Kurskorrektur im Hause ECLIPTICA. Nachdem die Wiener zwei ambitionierte und stilistisch eigenständige Werke in Form von „Impetus“ (2008) und dessen Nachfolger „Journey Saturnine“ (2011) veröffentlichten, beschreitet man nun auf dem Drittwerk „Ecliptified“ überraschend andere Pfade.
„Impetus“ gefiel mir mit seinem ambitionierten Power Rock, der verdammt gut ins Ohr ging, auf Anhieb. „Journey Saturnine“ brauchte etwas mehr Anlauf, spielte sich jedoch auch in mein Herz. Was ich nun von „Ecliptified“ halten soll, weiß ich ehrlich gesagt nach vielen Durchläufen noch nicht so ganz. Positiv ist der erste Eindruck dahingehend, dass die Wiener nichts an Energie verloren haben, denn „Welcome To The Show“ drückt flott und voller Spielfreude aus den Boxen. Die andere Seite des Ganzen ist aber, dass ECLIPTICA nun dem schmalzigen Glam Rock verfallen sind. Dahin ist der einzigartige Soundmix der beiden Vorgänger. Frontmann Tom Tieber ist oftmals nicht wieder zu erkennen, was aber auch positiv gesehen werden kann, denn hier gibt er die bisher vielseitigste Leistung ab, während Kollegin Sandra Urbanek immer mal wieder einen auf DORO macht.
Hört man sich das heavy „Hate The Pain“ an, wird schnell klar, dass sich die Band in Sachen Gesangsverteilung wirklich Gedanken gemacht hat, denn die Duetts sind eines der Highlights dieser Platte. Aber auch das ambitionierte Gitarrenspiel sowie die Spielereien am Keyboard, die im Hintergrund immer wieder auftauchen, machen „Ecliptified“ zu einer durchdachten Angelegenheit. Sieht man über den Wandel der Truppe hinweg, bekommt man somit ein durch und durch rundes Album, das zudem mit einem keine Wünsche offen lassenden Sound daher kommt. Doch immer wieder kommt einem das Gefühl, dies oder jenes irgendwo bereits gehört zu haben, in den Sinn. So auch beim gefühlvollen Ohrwurm „Round´n´Round“, bei dem Sandra das Ruder fast komplett übernimmt und die kitschigen Synthies etwas zu aufdringlich ausgefallen sind. In Richtung 80s Pop-Rock geht es dann mit „One For Rock´n´Roll“ und „Rock´n´Roll Medication“; Bands wie WHITESNAKE oder MEAT LOAF, wie bei der Ballade „Need Your Love“ lassen immer wieder grüßen. Da kommt das furiose Instrumental „Persephone“, das auch ein Gus G. hätte veröffentlichen können, schon überraschend. „Hero Of The Day“ zeigt mir aber dann doch, dass die Wiener es nach wie drauf haben mich zu überraschen. Nach QUEENS „Show Must Go On“, vergreift man sich zudem nun an „Sleeping In My Car“ von ROXETTE, was irgendwie doch zur Kurskorrektur auf „Ecliptified“ passt.
„Ecliptified“ macht es mir wirklich nicht leicht. Auf der einen Seite haben wir ein abwechslungsreiches und durchdachtes Album voller Ohrwürmer, bei denen live die Post abgehen wird, jedoch werfen ECLIPTICA dafür einige wichtige Trademarks über Board, verlieren an Eigenständigkeit, wirken stellenweise aufgesetzt und nerven manchmal sogar mit etwas zu viel Kitsch.
www.ecliptica.at
4.5 von 7 Punkten
Tracklist: 1. Welcome To The Show 2. Hate The Pain 3. Round N Round 4. Road To Nowhere 5. One For Rock´n´Roll 6. Need Your Love 7. Persephone 8. Hero Of The Day 9. Trip 10. Rock´n´Roll Medication 11. No Surrender 12. For Good 13. We Rock 14. Sleeping In My Car (Roxette) Gesamtspielzeit: 56:00
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Beitrag vom 05.12.2015 Zurück
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