JUDAS PRIEST - Firepower
Label: Columbia
The Priests are back, und wie dürfte wohl der erste Gedanke sein, wenn man sich „Firepower“ von JUDAS PRIEST das erste Mal zu Gemüte führt? Nach fast 50-jährigem Bandbestehen und unzähligen legendären Alben und Hits könnte man sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen, ab und zu die Klassiker live auf die Meute loslassen und man würde keinem mehr etwas beweisen müssen. Aber eine der letzten Urväter, JUDAS PRIEST, wollten es noch einmal wissen und das mehr als gelungen. Nur die wenigsten hätten den Briten noch so einen großen Wurf zugetraut wie „Fire Power“. Kraftvoll, dynamisch, überraschend, abwechslungsreich, heavy, wuchtig oder einfach fett, um es im Jargon auszudrücken.

Wie Rob Halford und seine Mannschaft das Kunststück zuwege brachten, an die alten Tage anzuschließen, dürfte jede Menge Spekulationen auslösen. Einen großen Teil dieser Verjüngung dürfte mit Sicherheit ein gewisser Richie Faulkner sein, seines Zeichen Gitarrenmeister und Jungbrunnen. Die Solis des 38-jährigen harmonieren mit der Legende Glenn Tipton, wie wenn die beiden nie etwas anderes taten, als gemeinsam Musik zu machen. Sei es beim fulminanten Opener „Firepower“, der einem den Mund schon zu Beginn offen stehen lässt oder „Evil Never Dies“ mit seinem düsterem Sound. Und zu viele Gitarren Solos kann es ja nie geben.

Nun zum Altmeister mit seine inzwischen 67 Jahren, die man ihm gesanglich keine Sekunde anhört. Welches Wundermittel der Glatzkopf auch verwendet, er soll es bitte weiternehmen. Fand man sich vor einigen Jahren bei diversen Live Gigs schon damit ab, das sich der Rock Gott langsam der Pension nähert, wird man auf „Firepower“ eines Besseren belehrt. Seien es die hohen Töne, die härteren Passagen oder die langezogen Screams - Rob hat sie noch alle drauf. Schönes Beispiel das eingängige mit feinem Akustik-Mittelteil durchzogene „Never The Heroes“, das man sich sofort noch einmal anhören möchte, bei dem jeder Ton von Rob sitzt.

Keine Zeit zum Verschnaufen, den JUDAS PRIEST haben auch nach einem halben Jahrhundert noch einiges zu erzählen und so gibt es 14 Songs, von denen einem fast jeder einen auf die Zwölf gibt. Ausfälle sind nicht zu vermelden, auch wenn nicht jede Nummer sofort hängen bleibt. „Necromancer“ kommt zum Beispiel recht wuchtig daher, mit düsterem Back Gesang und Scott Travis´ Schlagzeug Massaker, während „Children Of The Sun“ die Geschwindigkeit raus nimmt und auf doomigen Sound a la BLACK SABBATH setzt. Für Abwechslung ist auf jeden Fall gesorgt, denn in der Mitte lässt Rob das Schmalz nur so fließen, ehe erneut die Gitarrenfraktion die Sau raus lässt. Für den frischen und knackigen Sound des 18. Studioalbums der NWOBHM Veteranen war diesmal der britische Produzent Andy Sneap zuständig, der Bands wie ACCEPT, TESTAMENT oder ARCH ENEMY ihren letzten Schliff verleiht und somit ein weiterer Puzzleteil im Jungbrunnen sein dürfte.

Zur Erholung ein kurzes 1-Minuten Instrumental-Intermezzo mit „Guardians“, ehe das großartige „Rising From Ruins“ erneut zeigt, dass hier keine Alterserscheinungen zu bemerken sind. Eingängiger Song mit tollem Refrain, abwechslungsreichem Gesang und Riffs, Riffs und nochmal Riffs, die aber nie überzogen oder wie wild hinein geworfen wirken. Hier passt alles haargenau. „Flame Thrower“ hingegen benötigt ein paar Durchläufe mehr um zu funktionieren und klingt etwas nach schon mal gehört, macht aber dank der Härte dennoch Spaß. Man kommt gar nicht hinterher, so dicht gedrängt folgt ein Kracher dem nächsten. „Traitors Gate“ mit den markanten Halford Schrei geht genauso ins Ohr wie der Rausschmeißer „Sea Of Red“, der JUDAS PRIEST von der gefühlvollen Seite zeigt.

Man kann nur hoffen, dass die Metal Gods noch lange nicht die Schnauze voll haben und in dieser Überform weiter zig Jahre aktiv sein werden. Wer am 28. Juli in Wien nicht dabei ist wird definitiv etwas verpassen. Bleibt nur die Qual der Wahl welche starken Songs man mit in das Live Set mitnehmen wird.

judaspriest.com


6 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Firepower
2. Lightning Strike
3. Evil Never Dies
4. Never The Heroes
5. Necromancer
6. Children Of The Sun
7. Guardians
8. Rising From Ruins
9. Flame Thrower
10. Spectre
11. Traitors Gate
12. Lone Wolf
13. Sea Of Red
Gesamtspielzeit: 58:20

AndyVanHalen
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Beitrag vom 16.03.2018
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