Seit über zwei Dekaden beschenkt NEAL MORSE die Prog-Landschaft mit grandiosen Alben. Egal ob mit der NEAL MORSE BAND, SPOCK´S BEARD, FLYING COLORS oder TRANSATLANTIC. Wo Morse drauf steht ist Morse und zugleich Qualität drinnen. Der Mann kann aber auch anders, hat schon Musicals geschrieben, sich mit Country beschäftigt und so manch anderes Genre ausgelotet. Nun widmet sich er Meister mit „Life & Times“ einmal mehr dem Singer/Songwritertum.

Fans der genannten Truppen werden nur bedingt etwas mit den ruhigen, oft mit einem Finger auf der Tränendrüse drückenden Songs seines neuesten Solo-Schinkens etwas anfangen können, doch dass Morse in so ziemlich jedem Genre, das er angreift etwas auf dem Kasten hat, ist sowieso schon lange in Stein gemeißelt. Auch das neueste Album von Neal, bei dem er singt, schreibt, Gitarre spielt und auch das Klavier bedient, überzeugt – wenn auch auf andere Weise. Die ruhigen Songs sind trotz minimalistischer Herangehensweise durchdacht und ausgeklügelt, leben von einer gewissen Atmosphäre und der Stimme des Masterminds. Mit dem sommerlichen „Wave On The Ocean“ oder dem lockerflockigen „Lay Low“ gibt es aber auch positive Klänge zu verzeichnen, während die Kriegshymne „He Died At Home“ natürlich nur so in Traurigkeit schwelgt. Weibliche Unterstützung gibt es zudem in der Ode an die Heimatverbundenheit „Old Alabama“ von Julie Harrison, sowie einen guten Schuss Blues, der auf „Life And Times“ sowieso immer mal wieder durchblitzt. Auch ansonsten sind die Texte sehr persönlich gehalten und werden im Booklet nochmal erklärt.

Fans von NEAL MORSE, beziehungsweise dessen ruhigeren Seite, können bedenkenlos zugreifen, die Freunde seines Prog-Schaffens sollten wohl eher mal ein Probehören einplanen. Den Meister aber auch mal wieder von einer anderen Seite zu hören, ist sowieso spannend, vor allem wenn es so emotional und persönlich ausfällt.