LANTLÔS - Melting Sun
Label: Prophecy Productions
„Melting Sun“ nennt sich das nun insgesamt vierte Album von LANTLÔS, der Formation rund um Mastermind Markus „Herbst“ Siegenhorst. Das wirklich schlagend neue ist dieses Mal, dass Herbst nun persönlich die stimmlichen Aufgaben wahrnimmt, nachdem sich Neige (ALCEST) aus dem Projekt zurückgezogen hat. Der daraus folgende Verzicht auf harsches Gekrächze bedeutet auch den Bruch mit den wenigen verbliebenen Wurzeln im Black Metal für LANTLÔS, bildlich veranschaulicht mit dem zeitgleichen Wechsel der Haarpracht Herbsts von wilden langen Haaren auf einen modischen Kurzhaarschnitt.

Der Trennung von Neige zum Trotz finden sich LANTLÔS stilistisch auf „Melting Sun“ plötzlich näher an ALCEST als jemals zuvor und setzt gleichfalls dazu an, die Shoegaze-Welle zu reiten. Atmosphärische Gitarrenklänge und verträumte Gesänge, wobei dabei immer noch die für LANTLÔS typischen Riffansätze erkennbar sind. Stimmlich ist die Leistung von Herbst solide, sein Organ lässt aber den Wiedererkennungswert von jenem von Neige vermissen. Das ist zwar schade, aber eben auch keine Katastrophe. Insgesamt eröffnet die musikalische Neuausrichtung viele Möglichkeiten für ausgiebiges musikalisches Experimentieren, die zu großen Teilen auch genutzt werden. Die rapide Entfernung von jeglicher musikalischer Aggressivität bringt aber leider mit sich, dass man sich vieler Wege beraubt, den Songs druckvolle Passagen zu geben und damit für einen gewissen Drive zu sorgen. „Melting Sun“ ist insofern über 40 Minuten durchgehende Entspannung, die ihren – wenn man so will – Klimax in dem minimalistischen Schlusstrack „Melting Sun VI: Golden Mind“ findet.

Mit Metal im engeren Sinne hat „Melting Sun“ also gar nichts mehr zu tun. Im weiteren Sinne muss man schon beide Augen kräftig zudrücken. Mochte man LANTLÔS speziell für ihren Einsatz von Stilelementen des Black Metal, wird man mit „Melting Sun“ wohl nur schwer glücklich werden können. Dennoch bewegt sich LANTLÔS aller Veränderungen zum Trotz auf dem neu betretenen Terrain so sicher, als ob man noch nie etwas anderes gemacht hätte. Das Überschreiten von Genregrenzen war ohnehin immer schon das Steckenpferd von LANTLÔS. Darin liegt auch eine ihrer großen Stärken, was sie auf „Melting Sun“ wieder zeigen. Polarisierung unter den Fans muss man dabei wohl oder übel in Kauf nehmen. In jedem Falle bleibt aber, dass mit „Melting Sun“ ein neues Kapitel für LANTLÔS anbricht. Das kann man jetzt mögen, muss man aber nicht.

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5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Melting Sun I: Azure Chimes
2. Melting Sun II: Cherry Quartz
3. Melting Sun III: Aquamarine Towers
4. Melting Sun IV: Jade Fields
5. Melting Sun V: Oneironaut
6. Melting Sun VI: Golden Mind
Gesamtspielzeit: 40:42

Asator
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Beitrag vom 21.05.2014
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