MEAT LOAF - Braver Than We Are
Label: Caroline (Universal Music)
Marvin Lee Aday, besser unter seinem Alter Ego MEAT LOAF bekannt, meldet sich nach diversen Abschieden von der Bühne und nach seinem letzten Live-Zusammenbruch am 16. Juni diesen Jahres, mit einem neuen Studioalbum zurück. Und er bestreitet das neue Album zum vierten Mal mit dem Komponisten und Erfolgsproduzenten Jim Steinman, mit dem er schon legendäre Alben wie „Bat Out Of Hell“ oder Dead Ringer“ herausgebracht und damit Rockgeschichte geschrieben hat. Jim Steinman zeichnet sich auch für die musikalische Untermalung des Musical „Tanz der Vampire“ verantwortlich. Und seine Partnerin ist Ellen Foley, mit der er das geniale Duett „Paradise By The Dashboard Light“ 1977 eingesungen hat. Na das kann ja nur gut werden, also frisch und froh ans Hören.

Der erste Track „Who Needs The Young“, den MEAT LOAF als besten Opener für dieses Album lobpreist, beginnt schon mal vielversprechend mit einem bluesigen Intro, das nach ca. 15 Sekunden in eine Zirkusmusik übergeht und dann ab 1:20 setzt MEAT LOAF mit dünner Stimme ein und es ergießt sich eine Kakophonie über mich, die jeder Beschreibung spottet. Na wenn das der ideale Opener für dieses Album war (den Steinman schon 1969 für sein Musical „The Dream Engine“ geschrieben hat), dann bin ich Mal gespannt wie es weitergeht.

Endlich setzt beim zweiten Song („Going All The Way“) das altbekannte Steinman Klavierspiel als Intro ein und auch die Harmonien die jetzt meine Ohr streicheln, lass ich mir gefallen. Dann beginnt MEAT LOAF zu singen und wieder kommt nur ein dünnes Stimmchen aus den Lautsprechern. Und das Ganze wird dann noch unterstrichen, wenn Ellen Foley einsetzt und MEAT LOAF an die Wand singt, dass es nur so eine Freude ist. Foley rettet auch diesen über elf Minuten dauernden Song über die Runden.

Auf dem Cover prangt auch „ALL SONGS BY JIM STEINMAN“ und das stimmt schon, aber es handelt sich nur um alte, bereits in irgendeiner Form oder von anderen Künstlern veröffentlichten Stücken, die Steinman irgendwann komponiert hat und jetzt mit MEAT LOAF neu arrangiert oder die Texte umgeschrieben hat. So auch bei Song #3 und #4 der Fall. „Speaking In Tongues“, wieder von „The Dream Engine“ und „Loving You Is A Dirty Job”, den schon BONNY TYLER anno Schnee als Hit verbuchen konnte und über den MEAT LOAF in einem Interview sagt er wäre dazumals extrem schlecht produziert geworden und hätte sich eine Neuversion verdient. Ich kann dazu nur sagen, ich hör mir die TYLER-Version zehn Mal lieber an als dieses Arrangement, dass wieder nur von der Duettpartnerin über die Runden gerettet wird. Dann folgen zwei unbekanntere Songs aus der Feder Steinmans, denen man aber beim ersten Reinhören gleich ankennt, warum sie unbekannt geblieben sind. Denen folgt „More“, ein Song den Steinman 1990 für THE SISTER OF MERCY geschrieben hat und auch in dieser Version jedem bekannt sein sollte. Diese Version ist so unnütz, wie selbst mitgebrachtes Bier am Oktoberfest. Mit „Godz“ treiben es die zwei wieder auf die Spitze des Unerträglichen und Unhörbaren und treibt einem sofort zum nächsten Lied „Skull Of Your Country“, das einem nach kurzer Zeit sehr vertraut vorkommt, wird wohl an der Textzeile „Turn around, Bright Eyes“ liegen, die wiederum aus einem Steinman Hit (“Total Eclipse Of The Heart“) stammt, aber sonst wird nicht wirklich viel geboten, außer dass man ständig auf die rauchige Stimme BONNIE TYLERs nach der Zeile sehnsüchtig wartet, aber enttäuscht wird, da leider in diese Richtung nichts mehr nachkommt. Der abschließende Track „Train Of Love“, wo Ricky Medlocke (LYNYRD SKYNYRD, BLACKFOOT) die Slidegitarre bedient, macht das Kraut auch nicht mehr fett.

Das ganze Album ist eigentlich ein Griff ins Klo und MEAT LOAF hätte gut daran getan seine Karriere zu beenden, als er es noch mit erhobenem Haupt machen konnte. Er kann ja nichts für seine Erkrankung an Parkinson, aber ich frage mich warum er sich selber so quält und sich immer wieder selbst demontiert. Egal ob auf der Bühne oder mit schlechten Livealben (Guilty Pleasure Tour von 2012 zB. - ich weiß bis heute nicht, was in Einem vorgehen muss, dass man so etwas auf seine Fans loslässt und ihnen das Geld aus der Tasche stiehlt) oder jetzt auch mit diesem Studioalbum. So vergraulst du dir deine alten Fans und neue wirst du mit solchen Machwerken keine dazugewinnen. Und auch wenn du in deinen aktuellen Interviews sagst, dass auf dem Album eigentlich nicht MEAT LOAF singt, sondern du deine schauspielerische Leistung zum Besten gibst und somit jedes Lied individuell gestaltest bzw. eingesungen hast, dann sag ich dir als alter Fan auf den Kopf zu, da lügst du dir in die eigene Hosentasche. Denn deine Stimme klingt bei jedem Lied gleich dünn und zittrig und spiegelt gar nichts mehr aus deinen Glanzzeiten wieder. Du hast genug geleistet für die Rockmusik, lehn dich zurück und genieße so gut es geht deinen wohlverdienten Lebensabend.

Das Gleiche gilt für Herrn Steinman. Er ist ja bekannt dafür, dass er sein erstes Musical und die CD „Bad For Good“ zig Mal recycelt hat, aber ich glaube langsam reicht es. Auch bei Großartigem bleibt beim zweihundertsten Recycling nur mehr der Bodensatz übrig.

meatloaf.net


2 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Who Needs The Young
2. Going All The Way
3. Speaking In Tongues
4. Loving You Is A Dirty Job
5. Souvenirs
6. Only When I Feel
7. More
8. Godz
9. Skull Of Your Country
10. Train Of Love
Gesamtspielzeit:

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Beitrag vom 09.09.2016
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