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CAVALERA CONSPIRACY - Psychosis
Label: Napalm Records |
Obwohl es nun schon drei SEPULTURA-Reinkarnationen mit SOULFLY und CAVALERA CONSPIRACY gibt, sehnen sich Fans immer noch nach Aggro-Kost der Marke „Arise“. SOULFLY veröffentlichte zwar mit dem apokalyptischen „Archangel“ ein kleines Meisterwerk und SEPULTURA liefern auch immer wieder starke Kost, doch die Old-School Fans schauen dennoch noch meist etwas durch die Finger. Die Hoffnung lag also immer wieder auf den Gebrüder Cavalera, die aber nach dem gelobten Debüt „Inflikted“ doch etwas gröber abbauten. Erneut im 3-Jahres-Rhythmus liefern die Brasilianer nun das vierte Album „Psychosis“ und das könnte – Spoiler Alarm – sogar alte Fans hinter dem heimischen Ofen hervorlocken.
Mit dem kurzen Tribal-Thrash Exkurs „Insane“ sind die Weichen auch schon souverän gestellt. Was für ein Sound! Brutal, kompromisslos und präzise hacken sich CC hier durch den Opener. Der satte, raue Gitarrensound, der eine kleine Verbeugung in Richtung 90er macht, die angepisste Stimme von Max und die tight gespielten Drums von Igor sind eine Freude. Dazu gesellen sich immer mal wieder Soli von Marc Rizzo, der dem Ganzen etwas Abwechslung verpasst. Ein paar Effekte sorgen zusätzlich für Atmosphäre. „Terror Tactics“ beginnt ähnlich rau, geht schon gut in Richtung Death Metal meets SLAYER, überrascht aber im Mittelteil mit abgefahrenen Parts, die von diversen, atmosphärischen Effekten und Synthies unterlegt wurden. „Implament Execution“ holt etwas weiter aus und lässt sich als heftiger Stampfer mehr Zeit, auch hier kommt es wieder zu düsteren Spielereien, aber auch wüste Knüppel-Attacken finden später Einzug. „Spectral War“ groovt dann im Anschluss wie Sau, während Rizzo hier so richtig die Gitarre malträtiert.
Im zweiten Teil von „Psychosis“ wird dann der Albumtitel auf einmal Programm und die Cavaleras experimentierfreudiger. „Crom“ kommt mit verzerrten Vocals und stampfenden OBITUARY-Riffs dar, zieht das Tempo aber bald wieder an. Gegen Ende wird´s dann richtig schräg mit gesprochenen Passagen und merkwürdigen Hintergrundeffekten. Dem nicht genug – „Hellfire“ mutiert zum Industrial-Beast, was den Gebrüdern nicht schlecht gelingt, aber nun auch nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Und was fehlt dann noch? Klar – Black Metal mit ungestümen BlastBeats. Könnt ihr haben: „Judah Pariah“. Eingewoben werden immer wieder die Band-typischen Tribal und Percussion Parts mit dezent brasilianischem Flair und sowie schwingt hier mehr denn je eine gute Portion Nostalgie mit, wie auch der abstrakte Titeltrack schön zeigt. Hier wird Old-School mit modernen Ideen und Experimenten verbunden. Der letzte und längste Track „Excruciating“ kommt erneut mit 90er, wenn nicht sogar 80s Thrash Sound und einer mächtigen Portion SLAYER-Feeling daher. Vom trockenen Riffing, über die aufheulenden Gitarren bis hin zu den galoppierenden Beats riecht hier alles nach Araya, King und Co. – das aber zugegeben auf hohem Niveau. Zudem gibt es in den mehr als sechs Minuten auch noch ein paar Überraschungen, die man vom Vorbild so sicher nicht bekommen hätte.
Die CAVALERA CONSPIRACY hat hiermit mühelos das beste Album seit „Inflikted“, wenn nicht generell, abgegeben. Fans alter SEPULTURA werden hier ebenso fündig, wie Freunde aktueller SOULFLY. So manch experimenteller Part könnte dem einen oder anderen Old-School Fan aber dann doch sauer aufstoßen. Dennoch ist es schön, dass die beiden alternden Herren nicht auf der Stelle treten. Einer der größten Arschtritte aus dem vergangenen Jahr!
www.cavaleraconspiracy.net
Beitrag vom 17.01.2018 Zurück
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