Das Jahr 2016 stand für ENSLAVED im Zeichen des 25-jährigen Bandjubiläums und somit wurde ausführlich getourt, wobei die Progressive Black/Viking Metaller auf ganzer Linie überzeugten. So ein Jubiläum ist auch die beste Gelegenheit um zurückzublicken und ENSLAVED machen dies, indem sie das Debüt-Album „Vikingligr Veldi“ aus dem Jahr 1994 erneut veröffentlichen.

Auch in den Anfängen neigten die Norweger bereits zu überlangen Songs, und so befinden sich trotz einer Spielzeit von 50 Minuten nur fünf Stücke auf diesem Album. Was eigentlich von Anfang auffällt, sind die doch deutlich heftigeren und knarzigeren Growls von Grutle Kjellson, als man sie auf den aktuelleren Werken zu hören bekommt. Dadurch ergibt sich bei den beiden ersten Tracks auch etwas mehr Nähe zum Black Metal als man es vielleicht aktuell gewöhnt ist. Die druckvolle Spielweise ist jedoch gleich geblieben, jedoch kommen kaum Melodien zum Vorschein. Dies ändert sich jedoch ein bisschen bei „Miðgarðs Eldar“, wo zu Beginn Hornklänge ertönen und man auch rhythmischer zu Werke geht. Etwas eigenwillig sind die sphärischen Soundeffekte im zweiten Teil des Tracks, wirken aber nicht störend und das Sturmgeheul zum Ende hin passt dann wieder sehr gut. Danach geht’s jedoch wieder knochenhart und bretternd zur Sache, bevor das Album mit „Norvegr“ ein sehr dynamisches und angenehmes Ende findet.

Es ist echt erstaunlich zu hören, wie ENSLAVED bei diesem Erstlingswerk namens „Vikingligr Veldi“ noch unentschlossen waren, welchen Weg sie gehen sollten. Dieser extrem knallharte Black Metal, der in drei der fünf Tracks vorherrscht, ist heut nicht mehr typisch für ENSLAVED und man beginnt kurz daran zu zweifeln, ob die Songs wirklich von dieser Truppe stammen und nicht von einer anderen True Norwegian Black Metal Band. Aber bei „Miðgarðs Eldar“ und „Norvegr“ ist dann alles klar, das sind genau die Sounds für die die Norweger von ihren Fans geliebt werden. Damit zahlt sich der Kauf dieser Scheibe wieder aus, und es ist ja auch interessant, die bewunderte Band auch einmal in einer anderen Art und Weise zu erleben, sofern man das nicht sowieso schon kennt.