BLUES PILLS, die 23ste könnte man bei PRISTINE behaupten, denn die Truppe kommt aus Skandinavien, spielt energischen Blues Rock, ist kürzlich bei Nuclear Blast untergekommen und hat eine Dame an der Front. Die Aussage trifft quasi zu, doch die Norweger haben durchaus ihre Daseinsberechtigung, auch wenn sich schön langsam bei der Blues-Welle mit Frauen am Mikro eine gewisse Sättigung einstellt.

Das Nuclear Blast Debüt „Ninja“ ist das insgesamt vierte Album der Nordmänner- und Frau und zeigt, dass die Truppe schon einiges an Erfahrung im Songwriting, das vor allem von Sängerin Heidi Solheim stammt und vor allem Herzblut vorhanden ist. Schon der Opener „You Are The One“, das durchzogen mit funky Riffing ist, wird inbrünstig von Heidi vorgetragen, geht gut ins Ohr und hebt die Band dann doch stilistisch eine Spur von den erwähnten Pillen ab. Etwas ruhiger und bedächtiger kommt dafür „The Perfect Crime“ daher, bringt aber nicht minder viel Soul und Stimmgewalt mit. Auf flotte Gitarrenarbeit setzt Espen Elverum Jacobsen, der den 6-Saiter bedient, während „Ghost Case“ wieder bedächtig den Blues-Groove raushaut. Während die meisten Tracks er kurz und ebenso kurzweilig ausgefallen sind, lässt der „Jeckyll & Hyde“ sich in seinen mehr als sieben Minuten reichlich Zeit eine nostalgische 70s Atmosphäre aufzubauen, zwischendurch wird es aber auf jeden Fall wieder reichlich intensiv. Produktionstechnisch setzt man nicht zu sehr auf den Retro-Charme, wirkt aber auch nicht sonderlich modern, also genau richtig um genug Druck und Transparenz zu garantieren.

Fans des intensiven Blues Rock haben mit PRISTINE eine durchaus eigenständige und abwechslungsreiche, wenn auch nicht unbedingt innovative Truppe am Start, von der wir in den nächsten Jahren sicher noch einiges hören werden.