Quasi als Lückenfüller haben VARG vor ihrem nächsten Full-Length Album „Das Ende Aller Lügen“ diese EP raus gebracht, die auf den vertrauten Namen „Rotkäppchen“ hört. Das kommt einigen hier bekannt vor? Kein Wunder! Denn auf der 2011er „Wolfskult“ gab es bereits einen Song der so hieß. Und genau um diesen geht es hier vorrangig. Auf der EP „Rotkäppchen“ gibt es das Stück in 6 (ja wirklich!) verschiedenen Versionen. Als Bonus hat VARG noch zwei unveröffentlichte Songs auf die CD gepresst, die anderweitig nicht verfügbar sein werden. Also auch nicht auf dem nächsten Album!

Aber kommen wir zuerst zu den einzelnen „Rotkäppchen“-Variationen:
„Rotkäppchen 2011“: Das Original, wie man es von der „Wolfskult“ kennt. Ein sehr eingängiger Song, der schön nach vorne losgeht und nebenbei recht druckvoll produziert wurde. Es sei zu erwähnen, dass es sich lyrisch um eine Neuinterpretation des altbekannten Grimm-Märchens handelt. Nur das aus VARGs Sicht der Wolf das Opfer und Rotkäppchen eine blutdurstige Bestie ist.

„Rotkäppchen 2015“: Insgesamt kommt diese Fassung etwas verspielter als das Original daher. Wie auch dort gibt sich hier Anna Murphy von ELUVEITIE die Ehre und wertet das Ganze musikalisch gut auf. Frekis Gesang klingt eine Spur fieser als im Vorgänger, auch die Instrumente sind klarer aufgenommen. Dennoch gibt es auch einen kleinen Wermutstropfen im Gesamtbild. Dem Song fehlt es entschieden an Druck. Für ein neu aufgenommenes Stück tröpfelt er recht dünn durch die Boxen. Da hätte man gerne noch einen drauflegen können!

„Rødhette“/“Red Riding Hood“: Musikalisch exakt wie die 2015er Version, gesanglich ein wenig anders. Nämlich einmal auf norwegisch (feat. TROLLFEST) und einmal auf englisch (feat. Christopher Bows, ALESTORM). Verstehen kann man vom Text nicht mehr wirklich viel, was allerdings weniger an der Sprache (zumindest englisch hatte ich mir zugetraut), als mehr an der Schnelligkeit des Textes liegt.

„Rotkäppchen 2015 Karaoke“: Da kann man einfach nicht mehr zu sagen, als das es eben ein reines Instrumental ist. Wer sich also mal stimmlich an diesem Song versuchen möchte, kann es hiermit tun.

„Rotkäppchen Im Bierzelt“: Da VARG ja Bayern sind, darf natürlich auch eine Bierzelt-Version nicht fehlen. Ehrensache! Die hat auch mal dezente 17 Minuten Spielzeit. Es fehlt wie in der Karaoke-Version der Gesang. Musikalisch ist es auf volkstümlich getrimmt worden. Das ist anfänglich auch noch lustig, wird aber nach 5 Minuten ziemlich nervig. Es macht den Eindruck, als hätte der Tonmensch Spaß am Loopen gehabt. Somit zieht sich sich dieser Ableger „Rotkäppchen“s tierisch in die Länge und kommt ein wenig wie ein gezwungener Lückenfüller daher.

Kommen wir nun zu den beiden Bonus-Songs auf der EP. „Ein Tag Wie Heute“ knallt in gewohnter VARG-Manier aus den Boxen. Mir liegen zwar keine Lyrics vor, aber das was man verstehen kann, weckt ein gewisses Ab-in-die Schlacht-Gefühl und lädt zum Mitgröhlen ein. Schützenhilfe leistet in diesem Stück Dom R. Crey von EQUILIBRIUM. Musikalisch recht eingängig, kommt„Abendrot“ etwas düster daher und tendiert für mich thematisch am ehesten in Richtung der Stücke auf dem „Guten Tag“-Album.

Für VARG-Enthusiasten kann man diese EP uneingeschränkt empfehlen. Auch wenn die Bierzelt-Version sehr gewöhnungsbedürftig erscheint und ein wenig den Eindruck weckt, man hätte die Spielzeit der Scheibe künstlich in die Länge ziehen wollen. Leute, die auf der Suche nach einem vollwertigen Album sind, sollten sich an die entsprechenden Full-Length Alben von VARG halten.