Das ist ja mal eine dicke Überraschung. Es gibt ja so einige gute Bootlegs aus dieser Zeit aber ein offizielles Live Dokument hat es noch nicht gegeben. Aufgenommen im Bombay Bicycle Club 1982 und 2017 remastered bietet das Album alles was man von Australiens heimlicher Nummer eins erwartet. Schon damals war man leider immer im Schatten der großen AC/DC. Wahrscheinlich weil man immer etwas lauter, rauher und unangepasster und somit um einiges authentischer war als der große Bruder. Fünf wütende junge Männer aus der Arbeiterklasse die keinem Alkohol- und Drogenexzess aus dem Weg gingen und sich von ihrem Publikum eigentlich nur dadurch unterschieden, dass sie halt auf und nicht vor der Bühne standen.

Vorliegende CD präsentiert Angry Anderson, Pete Wells, Rob Riley, Geordie Leach und Dallas ‘Digger’ Royall auf dem Zenit ihres Schaffens. Die brachiale Energie der Band wird perfekt eingefangen und wiedergegeben. Ein Klassiker jagt den nächsten und es macht ordentlich Spaß dem rohen Mix aus Hardrock, heavy Bluesrock und dem einzigartigen Gesang Angry Andersons, der seine Wut und Frustration rausbrüllt zu lauschen und am besten noch mit einem Bier in der Hand.

Die Setlist ist wie gesagt vom Feinsten, auch wenn man einige Songs vermisst. So hätte es wohl viele Fans erfreut wenn da noch `Astra Wally`, `Magnum Maid`, `Sidewalk Sally`, `Snow Queen` oder `Nice Boys` drauf gewesen wären, aber die 65 Minuten haben es auch so in sich. Es ist schlicht und einfach alles vorhanden was das Herz eines Tatts Fans erfreut. Die Texte sind aus dem Leben gegriffen (`Tramp`, `We Can’t Be Beaten`, `Assault And Battery`), autobiographisch (`Scarred For Live`, `Branded`, `One Of The Boys`, `Rock’n’Roll Outlaw`) und wissen mit ihrer rohen Energie bedingungslos zu überzeugen und mitzureißen. Mit dabei auch `The Butcher And Fast Eddie`, eines der absoluten Highlights einer ROSE TATTOO Show (hier mit leicht verändertem Text) und weitere Kracher in Form von `Texas`, Juice On The Loose`, `Bad Boy For Love` oder `Out Of This Place` und leider endet das Vergnügen viel zu schnell. Hier hätte man echt noch Lust auf mehr, aber wer die Band jemals live gesehen hat weiß, dass das meist nicht der Fall war, da der Alkoholkonsum des Sängers ziemlich extrem war und es somit meist nicht für mehr als eine gute Stunde reichte.

Zusammenfassend kann man sagen, dass `Live In Brunswick` ein außerordentliches Zeitdokument einer der besten Bands des Genres ist - laut, rau und dreckig, so wie man es erwartet und genauso wie es die Band immer auszeichnete. 35 Jahre später macht es immer noch ordentlich Spaß und stellt eigentlich eine Pflichtlektüre für alle dar, die mit dem Genre was anfangen können. Außerdem gibt es das Gerücht, dass 2018 eine neue CD der Australier erscheinen soll. Wäre schön ein aktuelles Lebenszeichen der Band zu hören, auch wenn leider nur mehr Angry Anderson übriggeblieben ist. R.I.P. Pete, Geordie und Dallas.