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ENSLAVED - E
Label: Nuclear Blast |
Es herrschte Umbruchstimmung im Lager der norwegischen Viking/Black/Prog/etc.-Vorzeige Band ENSLAVED. Das lag einerseits daran, dass im vorherigen Jahr, also 2016, das 25-jährige Jubiläum mit ausschweifenden Tourneen gefeiert wurde, und ein Vierteljahrhundert meist so ein bisschen nostalgisch stimmt, andererseits aber auch am Ausscheiden des langjährigen Keyboarders Herbrand Larsen, der ENSLAVED nicht zuletzt durch seinen gefälligen Klargesang bedeutend mitprägte. Mit dem wesentlich – verglichen mit den restlichen Bandmitgliedern – jüngeren Håkon Vinje der aufstrebenden Band SEVEN IMPALE (die ENSLAVED bei Teilen der US-Tour supportete, wo man auch auf Herrn Vinje aufmerksam wurde) fand man aber jemanden, der durchaus erfolgreich in diese wirklich nicht so leichte Rolle schlüpfte. Die logische Konsequenz daraus war, mit einem neuen Album dieses frische Kapitel in der Bandgeschichte zu eröffnen. Das somit 14. Studioalbum trägt den kurzen und prägnanten Titel „E“. Und eines sei gleich vorneweg gesagt: ENSLAVED erfinden sich auf „E“ nicht neu, sondern gehen vielmehr konsequent den musikalischen Weg weiter, der damals mit „Axioma Ethica Odini“ eingeschlagen wurde. Soll heißen: Lange verspielte Songstrukturen mit einem gelungenen Wechselspiel aus Klargesang und Growls.
Mit „Storm Son“ legt ENSLAVED nach einer fast einminütigen Geräuschkulisse jedoch einen eher verhaltenen Start an den Tag, gibt jedoch schon den Rahmen für „E“ vor. Der ist nämlich - im Gegensatz zu seinen Vorgängern – noch stärker im Prog-Rock verortet. Das ist ja per se auch nichts Schlechtes. Aber obwohl einige hörenswerte Momente enthalten sind wirken manche Songteile über die fast elf Minuten durchaus repetitiv. Mit dem folgenden „The River’s Mouth“ nimmt „E“ anschließend aber merkbar an Fahrt auf. Das Tempo wird schneller, die Stimmung rauer, die Keyboards werden wieder mehr den Gitarren untergeordnet. Was aber wiederum nicht bedeuten soll, dass die Musik dabei nicht immer noch verspielt und – vor allem –stark groovend ist. Ähnliches gilt für „Sacred Horse“ und „Axis Of The World“ (der wohl stärkste Song auf „E“), wobei „Sacred Horse“ mit einem vorzüglich platzierten E-Orgel Solo und seinen von beschwörenden Gesängen getragenen Mittelteil überzeugt. Bei „Axis Of The World“ ist sowieso jeder Songteil unverschämt eingängig. „Feathers Of Eolh“ und „Hiindsiight“ schließen den Prog-Rock Bogen dann zum Ende hin durchaus exzessiv ab. Exzessiv insofern, da man nicht einmal davor zurück schreckt ein Saxophon in zweiterem einzubauen. Das funktioniert aber eigentlich auch nicht so schlecht, zumal es dem Song eine gewisse Schlagseite in Richtung Shoegaze gibt. Das ist dann tatsächlich ein Novum im Klangspektrum von ENSLAVED.
Nach mehrmaligen Durchlauf der neuen Scheibe lässt sich folgendes Fazit ziehen: Auf den rund 50 Minuten von „E“ spielen ENSLAVED wieder ihre gewohnten Stärken aus und bereichern die von ihnen so liebevoll gepflegte charakteristische Mixtur aus Extreme Metal, Prog-Rock und nordischer Folklore um einige neue Facetten. Jedoch schafft man es nicht auf allen Songs das hohe Niveau durchgehend zu halten. Der eine oder andere Durchhänger schleicht sich schon mal ein, wird aber durch umso glorreichere Momente wieder ausgeglichen. Das ist zugegebenermaßen aber Sudern auf hohem Niveau. ENSLAVED sind seit 25 Jahren ein Garant für sehr hörenswerte Veröffentlichungen. Daran ändert sich auch 2017 nichts.
enslaved.no
Beitrag vom 09.11.2017 Zurück
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