MAJOR PARKINSON - Blackbox
Label: Karisma Records
Der Beipackzettel erwähnt MAJOR PARKINSON als norwegische Kult-Prog Rocker. Gehört habe ich von der Truppe bisher noch nichts, doch „Blackbox“, das vierte Album der Nordmänner hat mich auf vielen Ebenen überrascht.

Von klassischem Prog Rock kann man hier wahrlich nicht reden, denn hier regieren cineastische Klangwelten mit dichter Atmosphäre, was alles extrem experimentell klingt, aber für MAJOR PARKINSON offensichtlich Alltag ist. Zudem fällt die oftmals nur flüsternde, aber doch eindringliche Stimme von Jon Ivar Kollbotn sofort auf. Spätestens beim kurzen Piano-Stück „Before The Helmets“ sollte zum ersten Mal Gänsehaut dank seiner Performance aufkommen. Das folgende „Isabel: A Report To An Academy“ zeigt dann als erster Track wirklich Rock-Anleihen, doch hier kommen auch düstere Cello/Violin-Klänge hinzu. Der 10-Minüter überrascht zudem mit weiblichen Gastvocals von Linn Frøkedal (LOW FREQUENCY IN STEREO) und dezente angepissten Gesängen, die einen wunderbaren Kontrast ergeben. Der Track ist eine Achterbahn der Gefühle, während die eröffnenden Stücke „Lover, Lower Me Down!“ und „Night Hitcher“ wie eingangs erwähnt mehr als eigene Klangwelt denn als traditioneller Song stehen. Während mir im Bereich der Melodien immer wieder die melancholischeren Werke von POETS OF THE FALL und von der Atmosphäre her auch NEW MODEL ARMY in den Sinn kommen, darf AYREON bei den fröhlicheren Parts erwähnt werden, wie auch im Instrumental „Scenes From Edison´s Black Maria“. Aber auch ein TOM WAITS und NICK CAVE wollen an manchen Ecken mitmischen.

Die Single „Madeleine Crumbles“ verwöhnt mit eigenwilligen, aber gelungenen Experimenten, weiteren weiblichen Vocals, erneutem Streichereinsatz, einem positiven und wohl lockersten Feeling des Albums. Das ist auch nötig, denn das folgende „Baseball“, das klingt als würden Jon und Linn eine abgefahrene Geschichte erzählen, verlangt dem Zuhörer dann wieder weit mehr ab. Eine unheimliche, dichte Atmosphäre, zahlreiche Synthies, E-Drums und weitere Effekte dominieren, während die beiden Sänger gekonnt durch die gut zehn Minuten führen und immer wieder mit verschiedensten musikalischen Ausbrüchen – auch in Richtung Musical (Grease) – überraschen. Da kommt das Piano-Stück „Strawberry Suicide“ trotz emotionalen Einsatzes des Fronters fast unscheinbar daher, sollte aber nicht unterschätzt werden. Das sowieso schon sehr futuristische Album wird vom bedrohlich und space´igen Titeltrack mehr als würdig beendet.

MAJOR PARKINSON sind für mich eine zu spät entdeckte Überraschung. Nicht umsonst ist dieses kreative Prog-Album im vergangenen Jahr zu diversen Top-Listen hinzugefügt worden. Abseits des Mainstream-Prog – sofern man das Genre so nennen darf – glänzen die Norweger mit einem kreativen, abwechslungsreichen und immer wieder aufs Neue überraschenden Album mit kinoreifer Inszenierung.

majorparkinson.bandcamp.com


6 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Love, Lower Me Down!
2. Night Hitcher
3. Before The Helmets
4. Isabel: A Report To An Academy
5. Scenes From Edison´s Black Maria
6. Madeleine Crumbles
7. Baseball
8. Strawberry Suicide
9. Blackbox
Gesamtspielzeit: 47:30

maxomer
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Beitrag vom 09.01.2018
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