heavy Metal ist nach wie vor spannend. PRIMORDIAL reihen sich nahtlos in die Serie an hörenswerten Veröffentlichungen ein, die das Jahr 2018 den geneigten Fans bereits beschert hat. Mit einer Stunde Spielzeit ist es im Übrigen ein erfreulich langes Hörvergnügen. Chapeau!

www.facebook.com/primordialofficial


6.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Nail Their Tongues
2. To Hell Or The Hangman
3. Where Lie The Gods
4. Exile Amongst The Ruins
5. Upon Our Spiritual Deathbed
6. Stolen Years
7. Sunken Lungs
8. Last Call
Gesamtspielzeit: 65:34

Asator
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Beitrag vom 30.03.2018
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