NEVBORN wurde 2012 in der Westschweiz geboren, hat bereits einen ersten Nachkommen namens „Five Horizons“, dem nun der kleine Bruder „Daidalos“ folgt. Und der hat es in sich. Zwar gibt es hier von den fünf ambitionierten Musikern nur einen Track, doch der kommt fast auf 19 Minuten und deckt ein breites, musikalisches Spektrum ab.

Grundsätzlich kann man NEVBORN im Prog-Rock einordnen, doch in den fast 20 Minuten findet man auch so manch Element des Art Rock, Ambient und sogar wütenden Postrock, obwohl man die meiste Zeit eher in ruhigen, atmosphärischen Regionen agiert. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Schweizer ist natürlich die Emotion die stets mitschwingt, einem aber nicht mit Gewalt aufs Auge gedrückt wird, oder gar kitschig daher kommt. „Daidalos“ ist zwar nicht als anstrengend zu bezeichnen, wirklich leicht zugänglich ist das Material aber auch nicht, da sich NEVBORN reichlich Mühe geben, spannend zu bleiben und zu überraschen. Die recht gequälte Stimme von Matthieu Hinderer ist auch nicht immer einprägsam, wird aber auch hier und da von Postcore Shouts unterstützt, was gerade im letzten Drittel nochmal für einen großen Spannungsschub sorgt, der zudem noch mit intensiven Riffs unterstützt wird, ehe man die Metalkeule rausholt und gegen Ende nochmal mit wüsten Shouts den letzten Hörer wachrüttelt.

Konzeptionell geht es auf „Daidalos“ um den Tod von Ikarus bzw. dem Gespräch zwischen der Figur aus der griechischen Mythologie, seinem Vater Daidalos und dem Zwiegespräch voller Emotion, Hass und Wut bis zur sogenannten Ataraxie; ein spannendes Thema, das dem Song nochmal um eine Nuance mehr Tiefe verleiht und zum Forschen und Nachdenken animiert.

NEVBORNs „Daidalos“ ist definitiv nichts für Easy Listening-Freunde und verlangt einem schon etwas ab, kann aber zuweilen auch in manchen Teilen, ob seiner dichten Atmosphäre und hypnotischen Ausrichtung den einen oder anderen etwas langeweilen, was sich aber spätestens im Finale des Werkes wieder aufhebt. Freunde des Postrock sollten einmal ein Ohr riskieren.