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EVERGREY - Hymns For The Broken
Label: AFM Records |
Leicht hatte es Tom Englund mit seinen EVERGREY die letzten Jahre wahrlich nicht. Musste er nach „Torn“ 2010 erstmal drei neue Mitglieder finden, sprangen zwei dieser dann dieses Jahr bereits wieder ab, wurden aber von ihren eigenen Vorgängern und somit Heimkehrern Henrik Danhage und Jonas Edkahl wieder ersetzt. Bassist Johan Niemann blieb der Band aber erhalten. Somit zeigen sich die Schweden wieder fast der gleichen Besetzung die Anfang des Jahrtausends gut acht Jahre hielt. Resultat dieser kleinen Reunion ist das mittlerweile neunte Werk mit dem melancholischen Titel „Hymns For The Broken“.
EVERGREY wirken auf diesem Album aber alles andere als gebrochen, sondern laufen plötzlich zu alten Höchstformen auf, ohne großartig etwas an ihrem Sound zu ändern. Noch immer präsentieren Tom und seine Männer gelungenen Melodic Metal der düsteren Art mit progressivem Einschlag und viel Power. „King Of Errors“ ist eine gelungene Single sowie passender Einstieg nach dem eher verzichtbaren Intro „The Awekening“. Mit großem Spannungsbogen und tollen Keyboardmelodien beginnt der Song und entpuppt sich bald als eingängiger kraftvoller Hit, ehe man mit „A New Dawn“ viel atmosphärischer zu Werke geht. Ein düsterer Keyboardteppich und langgezogene Rhythmik leiten den Song ein, ehe man zwischendurch mit gelungenem Riff Gas gibt, das Tempo aber immer wieder etwas zügelt, ehe man im Chorus die Emotions-Bombe zündet. „Wake A Change“ geht da sogar noch etwas weiter und erzeugt umgehend Gänsehaut. Die Powerballade zeigt EVERGREY in Bestform und überzeugt sowohl mit spannendem Aufbau als auch genialen Melodien und passenden Synthies. Tom wirkt verletzlich und zerbrechlich, aber auch kraftvoll. Dazu kommen immer mal wieder gelungene Experimente wie dezente Samples und ein Kinder- oder Kirchenchor, die hier und da recht stimmig eingebaut wurden und für Spannung sorgen.
Die Schweden wissen aber, dass Dynamik trumpf ist und somit sind mit dem grandiosen „Undertow“, dem Synthie-geschwängerten „Barricades“ und dem leicht thrashigen „The Fire“ auch weitere Songs der härteren Gangart zu finden. Auch „Archaic Rage“ weiß mit Theatralik zu unterhalten, während der Titeltrack mit einer Glanzleistung und vielen Emotionen von Tom nochmal die Essenz dieser Band zu Tage trägt. Nur die Ballade „Missing You“ wirkt etwas gezwungen und belanglos, ehe man mit gleich zwei überlangen Tracks, die die auf diesem Album eher in den Hintergrund gestellte, progressive Schlagseite der Band nochmal etwas hervorheben und zu keiner Sekunde langweilig werden und viel Abwechslung zeigen. Dabei ist man bei „The Grand Collapse“ mit seinen Soundcollagen sehr auf Atmosphäre bedacht, während „The Aftermath“ mit seinen verschiedenen Stimmungen und der eingebauten Steigerung eher eine Geschichte erzählen will.
Egal was EVERGREY in den Weg gelegt wird, sie rappeln sich immer wieder auf und überraschen Kampfgeist und Durchhaltevermögen. Umso persönlicher und zerbrechlicher wirkt „Hymns For The Broken“ an vielen Stellen, weiß aber auch durch Kraft und Energie zu überzeugen. Auch wenn „Torn“ und „Glorious Collision“ als gelungen zu bezeichnen sind, konnte mich das elfte Werk der Nordmänner zum ersten Mal wieder so berühren wie die Glanztaten der Anfangstage.
www.evergrey.net
Beitrag vom 22.09.2014 Zurück
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