BRUJERIA - Pocho Atzlan
Label: Nuclear Blast
Einst als Band, angeblich bestehend aus mexikanischen Drogendealern, gegründet, wirbelten BRUJERIA Ende der 80er mit ihrem Grindcore, der sich später in groovenden Tribal-Thrash wandelte, mächtig Staub auf. Natürlich stellte sich bald heraus, dass sich hinter der Band nicht nur versierte, sondern auch bekannte Musiker aus aller Welt, die sich in den fast drei Dekaden immer wieder änderten, verbergen. Gegründet wurde das Ganze von Dino Cazares (FEAR FACTORY), im Laufe der Zeit gesellten sich aber Mitglieder unter anderem von NAPALM DEATH, CARCASS, ARCH ENEMY, NILE, AT THE GATES, FAITH NO MORE und SOULFLY dazu bzw. verschwanden wieder. Zwar löste sich die Band nie komplett auf, doch recht viel war in der letzten Zeit nicht mehr los, ehe BRUJERIA mit einem Knall in Form von „Viva La Trump“ zurückkehrten und man nach sage und schreibe 16 Jahren den Nachfolger zu „Brujerizmo“ ankündigte.

Dino Cazares stieg zwar 2005 aus, was viele für das Todesurteil der Pseudo-Mexikaner hielten, doch auch „Pocho Atzlan“ zeigt, dass wo BRUJERIA drauf steht, Mexiko auch drin ist. Die Band hat auch heute noch einen unheimlichen Groove, der mit brutaler Attitüde und auf spanisch gehaltenen und sozialkritischen Texten das Grundgerüst von BRUJERIA bildet. Doch die Supergroup knüppelt nicht nur wüst drauf los, sondern hat auch so manch Überraschung, wie den bombastischen Part in „Angel De La Fronter“ oder die an ein Kinderlied, das einem Horrorfilm entsprungen sein könnte, erinnernden Vocallines im Titeltrack, zu bieten. Das erste große Highlight findet man aber im ultragroovenden „Plata O Plomo“, mit dem man einmal mehr dem kolumbianischen Drogenkartell den Narcos bzw. dessen Anführer Pablo Escobar Tirbut zollt. Thema ist die Titelgebende Phrase, die er damals zu seinem Markenzeichen machte und soviel wie „Silber oder Blei“ bzw. „Bestechung oder Tod durch Kugeln“ bedeutet.

Musikalisch bringt der Track einfach alles mit, was man von der Truppe kennt und mag, was diesen zum perfekten Anspieltipp macht. „Satongo“ geht da im Anschluss noch etwas derber zu Werke und lässt Frontmann Juan Brujo (bürgerlich: Juan Lepe) richtig fies brüllen. Dazu kommt ein nie dagewesener, düsterer Einschlag, der fast über dem ganzen Album schwebt und sich mal mehr, mal weniger bemerkbar macht. Bei „Bruja“ lässt man Dinos Ausscheiden zum Trotz mit kalten Sounds zu Beginn leichte Erinnerungen an FEAR FACTORY aufkommen, ehe man mit „Mexico Campeon“ mit Highspeed und recht punkig zu Werke geht. Eine weitere Überraschung stellt das DEAD KENNEDYS-Cover „California Über Aztlán“, (California Über Alles), das schon SIX FEET UNDER damals auseinandernahmen, dar. Ein erfrischender und würdiger Abschluss dieses kleinen Highlight des Extreme Metal. Schade nur, dass es die vorangegangene Single „Viva La Trump“, in dem der US-Präsidentschaftskandidat aufgrund seiner rassistischen Haltung von vorne bis hinten auseinandergenommen wird, nicht auf das Album geschafft hat.

Wer nach 16 Jahren eine geniales Meisterwerk oder die große Revolution von BRUJERIA erwartet hat, der wird vielleicht enttäuscht werden, denn die Band steht auch nach mehr als eineinhalb Dekaden für dasselbe wie eh und je. Fetten, groovenden Extreme Metal mit politischer Aussage, spanischen Texten, aber auch einer Prise Humor – alles natürlich auf hohem Nivaeu. Das längst überfällige Comeback der mexikanischen Drogendealer, die mittlerweile aus neun Mitgliedern, darunter nach wie vor die Mitbegründer Juan Brujo (Juan Lepe), Hongo (Shane Embury), Pinche Peach und Fantasma (Pat Hoed) befinden, ist mehr als gelungen und lässt auf weitere Veröffentlichungen in nicht allzu ferner Zukunft hoffen.

www.brujeria.com


6 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Pocho Aztlan
2. No Aceptan Imitaciones
3. Profecia Del Anticristo
4. Angel De La Frontera
5. Plata O Plomo
6. Satongo
7. Isla De La Fantasia
8. Bruja
9. Mexico Campeon
10. Culpan La Mujer
11. Codigos
12. Debilador
13. California Über Aztlan (DEAD KENNEDYS Cover)
Gesamtspielzeit: 46:00

maxomer
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Beitrag vom 13.09.2016
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