ENGEL - Raven Kings
Label: Gain Music
Aktuell ist Niclas Engelin mit IN FLAMES in der Weltgeschichte unterwegs, dass er da Zeit für seine eigene Band ENGEL hat, überrascht schon sehr. Dass er aber Abstriche machen muss zeigt schon, dass er weder auf den Promo-Fotos zu sehen ist, noch im aktuellen Video zu „Salvation“ mitwirkt. Fans der Truppe können aber aufatmen, denn trotz dieses Umstands und Sängerwechsel, erstrahlt ENGEL auf dem Viertwerk „Ravenkings“ in gewohnter Stärke!

Als die Melodic Deather bekannt gaben, dass Magnus Klavborn die Band verlassen würde, war natürlich Skepsis angebracht, mit Mikael Sehlin wussten gerade Fans von DEGRADEAD, dass sich Niclas hier einen absoluten Profi, der die Fußstapfen mühelos ausfüllen würde, geholt hat. Ob es nun an der doch ziemlich anders klingenden Stimme und dem dazugehörigen Gesangsstil liegt, ist schwer zu sagen, doch ENGEL hat sich definitiv auch musikalisch weiterentwickelt. Die industriellen Elemente wurden weitestgehend zurückgeschraubt, so dass der moderne Göteborg Death Metal mit dichter Atmosphäre mehr denn je im Vordergrund steht. Vergleiche mit neueren IN FLAMES sind unvermeidbar, aber nicht immer ganz angebracht. Wer die Werke von DEGRADEAD kennt, weiß dass Mikael eine ähnliche Growl-Stimme hat wie Anders Fridén und auch das eine oder andere Riff oder Synthie könnte von der Zweitband von Niclas stammen, doch ENGEL zeigen sich auch hier eigenständig wie eh und je. Niclas beweist sein Talent als Songwriter und bietet fette und heavy tönende Schweden-Riffs, die hier und da mit Synthies und Keyboards unterlegt sind, während Mikael passend dazu brüllt und im Chorus abwechslungsreiche cleane Gesangslinien liefert. Zwar wirkt „Ravenkings“ in den ersten Durchgängen etwas sperrig, doch die eingesetzten Melodien und Refrains zeigen schon bevor sie entgütlig zünden, dass da einiges auf uns zukommt.

Herrlich dynamisch führen die Schweden durch die elf Songs. „Salvation“ drückt thrashig mit modernem Riffing nach vorne, mündet aber im Chorus in einer gelungenen Melodien-Explosion, die schnell ins Ohr geht. Zwischendurch wird wunderbar mit dem Tempo variiert. „Your Shadow Haunts Me“ ist sehr spannend aufgebaut und zeigt Fronter Sehlin vielseitig und emotional, ehe man mit „Denial“ einen tollen Kopfnicker bietet, der aber etwas Zeit in Anspruch nimmt um richtig zu zünden. Wie schon erwähnt ist Dynamik der Trumpf und so wechselt man zwischen mitsingkomplatiblen MidTempo Parts und aggressiven UpTempo-Attacken, während man mit so manch Break oder ganz ruhigem Moment einen gelungenen Kontrast, sowie die eine oder andere Verschnaufpause einbaut. Nur „I Am The Answer“ bricht aus dem Schema komplett aus und zeigt sich als atmosphärisches Intermezzo, dem aber irgendwo der letzte Kick zu fehlen scheint. Zum Mitbrüllen lädt das verdammt emotionale „When The Earth Burns“ ein, während man gegen Ende mit „Broken Pieces“ und „Hollow Soul“ noch überraschend eingängige Songs bietet. Coole Melodien und außergewöhnliche Gesangslinien machen diese Tracks noch zu späte Highlights, die fast etwas süchtig machen.

Auch wenn „Ravenkings“ etwas länger gebraucht hat um vollends zu aufzugehen, oder vielleicht auch gerade deswegen, ist das vierte Album der Schweden trotz Zeitmangels seitens Niclas und überraschendem Sängerwechsel, ein absolutes Highlight im Genre des Melodic Death Metals aus Schweden. Wem die neue IN FLAMES zu soft, experimental oder poppig war, der greife bedenkenlos zu ENGEL.

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6 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Salvation
2. Your Shadow Haunts You
3. Denial
4. Fading Light
5. My Dark Path
6. I Am The Answer
7. When The Earth Burns
8. End Of Days
9. Sanctuary
10. Broken Pieces
11. Hollow Soul
Gesamtspielzeit: 39:56

maxomer
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Beitrag vom 28.11.2014
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