Norwegens WARDRUNA gehören zu den geschichtsbewusstesten Bands ihrer Heimat und widmen ihre Kunst der Suche nach Weisheit und Spiritualität. Sie verwenden traditionelle Instrumente und auch die Natur selbst als Soundgrundlage. Dennoch sind die Schubladen Folk oder World für die Gruppe viel zu klein. Gegründet im Jahr 2003 durch den Musiker Kvitrafn, der auch in einigen anderen Bands aktiv war, haben sich WARDRUNA einen ganz besonderen Namen gemacht. Es gibt nur zwei Alben von ihnen und ihr legendäres Debüt "Runaljod – Gap Var Ginnunga" von 2009 erscheint nun auf Vinyl.

Vorgesehen sind zwei Formate: ein schwarzes Gatefold-Doppelvinyl und eine Gatefold-Doppel-Picture-Disc in weißem Vinyl mit rotem Band-Logo. Musik von diesem Album wurde übrigens für die HBO-Serie "Vikings" verwendet.

Gleich zu Beginn erschallt das Rufhorn, das nach einer Weile von einem Saiteninstrument abgelöst wird. Auch bei „Hagal“ ist es ähnlich, bevor chorartiger Gesang einsetzt. Bereits in diesem Moment fühlt man sich in lang vergangene Zeiten versetzt – man kann sich ein verstecktes Dorf im tiefen Wald vorstellen, wo man sich nach getaner Arbeit zu Gesängen trifft. Man hört das Plätschern eines Baches und dazu eher gleichförmige aber doch sehr melodische Musik. Auch ein bisschen Gesang wird zwischendurch eingestreut – einfach nur genial! „Bjarkan“ klingt sehr beschwörerend – tiefer Gesang und das Hauptinstrument dürfte hier eine Art Maultrommel sein. Nach einer Weile kommt eine weibliche Stimme zum Einsatz, die anzuhören einfach nur ein Genuss ist. Danach folgen wieder beschwörende, undefinierbare Gesänge, unterlegt mit Glockengeläut. Ganz ruhige und schlichte Töne die aber wunderbar melodisch sind!

„Thurs“ beginnt mit Meeresrauschen, nach einer Weile setzt wieder Gesang ein – eine Art Sprechgesang eines Mannes, der sehr intensiv klingt und im Hintergrund ein gemischter Chor. Welche Instrumente sie verwenden kann ich leider nicht sagen, aber es klingt nach einem gemütlichen Beisammensein am offenen Feuer. Auf das Meeresrauschen folgt ein plätschernder Bach, mit hämmernden Geräuschen im Hintergrund. Auch bei „Laukr“ ist es ähnlich und dazu gibt es so eine Art Stammesgesang. „Kauna“ hat mit einer ganz anderen Art von Gesang aufzuwarten. Hier ist die Stimme hell und klar und auch weniger gleichförmig - ein sehr netter Kontrast. Dann folgen wieder zwei Tracks mit einer Art folkloristischer Gesänge bevor das Rufhorn zum finalen „Dagr“ ruft. Hier mischen sie noch einmal viele verschiedene Klänge zu einem phänomenalen Ganzen zusammen.

Die Musik von WARDRUNA ist für alle diejenigen bestens geeignet, die urtümliche, nordische Folk Musik mögen. Für Freunde der eher ruhigen Töne die gerne die Augen schließen und sich mit Musik in eine andere, längst vergangene Welt versetzen wollen ist dieses Album perfekt geeignet. Mit Metal hat das Ganze absolut nichts zu tun, aber es ist Musik die fesselt und fasziniert. Welche Instrumente sie dafür verwenden kann ich nicht sagen – ich hab wahrscheinlich noch nie davon gehört, aber WARDRUNA sind wahre Meister darin, allem Möglichen Klänge zu entlocken und das Ergebnis ist einfach nur ein Traum. Auch die verschiedenartigen Gesänge passen perfekt zu den zwar mit einfachen Mitteln gemachten, aber wunderschönen Melodien. Ich kann WARDRUNA wirklich sehr empfehlen – mich haben sie das ganze Album hindurch fasziniert.