So genial und legendär Blues-/Rockgitarrist JOE BONAMASSA (Ex-BLACK COUNTRY COMMUNION) auch ist, in letzter Zeit übertreibt der gute Mann es etwas, denn unter drei Veröffentlichungen im Jahr kommt er selten aus. Zuletzt mit dem Live-Werk „Live In Amsterdam“ mit Beth Hart und dem vorangegangen Studio-Album „SeeSaw“. Aktuell liegt mir das anscheinend zwölfte Solo-Album des US-Amerikaners vor, welches gewohnt starke und abwechslungsreiche Blues-Kost liefert und Fans zufriedenstellen wird. Wie der Mann das unter ständigem Touren möglich macht, ist mir schleierhaft, kommt der Mann ja bereits mit all seinen Bands und Projekten sowie den Live-Veröffentlichungen auf über 30 Releases in 14 Jahren.

Wer nicht genug bekommen kann vom guten Joe, der wird seine Freude haben, denn „Different Shades Of Blue“ zeigt den Gitarristen solide wie eh und je. Da treffen eingängige Melodien und Refrains auf ausschweifende Soli- und Jam-Orgien, während Joe mit seiner angenehmen, aber nicht sonderlich auffallenden Stimme das Material gelungen abrundet. Bevor virtuose Orgien losgehen, beginnt man mit dem Intro „Hey Baby (New Rising Sun)“ zwar schon verspielt inklusive Orgel, aber dennoch relativ entspannt. Mit „Oh Beautiful!“ geht der 37-jährige aber schnell in die Vollen. Gelungener Solo-Gesang mit Hall-Effekt, unheimlicher Groove und lange Instrumentalpassagen sowie einem überlangen Solo zeigen, dass der Mann zur absoluten Spitze des Bluesrock-Genres gehört. Aber dabei bleibt es nicht, im weiteren Verlauf folgen noch klassische Rock-Elemente, Rock´n´Roll, etwas Retro-Charme, Soul und eine gute Portion Funk. Langweilig wird einem auf „Different Shades Of Blue“ in seinen knapp 50 Minuten nie. Auch die Bläser und Percussion-Einschübe machen absolut Spaß und zeigen den Ideenreichtum von Joe wunderbar auf.

Genrefans und Anhänger des Bonamassa kommen um diese Veröffentlichung sowieso nicht herum. Dennoch muss Joe irgendwann mal etwas leiser treten, um nicht einer Überreizung der Fans zum Opfer zu fallen. Bleibt die Qualität jedoch auf dem Niveau, dann können wir uns auf zwei-drei weitere Veröffentlichungen pro Jahr freuen.