Für Nichtkenner von KING CRIMSON, beziehungsweise dessen Erbe, dass sich in verschiedene sogenannte „PROJEKCTs“ unterteilte und mit unzähligen verschiedenen Line-Ups so manch Lebenszeichen von sich gab, kann das alles schon etwas verwirrend sein. Aktuell lebt die Progressiv Rock-Legende als THE CRIMSON PROJECKT weiter. Das heißt: drei Mitglieder verschiedener Ären – namentlich Tony Levin, Adrian Belew und Pat Mastelotto, scharten weitere versierte Musiker um sich und traten in dieser Konstellation mit Material aus den 80ern und 90ern von KING CRIMSON live auf. Eine Intention, neue Stücke zu schreiben oder altes Material umzukrempeln, bestand dabei absolut nicht, man wollte einfach das Erbe von KC nicht sterben lassen und die Musik weiterhin live präsentieren. Dies wird jedoch von Fans gespalten aufgenommen, was vor allem daran liegt, dass ein gewisser Gründer namens Robert Fripp nicht mehr an Bord ist.

Nun gut, wem das alles egal ist und derjenige sich einfach über einen neuen und eigentlich sehr gelungenen Live-Mitschnitt, aufgenommen in Tokyo freut, der kann bei „Live In Tokyo“ eigentlich ohne zu überlegen zugreifen. Gut, Adrian Belew ist sicher nicht der beste oder beliebteste Sänger, der je einen KC-Song live performt hat, doch auch nach 20 bzw. 30 Jahren hat die Musik der Legende nichts an Magie eingebüßt. Es ist nämlich schön, dass sich Gitarrist Tony Levin und seine Mannen natürlich sehr nahe am Original bewegen und nur im Detail ein paar Änderungen zu erkennen sind. Die Atmosphäre, der Sound und die Stimmung auf „Live In Tokyo“ kommt auch sehr gut rüber, während man natürlich über die Setlist streiten kann und es auch schon tut – hat doch jeder seine ganz eigenen Lieblinge. Doch bei mehr als 75 Minuten progressiven Rock vom Feinsten, ist das natürlich nur ein kleiner Makel. Ansonsten gibt es dichte Atmosphäre, wunderbare Melodien und vor allem professionelle Musiker, die auf höchstem Niveau agieren. Und Fans von KC und den Projekcts wissen das natürlich zu schätzen und werden auch der überlangen und ausschweifenden Instrumentalpassagen nicht überdrüssig. Wer sich nun am aktuellen LineUp und an den ganzen Verwirrungen rund um der verschiedenen Besetzungen und Projekcts nicht stört, sondern einfach Songs wie „Thrak“, „Elephant Talk“ oder „Sleepless“ heute noch so lieben wie vor zwei oder drei Dekaden, die werden mit THE CRIMSON PROJEKCTs Live-Output sicher ihre wahre Freude haben. Die ewigen Nörgler bleiben wahrscheinlich eh beim Original. Selber schuld!