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ERSTE ALLGEMEINE VERUNSICHERUNG - Werwolf-Attacke! (Monsterball Ist Überall...)
Label: Ariola (Sony Music) |
Die ERSTE ALLGEMEINE VERUNSICHERUNG gehört zu meiner Kindheit wie Lego, blutige Knie, Eiscreme oder Transformers, deswegen ist es immer wieder schön etwas Neues von dieser Kulttruppe zu hören. Auch wenn die goldenen Zeiten vorbei sind und einige wichtige Mitglieder der Truppe den Rücken kehrten, ist die EAV aktueller denn je. Sei es dank Ulknudel Klaus Eberhartinger, der im TV bei diversen Shows unterwegs ist, unzählige Konzerte durch deutschsprachige Regionen oder im Radio, die EAV waren nie wirklich weg. Und wer sich jetzt wundert warum die EAV bei earshot.at berücksichtigt wird, der sollte sich zum Beispiel „Liebe, Tod und Teufel“ einverleiben, bei dem Herr Spitzer die E-Gitarre würgt, dass es eine Freude ist.
Die zwei Bandköpfe Klaus Eberhartinger und Thomas Spitzer sind seit 32 Jahren ein kongeniales Duo und das Um und Auf der Band, unzählige Songs, die fast jeder mitsingen kann, pflastern den Weg der Combo, doch leider waren die letzen Werke der Österreicher keine Offenbarungen, auch wenn durchaus ein paar nette Songs darunter waren. Natürlich ist es schwer ein „Liebe, Tod & Teufel“, „Geld oder Leben!“ oder „Spitalo Fatalo“ aus der frühen Schaffenszeit wieder aus dem Hut zu zaubern, darum war ich auf den neuesten Streich der Truppe mit dem Titel „Werwolf-Attacke!“ umso gespannter, ob der Flair aus den alten Zeiten noch vorhanden ist.
Und eines gleich vorweg, ich war positiv überrascht nach dem ersten Durchgang, den das Feuer brennt noch bei der EAV. 20 Songs oder kabarettistische Einlagen sorgen für beste Unterhaltung von Beginn an. Ausfälle halten sich in Grenzen und wie man es von der Band gewohnt ist, wird kein Blatt vor dem Mund genommen. Sozialkritische Texte verpackt in mitsingbare Refrains gehören seit jeher zum Repertoire von Thomas und Klaus, so wurde damals die katholische Kirche mit „S’Muaterl“ verärgert und „Burli“ war ebenfalls ein riesiger Skandal. Auch im Jahr 2015 bekommen Politiker, Banken, diverse Prominente und die EU ihr Fett weg. Gleich zu Beginn geht ordentlich die Post ab, die Eröffnungsnummern „Werwolf-Attacke!“ und „Bankrott“ können sofort überzeugen. Erst genannte Nummer beschäftigt sich mit der Radikalisierung Europas, wo hingegen sich die Folgenummer das Thema Währungskrise vornimmt und an „Geld oder Leben“ aus dem Jahr 1985 erinnert. Es scheint allgemein so, als ob man sich vom älterem Material inspirieren ließ, den es fallen immer wieder Verweise an Klassiker auf. Bei „Bankrott“ sticht besonders Gitarrist Thomas Spitzer heraus, der zum Schluss ein ordentliches Solo serviert und mit seiner tiefen Stimme den Refrain dominiert.
Nach all den Jahren ist es nun schon Tradition, dass als kleine Pausenfüller zwischen den Liedern einminütige Humoreinlagen serviert werden. „Zeigefinger“, „Dame Europa“ oder das zum niederknien lustige „Notkäppchen“ sorgen für Lacher oder regen zum Nachdenken an.
Frontmann und Entertainer Klaus Eberhartinger ist mit seinen 64 Jahren, die man ihm nicht ankennt, nach wie vor ein genialer Sänger und klingt wie vor 30 Jahren. „Theater Um Die Kunst“ ist eine feine Nummer, die eine Fortsetzung von „Nie Wieder Kunst“ aus 1994 sein dürfte und zeigt wieder grandios, dass die Burschen nicht alles so ernst nehmen. Weitere Highlights sind „Hunger“, bei dem alle Spezialitäten verarbeitet wurden die einem so einfallen, „Babuschka“ bei dem es wieder die Russen trifft und „“Was Ist los“ bei dem das Internet aufs Korn genommen wird und auch Al Bundy einen Gastauftritt hat.
Etwas schwächer sind das langsamere „La Loba“, das bei mir nicht hängen bleiben will und „Zugriff“, bei dem der Refrain etwas nervig ist. Aber verkraftbar. Dass auch ein Thomas Spitzer ein guter Sänger ist, beweist „Unscheinbarar Bua“, das von einem Außenseiter handelt der in das rechte Milieu abdriftet. Auch hier wieder eine Song, der zum Nachdenken anregt und sehr gelungen ist. „Maschine“ dürfte eine Hommage an RAMMSTEIN sein, zumindest sind Ähnlichkeiten zu erkennen und ist auch der härteste Song auf „Werwolf-Attacke!“. Ein weiteres Schmankerl ist der Besuch eines alten Bekannten. So treffen wir 2015 erneut aufn Burli in „Miss Fuckushima“. Sehr amüsant zu erfahren was aus dem Burschen wurde. Zum Ende erwischt es die Volksmusik und die Tracht, die bei „Lederhosen-Zombies“ aufs Korn genommen werden und gewaltig für Lacher sorgt, wurden doch von diversen Medien in dem Song einige Querverweise auf Andreas Gabalier gefunden, was für manch Trubel unter dessen Fans und wüsten Beschimpfungen in Richtung EAV und Eberhartinger sorgte. Den Abschluss darf Thomas mit „Der Oide Wolf“ bilden, bei dem der nun auch schon 61-jährige sehr melancholisch singt und ein würdiges Finale abliefert.
Die EAV meldet sich eindrucksvoll zurück und zeigt sich so kreativ wie schon seit Jahren nicht mehr. Auch wenn ich einigen ehemaligen Mitgliedern wie Eik Breit, Nino Holm oder den viel zu früh verstorbenen Andy Töfferl noch immer nachtrauere, freu ich mich trotzdem auf die Werwolf-Attacke Tour 2015, die die Jungs auch nach Linz in die Tips Arena bringt. Fans der guten Unterhaltung und der Kulttruppe müssen fast zugreifen.
www.eav.at
Beitrag vom 23.01.2015 Zurück
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