BETRAYER F.T.M. ist die gefühlte 200ste Reinkarnation der NWOBHM. Da fragen sich sicher viele „Wer braucht das noch?“, gibt es doch auch heute noch so manch lebende Legenden, die immer wieder das Keep It True und diverse andere Genrefestivals beackern. Im Falle dieser seit 2005 existierenden Kombo ist vielleicht interessant, dass diese aus Kolumbien, einem in unserem Breitengrade, was Metal betrifft, eher unbekannten Land.

Neben typischen NWOBHM Einflüssen wie IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, CLOVEN HOOF, JAGUAR oder GRIM REAPER finden sich auf dem zweiten regulären Werk „Full Blast“ einige Old-School Thrash-Einflüsse á la TESTAMENT, alte METALLICA oder DEATH ANGEL und einen wunderbar urigen Sound. So klingt das Material der Südamerikaner wunderbar altbacken, kantig und wie direkt aus einer Garage in London, Birmingham, Bristol oder einer anderen Stadt von der Insel in den 80ern. Wirklich Neues oder Überraschungen sucht man auf „Full Blast“ zwar vergeblich, doch gerade dank dieses authentischen 80er Charmes macht die Platte wirklich Spaß und kann für Liebhaber schon als Entdeckung gelten oder auf einer Metalparty natürlich für den einen oder anderen Grinser sorgen. Ob das und der Exotenbonus der Band auf Dauer zu Ruhm verhelfen kann, wage ich zwar zu bezweifeln, aber irgendwie klingt es eh nicht so als würden die Herren aus Übersee großartig auf Ruhm und Reichtum mit ihrer Musik hoffen. Da träfen sich das an alte ANTHRAX erinnernde „Thunder In The Sky“ oder das furiose „Green Fire“ noch am besten.

Somit ist „Full Blast“ ein Spaß für die ganze NWOBHM Familie, sofern diese kein Problem mit Garagensound und einem recht eindimensionalen Sänger hat.